Richard Meier (Jurist)
Richard Meier (* 6. Januar 1928 in München;[1] † 19. Juni 2015[2] in Kaufbeuren) war ein deutscher Jurist und vom 16. September 1975 bis zum 26. April 1983 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.[3]
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft von 1947 bis 1954 inklusive der Promotion begann Meier seine berufliche Karriere 1954 als Staatsanwalt in Wuppertal;[4] er wurde 1957 als Beamter in das Bundesamt für Verfassungsschutz versetzt. Dort stieg er im Februar 1964 zum Leiter der Abteilung IV (Spionageabwehr) auf. Nachdem er diese Funktion bis April 1970 ausgeübt hatte, wechselte er zum Bundesnachrichtendienst, wo er unter dem Decknamen Manthey die Abteilung I (Beschaffung) leitete. Im Silberstein-Gutachten von 1964 zur Untersuchung der Telefonabhöraffäre wurde er als einziger kompetenter und nicht belasteter leitender Mitarbeiter des BfV genannt.[5]
Im September 1975 wurde er zum Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz ernannt. In seine Amtszeit fiel mit dem Deutschen Herbst der Höhepunkt des RAF-Terrors: Die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers, die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs Landshut und die Selbstmorde von inhaftierten RAF-Mitgliedern.
Kurz nach dem Regierungswechsel im Oktober 1982 wurde Meier vom neuen Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) am 22. April 1983 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Die vorzeitige Pensionierung wurde mit den gesundheitlichen Folgen eines von Meier verschuldeten Autounfalls begründet, bei dem er selbst schwer verletzt (neben Gesichtsverletzungen und Knochenbrüchen hatte er eine Gehirnquetschung und eine Gehirnprellung erlitten) und seine Lebensgefährtin getötet wurde. Die Pensionierung sorgte für Verstimmung beim Koalitionspartner FDP, die das Innenressort vor der Bonner Wende geführt hatte.[6]
Meiers Nachfolger wurde der damals 45-jährige Heribert Hellenbroich.[7]
Veröffentlichungen
- Geheimdienst ohne Maske. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsschutzes über Agenten, Spione und einen gewissen Herrn Wolf. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 978-3-7857-0663-3.
Literatur
- Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9.
Einzelnachweise
- Richard Meier im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Nachruf Dr. Richard Meier. Bundesamt für Verfassungsschutz, archiviert vom am 26. Juni 2015; abgerufen am 26. Juni 2015.
- Geschichte. In: verfassungsschutz.de. Archiviert vom ; abgerufen am 28. Juni 2023.
- Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Meier, Richard, S. 302.
- Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, Bd. 17: 1964, ISBN 978-3-486-58127-0.
- Staat vorgeführt, Der Spiegel 51/1982, S. 16.
- Panorama: Nachfolger für Meier, Der Spiegel 19/1983, S. 22f.