Richard Wall

Richard Wall (* 7. Dezember 1953 in Engerwitzdorf) ist ein österreichischer Schriftsteller, bildender Künstler und Übersetzer.

Richard Wall (2019)

Leben

Der in Engerwitzdorf und bei Langschlag im Waldviertel lebende Autor arbeitet literarisch vor allem in den Bereichen Lyrik, Essay, als bildender Künstler vorwiegend im Grenzbereich zwischen Text und Bild, Mischtechnik und Collage.

Seit 1981 werden seine Werke in Ausstellungen präsentiert. Er veröffentlicht seine Bilder und Texte seit 1980 in Anthologien, Kultur- und Literaturzeitschriften und ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung, der IG-Autoren und des Literaturkreises Podium. Wall gehört neben Peter Assmann, Ferdinand Götz und Paul Jaeg der Künstlergruppe Sinnenbrand an.[1]

2019 wurde er als ordentliches Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften in die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste berufen.[2]

Werk

Im Jahr 1989 erschien im Verlag Bibliothek der Provinz ein Reisejournal über Irland Blackthorn / Mit der Sichel das Korn. mit Gedichten von Moya Cannon und Francis Harvey. 1992 folgten im gleichen Verlag unter dem Titel Sommerlich Dorf. Vom schöneren Leben auf dem Lande das fotografisches und literarisches Werk, 1995 der Gedichtband Schwellenlicht Schattenbahn. 1996 folgten Reiseskizzen und Essays von ihm unter dem Titel Steine, Spuren, Labyrinthe. 1997 kam im Ritter Verlag die HerzAsphaltMörderGrubenRhapsodie heraus, eine rhythmische Prosa in drei Kapiteln, die kritisch, auch sprachkritisch, das Landleben und die Zeitumstände reflektiert. 1999 wurde das Foto-Essay Wittgenstein in Irland veröffentlicht, ein Werk, in dem sich Wall mit den Arbeitsaufenthalten Wittgensteins in Irland auseinandersetzt und den Einfluss der Landschaft auf das Denken beschreibt. 2000 erschien im Grasl Verlag der Gedichtband Stein- und Neonschrift. Das in Struktur und Charakter an das gleichnamige Kartenspiel angelehnte Siebzehn und Vier erschien 2003. Den Gedichten sind jeweils lyrische Ausrisse diverser Poeten vorangestellt, Sätze etwa von Fernando Pessoa, Hans Eichhorn oder Waltraud Seidlhofer. 2004 erschien Richard Walls mit Collagen bebilderter Lyrikband namens Anonyme Inventuren. Ab dem Gedichtband Am Rande konzentrieren sich seine Texte auf die Veränderungen auf dem Lande, auf die Pseudourbanisierung der Dörfer, vor allem des Mühl- und Waldviertels. Unterwegs sein und Bewegung beschreibt Wall in seinem Werk Kleines Gepäck[3]. Seine Kindheit in Oberösterreich beschreibt Richard Wall in Feld, Wiese, Apfel, Stadel, Stall, Sau, Pferd, Kuh, Ofen, Brot oder Holz[4]. Mit dem Thema Land beschäftigt sich Wall auch in dem Band Das Jahr der Ratte, einem Tagebuch über das Jahr 2020, das er 2021 herausgab[5]. Anlässlich seines 70. Geburtstages veröffentlichte er im Dezember 2023 sein Buch In Bewegung[6][7].

„Der reflektierende Augenmensch Wall wird so zu einem Bewahrer der Bilder der bäuerlichen Welt, ähnlich wie ein anderer lyrischer Bewahrer, der Sachse Wulf Kirsten.“ Klaus Gasseleder im Freibord, Wien

„Das ist das Schöne an Walls Kunst, dass er behutsam und frei wie Kramer den Blick auf das Abseitige richtet, auf Verrichtungen, Empfindungen, gegenstände, sie aus der Isolation herausbricht, ihnen die Bedeutung zurückgibt, der sie verlustig gegangen sind.“ Erich Hackl, Spectrum Die Presse.

Werke

  • Blackthorn / Mit der Sichel das Korn. Irisches Reisejournal mit Gedichten von Moya Cannon und Francis Harvey, Linz/Weitra 1989.
  • Schwellenlicht. Schattenbahn. Gedichte (1987–1993). Linz/Weitra 1995.
  • Steine, Spuren, Labyrinthe. Reiseskizzen von Venedig, Irland und Böhmen. Mit Essays über Ezra Pound, Dylan Thomas, Bohumil Hrabal, Ludwig Wittgenstein, Tim Robinson. Linz 1996.
  • HerzAsphaltMörderGrubenRhapsodie. Klagenfurt 1999.
  • Stein- und Neonschrift. Gedichte. Baden 2000 (= Lyrik aus Österreich. Band 84).
  • Klemens Brosch oder eine Einübung ins Unmögliche. Ein Triptychon, Klagenfurt/Wien 2001.
  • Siebzehn und Vier. Gedichte und Balladen, Linz 2003, ISBN 3-85285-111-4.
  • Anonyme Inventuren / Anonymni inventury. Gedichte zweisprachig (tschechisch / deutsch). Übersetzung ins Tschechische von Josef Hruby. 7 Bilder. Pilsen 2004, ISBN 80-86446-15-8.
  • Am Rande. Gedichte 1996–2005. Rimbaud Verlag, Aachen 2006, ISBN 3-89086-606-9.
  • Rom. Ein Palimpsest. Roman. Klagenfurt 2006.
  • Unter Orions Lidern. Gedichte, Löcker Verlag, Wien 2009.
  • Connemara. Im Kreis der Winde. Prosa, mit Fotografien des Autors, Mitter Verlag, Wels 2011.
  • Gehen gegen den Wind. Gedichte. Notate. Stimmen. Löcker Verlag, Wien 2012.
  • Irgendetwas zieht immer weitere Kreise. Bukolische Prosa. Wildleser Verlag, Erlangen 2012.
  • Ausgewählte Gedichte. Richard Wall (= Podium Porträt. Nr. 73). Podium, Wien 2013, ISBN 978-3-902886-08-8.
  • Kleines Gepäck. Unterwegs in einem anderen Europa. Kitab Verlag, Klagenfurt 2013, ISBN 978-3-902878-06-9.
  • Streith, Gedichte, Neue Lyrik aus Österreich. Band 6, Verlag Berger, Horn 2014.
  • In der Leere das Sitzen. In der Drift der Tage. Kurzprosa. Löcker Verlag, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-739-6.[8]
  • Feld, Wiese, Apfel, Stadel, Stall, Sau Pferd, Kuh, Ofen, Brot oder Holz. Bruchstücke einer Biographie. Mit Offsetlithographien von Andreas Ortag. Edition Thurnhof, Horn 2015.
  • Achill. Verse vom Rande Europas. Gedichte auf Englisch und Deutsch. Mit Mischtechniken von Martin Anibas. Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2016.
  • Gehen. Stadtlichter Presse, Wenzendorf 2019, ISBN 978-3-947883-06-6.
  • Streumond und Nebelfeuer. Gedichte, Löcker Verlag, Wien 2019, ISBN 978-3-85409-960-4.[9]
  • Am Äußersten. Irlands Westen, Tim Robinson und Connemara. Wildleser Verlag, Erlangen 2020, ISBN 978-3-923611-83-6.[10][11]
  • Das Jahr der Ratte. Ein pandämonisches Diarium. Löcker Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-99098-082-8.
  • In Bewegung. Annäherung und Begegnungen. Löcker Verlag, Wien 2023, ISBN 978-3-99098-154-2.

Ausstellungen (Auswahl)

Stipendien und Auszeichnungen

  • Romstipendium des Bundeskanzleramtes (2001)
  • Projektstipendium des Bundeskanzleramtes für Rom. Ein Palimpsest (2002)
  • Stipendium des Büros für kulturelle Auslandsbeziehungen des Landes OÖ in Paliano /Latium (2004)
  • Stipendiat in der Villa Stonborough-Wittgenstein-Gmunden (2004)
  • Buchpreis des Bundeskanzleramtes für Rom. Ein Palimpsest (2006)
  • Stipendium mit Atelieraufenthalt im Egon Schiele Art Centrum in Český Krumlov (2007)[12]
  • „Buchprämie 2009“ des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für den Gedichtband Unter Orions Lidern
  • Artist in Residence, Heinrich Böll-Cottage, Achill, Irland (2014)
  • Projektstipendium des Bundeskanzleramtes 2016/17[13]
  • Einladung zum XI. Internationalen Lyrikfestival „Meridian“ in Czernowitz, Ukraine (2020)

Literatur

  • Helmuth Schönauer: Byx – die geheimen Akten der Büchereistelle. Folge 1: Richard Wall. In: Bildungs-Fächer, Innsbruck 1999.
Commons: Richard Wall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sinnenbrand (Memento vom 3. November 2014 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 16. Mai 2016
  2. Eintrag über Richard Wall auf Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste, abgerufen am 10. August 2022
  3. Erich Hackl: Der Sinn unserer Sinne. In: diepresse.at. 9. Dezember 2013, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  4. Literatur in „Premiere“: Kindheit im Aisttal. In: orf.at. 4. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  5. Christian Schacherreiter: Literarische Botschaften aus der Randzone. In: nachrichten.at. 9. November 2021, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  6. Alexandra Millner: Gehen gegen den Wind: Richard Wall zum 70. Geburtstag. In: derstandard.at. 5. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  7. Christian Schacherreiter: Richard Wall: Subtile Zwischenräume in Wort und Bild. In: nachrichten.at. 5. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  8. Alexander Widner: Mit billigem Anzug im Regen stehen. In: diepresse.at. 6. März 2015, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  9. Richard Wall über Land und Landschaft. In: oe1.orf.at. 28. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  10. Unterwegs im Westen. In: oe1.orf.at. 3. Dezember 2020, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  11. Fishing for a lost word. In: diepresse.at. 20. Februar 2021, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  12. Künstler. In: esac.cz. Abgerufen am 11. September 2021 (Liste der Stipendiaten im Egon Schiele Art Centrum).
  13. Bundeskanzleramt, Sektion für Kunst und Kultur (Hrsg.): Kunst- und Kulturbericht 2016. Wien 2017, S. 395 (bda.gv.at [PDF; 8,1 MB]).
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