Rice-Brydewal

Der Rice-Brydewal[1] (Balaenoptera ricei) ist eine Bartenwalart aus dem Brydewal-Artkomplex, die im nördlichen Golf von Mexiko vorkommt. Er wurde erst 2014 als eigenständig entdeckt[2] und Anfang 2021 beschrieben und zu Ehren des Walforschers Dale W. Rice (1930–2017) benannt.[3]

Rice-Brydewal

Rice-Brydewal (Balaenoptera ricei)

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Bartenwale (Mysticeti)
Familie: Furchenwale (Balaenopteridae)
Gattung: Balaenoptera
Art: Rice-Brydewal
Wissenschaftlicher Name
Balaenoptera ricei
Rosel, Wilcox, Yamada, Mullin, 2021

Merkmale

Die bisher genau untersuchten, dem Rice-Brydewal zugeordneten Exemplare hatten Längen von 4,70 bis 12,65 Metern.[4] Die Tiere sind einfarbig dunkelschwarzgrau gefärbt. Diese Färbung erstreckt sich auch auf beide Kiefer und auf die Flossen. Lediglich Abschnitte der Bauchregion sind hell bis rosafarben. Einige Individuen zeigen zudem einige verwaschene weißliche Flecken oder Linien an der Basis der sichelförmigen Finne und auf den Körperseiten. Der Vorderrand der Barten ist cremefarben, der hintere Bereich schwärzlich.[5] Der Holotyp – ein 11,26 m langes Männchen, das am 29. Januar 2019 in der Nähe von Flamingo in Florida gestrandet war[6] – hat 264 Barten auf der linken Seite des Oberkiefers und 224 auf der rechten Seite, wo sie allerdings auf einer Länge von 60 cm fehlen. Die Barten des Rice-Brydewals sind gröber als die des Seiwals.[5] Wie alle Wale des Brydewal-Artkomplexes hat der Rice-Brydewal drei leistenartige Wülste auf der Oberseite des Kopfes.[7] Auf den ersten 375 Nukleinbasenpaaren der mtDNA-Kontrollregion konnten 25 Unterschiede zwischen der mtDNA des Rice-Brydewals und der mtDNA von Bryde- und Seiwal festgestellt werden.[2]

Verhalten

Während der Nacht halten sich Rice-Brydewale vor allem in der Nähe der Meeresoberfläche auf und verbringen 88 % ihrer Zeit oberhalb einer Tiefe von 15 Metern. Tagsüber tauchen sie bis in Tiefen von mehr als 200 Metern, möglicherweise bis knapp über den Meeresgrund. In diesen Tiefen kommen große Schwärme von Laternenfischen und Tiefsee-Beilfischen vor, die möglicherweise zur Nahrung des Rice-Brydewals gehören.[4]

Systematik

Nekropsie eines gestrandeten Rice-Brydewals im Everglades-Nationalpark

Die Stellung des Rice-Brydewal in der Gattung Balaenoptera zeigt das folgende Kladogramm:[3]

 Balaenoptera 


Nördlicher Zwergwal (B. acutorostrata)


   

Südlicher Zwergwal (B. bonaerensis)



   


Blauwal (B. musculus)


   

Omurawal (B. omurai)


   


Edenwal (B. edeni edeni)


   

Rice-Brydewal (B. ricei)



   

Seiwal (B. borealis)


   

Brydewal (B. edeni brydei)


Vorlage:Klade/Wartung/3



   

Finnwal (B. physalus)


   

Buckelwal (B. novaeangliae)





Wie das Kladogramm zeigt, ist der Rice-Brydewal die Schwesterart des küstennah im tropischen und subtropischen Indopazifik vorkommenden Edenwals, der gegenwärtig als Unterart bzw. als Synonym des Brydewals gilt. Die Autoren der Erstbeschreibung plädieren deshalb dafür, dem Edenwal wieder eine Stellung als eigenständige Art zu geben.[8]

Gefährdung

Der Bestand des Rice-Brydewal wird auf unter 100 Individuen geschätzt, die Art gilt daher als vom Aussterben bedroht.[4][9] Gefährdet sind die Wale durch Kollisionen mit Schiffen während ihrer nächtlichen Ruhezeit in der Nähe der Wasseroberfläche, durch die verheerenden Auswirkungen der Deepwater-Horizon-Katastrophe, die etwa 17 Prozent der Population ausgelöscht hatte,[10] und durch die Langleinenfischerei in ihren Nahrungsgründen.[8]

Commons: Rice-Brydewal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Daniel Lingenhöhl: Im Golf schwimmt ein neuer Großwal 5. Februar 2021 auf spektrum.de
  2. Patricia Rosel & Wilcox, L. A. (2014). Genetic evidence reveals a unique lineage of Bryde's whales in the northern Gulf of Mexico. Endangered Species Research, 25, 19–34. DOI: 10.3354/esr00606
  3. Patricia E. Rosel, Lynsey A. Wilcox, Tadasu K. Yamada, Keith D. Mullin: A new species of baleen whale (Balaenoptera) from the Gulf of Mexico, with a review of its geographic distribution. Marine Mammal Science, Januar 2021, doi:10.1111/mms.12776
  4. Rosel et al. 2021, S. 22.
  5. Rosel et al. 2021, S. 26.
  6. Rosel et al. 2021, S. 24.
  7. Rosel et al. 2021, S. 27.
  8. Rosel et al. 2021, S. 23.
  9. NOAA Lists Gulf of Mexico Bryde’s Whales as Endangered NOAA, 09 April, 2019
  10. Olivia Rosane: Scientists Discover New Whale Species in Gulf of Mexico bei: Eco Watch vom 2. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021
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