Rhenegge

Rhenegge ist ein Ortsteil der Gemeinde Diemelsee im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Im Jahr 2021 blickte der Ort auf eine 900-jährige Ortsgeschichte zurück.

Rhenegge
Gemeinde Diemelsee
Koordinaten: 51° 22′ N,  46′ O
Höhe: 415 (410–550) m ü. NHN
Fläche: 12,25 km²[1]
Einwohner: 411 (1. Jun. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 34 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Vorwahl: 05633
Karte
Lage von Rhenegge in Nordhessen

Etymologie

Aus dem Begriff Reney entstand Rhenegge. Auf der ältesten Fahne der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1726 findet sich neben dem Waldecker Stern noch der Name RENEY. Die niederdeutsche Bezeichnung „ney“ bedeutet „neu“. Die Herleitung des Namens Rhenegge vom Ausdruck „Egge“, einer niederdeutschen Bezeichnung für langgestreckte Hügelkämme bzw. Bergrücken, scheint daher wenig wahrscheinlich.

Straßennamen wie „Auf dem Knappe“, „Knappstraße“ deuten wahrscheinlich auf die bergmännische Vergangenheit des Ortes hin. Der Name Hübbelbicke leitet sich vom Wort Hübbel (Hügel) her und von der Bicke, einem Zufluss vom Oberlauf der Twiste nahe Berndorf. Der Name Triftweg erklärt sich aus den noch heute vorhandenen Weideflächen. Wege, die insbesondere dem Vieh den Zugang und den Wechsel zwischen einzelnen Weideflächen ermöglichen, werden so bezeichnet. Der Name „Am Aulsch“ weist auf den Aulsch hin, eine Anhöhe südwestlich des Dorfes.

Geographie

Niederschlagsdiagramm Giebringhausen

Geographische Lage

Rhenegge liegt im Waldecker Land zwischen Heringhausen am Diemelsee im Westen und Adorf an der Rhene im Osten. Die drei Dörfer verbindet die Landesstraße 3078. Die Ortschaft befindet sich auf 410 bis 550 m ü. NN. Dieser Gemarkung der Gemeinde werden 1.225 Hektar[3] zugerechnet. In dieser Gemarkung liegen die Siedlungsplätze: An der Steinbreite, Düngerloh, In der Brücke, Meierhof, Nordeck (Rhenegge).[1]

Meierhof

Rhenegge ist um den zentralen Meierhof herum angelegt und im Laufe der Jahrhunderte weiter entlang der beiden Ausfallstraßen gewachsen. Als Verwalter des Meierhofs war ein Villicus tätig, der mit seinen Knechten das Ackerland bewirtschaftete, die Abgaben der unterstellten Höfe einzog und neun Zehntel des Ertrags an die Herren von Padberg weitergab. Im Jahr 1895 wurde für den Siedlungsbereich Meierhof festgestellt: „4 Wohnhäuser mit 36 Bewohnern“.[4]

Sprachgeographie

In Rhenegge wird ein niederdeutscher Dialekt, genauer gesagt ein westfälischer Dialekt gesprochen. Obwohl heute in Hessen liegend, befindet sich Rhenegge knapp nördlich der Linie Olpe-Göttingen, die als Südgrenze der niederdeutschen Mundarten gilt.

Die Entwicklung des lokalen Sprachgebrauchs ist durch die Grenzlage zwischen Hessen und Westfalen begründet. Die Benrather Linie ist eine historische Sprachgrenze zwischen nordhessischen Dialekten und westfälische Dialekten. Weiterhin ist die Region vom Sauerländer Platt beeinflusst. Die Dat-das-Linie hat in dieser Region einen ähnlichen Verlauf. Kleinräumige sprachgeographische Grenzen zur Aussprache von Vokalen wurden um Benkhausen bis in das 20. Jahrhundert nachgewiesen.[5]

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Rhenegge erfolgte unter dem Namen Renecke im Jahr 1120.[1]

Die bekannten historischen Erwähnungen finden sich in folgender Übersicht:[1]

  • Renecke, in (1120) [Kopiar 16. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 26, Nr. 173]
  • Remecke, in (1107–1128) [Abschrift 15. Jahrhundert, Registrum Erkenberti Corbeiensis Abbatis, in: Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 237 § 46. Unklar, ob auf Rhenegge zu beziehen]
  • Reymrekke, in (1194) [Kop. 14. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 299, Nr. 1488]
  • Reynegke, in (1350) [Paul Wigand, Einzelne Beiträge, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens 6 (1834), S. 385–405, IV: Das älteste Corveyer Lehnsregister, hier S. 394, § 54]
  • Reneche, zu (1427) [Abschrift HStAM Bestand 133 f Nr. Flechtdorf 7/51: 1427 Nov. 24]
  • Renege (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
  • Renegge (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]

1392 erhielt das Kloster in Bredelar von Friedrich vom alten Haus Padberg als sogenanntes Seelgerät einen Hof in Rhenegge. Im Jahr 1450 ist dann das ganze Dorf Rhenegge hessisches Lehen der Herren von Padberg.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Adorf, Benkhausen, Deisfeld, Flechtdorf, Giebringhausen, Heringhausen, Ottlar, Rhenegge, Schweinsbühl, Stormbruch, Sudeck, Vasbeck und Wirmighausen die neue Gemeinde Diemelsee.[6] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Adorf. Für die ehemals selbständigen Gemeinden von Diemelsee wurden gemäß Hauptsatzung Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen grundsätzlich den Gemarkungsgrenzen.[7]

Wirtschaftsgeschichte

Weitere Themen der Ortsgeschichte betreffen die Wirtschaft in Rhengge:

  • Bergbau wurde zur Gewinnung von Eisenerzen von etwa 1631 bis in die 1840er Jahre betrieben.[8]
  • Die Molkerei von Rhenegge wurde als kleinräumiges Zentrum der Milchwirtschaft von 1901 bis 1996 betrieben.[9]
  • Die Kurklinik Sonnenhof war in den 1970er Jahren ein Sanatorium in Rhenegge.[10]
  • Das Sägewerk von Rhengge brannte im Jahr 2012 vollständig nieder.[11]

Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Rhenegge angehörte:[1][12]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rhenegge 438 Einwohner. Darunter waren 15 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 156 waren zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 65 und 102 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 117 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 36 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 105 Haushaltungen leben keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1541: 25 Häuser
  • 1620: 51 Häuser
  • 1650: 23 Häuser
  • 1738: 52 Häuser
  • 1770: 54 Häuser, 331 Einwohner
Rhenegge: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2020
Jahr  Einwohner
1770
 
331
1800
 
?
1834
 
455
1840
 
481
1846
 
457
1852
 
461
1858
 
473
1864
 
500
1871
 
469
1875
 
483
1885
 
536
1895
 
552
1905
 
533
1910
 
522
1925
 
545
1939
 
461
1946
 
683
1950
 
624
1956
 
553
1961
 
502
1967
 
500
1980
 
?
1990
 
?
2001
 
486
2011
 
438
2015
 
411
2020
 
438
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Diemelsee;[14] Zensus 2011[13]

Religionszugehörigkeit

 1885:518 evangelische (= 93,84 %), keine katholischen, 34 anderes christliche-konfessionelle (= 6,16 %) Einwohner[1]
 1961:437 evangelische (= 87,05 %), 62 katholische (= 12,35 %) Einwohner[1]

Persönlichkeiten

Literatur

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.
  2. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Diemelsee.

Einzelnachweise

  1. Rhenegge, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen & Fakten der Gemeinde Diemelsee. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Juni 2021.
  3. Stand: 30.06.2016 in „Zahlen und Fakten“ im Internetauftritt der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive).
  4. Meierhof (Rhenegge), Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Verein für niederdeutsche Sprachforschung, Jahrbuch 1903, Diedr. Soltau’s Verlag, 1903, S. 132, S. 135 Online-Digitalisat, abgerufen am 28. Mai 2019.
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 149 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Mai 2021.
  8. RHENEGGER BERGBAU (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive) bei www.rhenegge.de
  9. DIE RHENEGGER MOLKEREI (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive) bei www.rhenegge.de
  10. Waldeckische Landeszeitung Erneut kein Bieter für die Klinikgebäude (Memento vom 29. Mai 2019 im Internet Archive)
  11. Waldeckische Landeszeitung Sägewerk Rhenegge brennt nieder (Memento vom 29. Mai 2019 im Internet Archive)
  12. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 44 und 100, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  14. Zahlen und Fakten (Memento vom 23. Mai 2001 im Internet Archive) und (Memento vom 25. Oktober 2015 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Diemelsee.
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