Richard Rosenheim

Richard Rosenheim (* 1883 in Frankfurt am Main;[1]18. Februar 1964 in New York[2][3]) war ein deutscher Theaterdirektor. In Zeiten, in denen eine Arbeit am Theater nicht möglich war, war er auch Journalist, Sachbuchautor und Hochschulprofessor.

Leben

Rosenheim besuchte das Gymnasium in Prag und studierte dort sowie an der Universität Wien Philologie und Philosophie. Durch seinen Vater, einen bewährten Bühnenleiter, von Jugend auf in alle Zweige der Theaterpraxis eingeführt, begann Rosenheim nach mehrjähriger journalistischer Tätigkeit seine eigene Bühnenlaufbahn 1910 als stellvertretender Direktor und Regisseur an Hans Gregors Komischer Oper in Berlins Friedrichstraße. Anschließend wirkte er in denselben Funktionen neben Leopold Jessner am Thalia-Theater in Hamburg, um schließlich auf Jessners Vorschlag hin 1916 den Posten des Schauspielintendanten am Ostpreußischen Landestheater in Königsberg anzutreten. Mit Uraufführungen, ausgedehnten zyklischen Veranstaltungen wie der „Gerhart-Hauptmann-Woche“, der „Wedekind-Woche“ oder dem „Monat der Lebenden“ und seinen eigenen für Furore sorgenden Inszenierungen von Klassikern und modernen Stücken führte er das Haus innerhalb kürzester Zeit zu hohem Ansehen, sodass es selbst im Ausland hieß, die Königsberger Bühne sei unter „Rosenheims Leitung eine vorbildliche Stätte wirklicher Ensemblekunst geworden, deren Ruf sich in Deutschland und über dessen Grenzen hinaus einmütige Anerkennung errungen hat“.[1]

So fiel es dem Verwaltungsrat der Zürcher Schauspielhaus AG nicht schwer, ihn aus der Bewerberschar für den ausgeschriebenen Posten als Direktor auszuwählen.[1] Zum Ende der Spielzeit 1925/26, in der er auch in Berlin im Lessingtheater mit Paul Wegener als Götz von Berlichingen gastierte, verließ er Königsberg in Richtung Zürich. 1934 beendete er dort seine Tätigkeit und ging nach Rehovot in Palästina, wo er zunächst zwei Jahre lang als Schreiner arbeitete.[4]

Anfang 1936 gründete er zusammen mit Benno Fränkel alias Benno D. Frank, der bereits in Tel Aviv die Palestine Chamber Opera aufgebaut hatte, in Haifa das Theatron Ivri (Hebräisches Theater).[5] Während sich die Operntruppe einiger Nachfrage erfreute und wirtschaftlich einigermaßen über Wasser halten konnte,[5] war dem hauptsächlich aus nicht akzentfreien Einwanderern aus Deutschland, den sogenannten Jeckes, bestehenden Theaterensemble ein schnelles ruinöses Ende beschieden.[4] Rosenheim verließ das Land und reiste nach Prag, wo er als Herausgeber der deutschsprachigen Zeitung Bohemia, für die er früher schon geschrieben hatte, und als Dozent an der Universität aktiv war.[4]

Im August 1939 emigrierte er in die Vereinigten Staaten. Etwa ein halbes Jahr später fand er eine Anstellung am The New Theatre Studio of Drama and Music in New York[6] und 1952 legte er eine grundlegende, auf Englisch und 1958 auch auf Deutsch erschienene, Weltgeschichte des Dramas vor.

Schriften

  • Die Geschichte der deutschen Bühnen in Prag. 1883–1918. Mit einem Rückblick 1783–1883. Mercy, Prag 1938.
  • The Eternal Drama. A Comprehensive Treatise on the Syngenetic History of Humanity Dramatics, and Theater. Philosophical Library, New York 1952.
  • Das ewige Drama. 6000 Jahre Drama und Theater als Spiegelbild des Werdeganges der Menschheit und der Menschen. Novalis-Verlag, Freiburg i.Br. 1958 (Rückübersetzung der amerikanischen Originalausgabe durch den Autor).

Einzelnachweise

  1. Lokales. Schauspielhaus. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. Februar 1926.
  2. Richard Rosenheim, in: Frithjof Trapp: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945, Bände 1–2, Saur, München 1999, ISBN 3-598-11375-7, S. 800
  3. Richard Rosenheim: Der Dichter-Eingeweihte. In: Bund der Freien Waldorfschulen Deutschlands (Hrsg.): Erziehungskunst. Monatsschrift zur Pädagogik Rudolf Steiners. Jg. XXVIII, Heft 5. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart Mai 1964, S. 141 (erziehungskunst.de [PDF; 1 kB; abgerufen am 11. August 2017] Einleitungstext zum abgedruckten Zitat Rosenheims).
  4. Tom Lewy: Nationalität, Reisepass, Heimat. In: irgun-jeckes.org. The Association of Israelis of Central European Origin (NPO) – National Organization/Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft, 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. August 2017 (Übersetzung von Helene Seidler).@1@2Vorlage:Toter Link/62.90.118.193 (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Sophie Fetthauer: Benno D. Frank. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, 2012, abgerufen am 11. August 2017.
  6. Horst Weber (Hrsg.): Quellen zur Geschichte emigrierter Musiker. Sources Relating to the History of Emigré Musicians 1933–1950. Band 2: New York. Saur Verlag, München 2005, ISBN 978-3-598-23747-8, Richard Rosenheim, S. 260.
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