Renate von Mangoldt
Renate von Mangoldt (* 15. Dezember 1940 in Berlin) ist eine deutsche Fotografin, die sich vornehmlich auf Schriftstellerporträts spezialisiert hat.
Renate von Mangoldt |
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Jürgen Bauer |
Porträtfotografien |
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Leben
Renate von Mangoldt wuchs in Erlangen auf und besuchte, angeregt durch den Erlanger Bildhauer und Fotografen Helmut Lederer, der ihr Vorbild war, nach dem Abitur die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie in München. Zunächst galt ihr künstlerisches Interesse Steinen, Dolmen und Menhiren sowie Schwarzweißstrukturen, z. B. Hopfenstangen im Schnee in der Holledau,[1] woraus 1964 einen Mappenwerk im Verlag Volker Magdalinski, ein Wagenbach-Quartheft mit Gedichten von Walter Höllerer und ein diese Gedichte vertonender Experimentalfilm von Wolfgang Ramsbott hervorgingen.[2]
Als sie 1963 den Schriftsteller Walter Höllerer kennenlernte, folgte sie ihm in sein neu gegründetes Literarisches Colloquium (LCB) nach Berlin und war fortan die dortige Hausfotografin. Ihre Dunkelkammer besaß sie zuerst im Dachboden der Erdener Straße 5 (dem früheren Wohn- und Verlagshaus von Samuel Fischer), ehe sie in damit in die Villa des LCB umzog. Mit ihrer Arbeit baute sie das umfassende LCB-Fotoarchiv auf, das sie bis heute betreut.[3][4][5] Ihre Fotos dienen verschiedenen Publikationen des LCB, so als Einbandfotos der LCB-Edition, wie auch dem von Höllerer herausgegebenen Band Ein Gedicht und sein Autor (1967). Ihre Sammlung von Autorenfotografien führte 1988 unabhängig vom LCB zu einer Publikation im Argon Verlag und schließlich 2013 zum umfassenden Fotobuch Autoren bei Steidl.
Weiterhin schuf sie mit den Fotobüchern Berlin. Übern Damm und durch die Dörfer (1977) und Nachtrag zur S-Bahn (Steidl 2011) ein eigenständiges fotografisches Werk mit einem Berlin-Bezug, wo sie seit 1964 lebt. Zudem steuerte sie auch Umschlagsfotos zu Büchern anderer Verlage bei.[6]
Der Literaturwissenschaftler Hans-Joachim Neubauer schrieb über sie: „Nur wenige Fotografinnen oder Fotografen haben das Bild – und damit das Gedächtnis – der jüngeren deutschen Literatur seit den 60er Jahren so geprägt wie Renate von Mangoldt. Sie gehört zu den großen Chronistinnen ihrer Generation (…) Wer an Autoren wie Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Uwe Johnson, Heiner Müller oder Günter Grass denkt, hat ihre Bilder vor Augen.“[7]
Renate von Mangoldt war von 1965 bis zu seinem Tod 2003 mit Walter Höllerer verheiratet, das Paar hat zwei Söhne.
Ausstellungen
- Fotografiertes Theater auf Kleinen Bühnen. Akademie der Künste Berlin. 12.11.–28.12.1964.[8]
- Fotografien in der Galerie Poll. Galerie Poll Berlin. 26.9.–8.10.1983
- Berlin – literarisch – 120 Autoren aus Ost und West von A bis Z. Akademie der Künste Berlin. 20.3.–24.5.1987
- Berlin – literarisch. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloß Gottorf. 25.4.–23.5.1988
- Autorenportraits, Gruppe 47, und Schriftsteller der DDR. Haus des Buches und der Geschichte. Wünsdorf, Oktober 2001
- Autorenportraits – Literaten in Berlin. Ratz – Fatz, Sozio-kulturelles Zentrum, Köpenick. 9.3–15.4.2002
- Die Komische Idee des Sitzens. Galerie photonet, Wiesbaden. 6.9.–31.10.2003
- 101 notorisch Seßhafte. Artothek, Wiesbaden. 10.9.–14.11.2003
- Blick und Gegenblick. Autoren im Porträt – Fotos aus dem Literarischen Colloquium Berlin. Goethe-Institut Tokyo. 1.11.–30.11.2005
- Autorenportraits. Buchhandlung ‚LeseZeichen‘, Dresden. 11.2.–6.4.2006
- Berlin – Erlangen, hin und zurück. 150 Schwarz-weiß-Photographien. Kunstmuseum Erlangen. 12.10.–9.11.2008
- Renate von Mangoldt – Schwarzweiß-Fotografien aus vier Jahrzehnten. Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg. 18.1.–24.4.2009[9].
- Nachtrag zur S-Bahn. Fotografien 1974 bis 1981. Galerie der Kunststiftung Poll, Berlin. 18.12.2010 – 25.1.2011
- Theaterautoren-Ausstellung. Zentrale der Freien Volksbühne Berlin. März 2013
- Autorenfotos aus fünf Jahrzehnten. Günter Grass-Haus Lübeck. 7.2.–13.4.2014
- Zeitsprünge – Idee des Sitzens. Literarisches Colloquium Berlin. 7.5.–31.8.2015
- Geteiltes Berlin – Fotografien aus dem Westteil 1973 – 1983. Literarisches Colloquium Berlin. 25.7.–31.12.2019
- Schriftsteller:innen. Galerie Ahlers, Göttingen. 19.3.–22.4.2023[10][11]
Literatur
- der weisse hopfengarten. Mappenwerk mit Offsetdrucken von Fotografien von Renate von Mangoldt in 300er Auflage. Gestaltung Erika Götze. Verlag Volker Magdalinski (photo grafica edition). Berlin 1964.
- Modernes Theater auf kleinen Bühnen. Text von Walter Höllerer, Fotografien von Renate von Mangoldt. Verlag Literarisches Colloquium Berlin. Berlin 1965.
- Außerhalb der Saison. Hopfengärten in 3 Gedichten von Walter Höllerer, Fotografien von Renate von Mangoldt. Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 1966.
- Ein Gedicht und sein Autor. Lyrik und Essay. Herausgegeben von Walter Höllerer. Mit Fotografien der erfassten Dichter von Renate von Mangoldt. Verlag Literarisches Colloquium Berlin, Berlin 1967. sowie 1969: dtv.
- LCB-Editionen (ca. 100 Cover zwischen 1968 und 1989). Verlag Literarisches Colloquium Berlin. Berlin 1968 ff.
- Berlin. Übern Damm und durch die Dörfer. 382 Fotografien von Renate von Mangoldt. Verlag Literarisches Colloquium Berlin. Berlin 1977/78.
- Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47. (1986). Von Hans Werner Richter mit Fotografien von Renate von Mangoldt. 1986: Carl Hanser. 1988: dtv. 2004: Klaus Wagenbach.
- Berlin literarisch – 120 Autoren aus Ost und West (1988). 256 S., zahlreiche Fotografien. Argon. Berlin 1988.
- Die Berlinerin (mit Porträtfotos von R.v.M.) 2. Auflage 1994.
- Text und Portrait (24 Hefte der LCB-Reihe Text und Porträt zwischen 1990 und 1996). Verlag Literarisches Colloquium Berlin. Berlin 1990 ff.
- Nachtrag zur S-Bahn, Steidl. Göttingen 2010. ISBN 978-3-86930-190-7
- S-Bahn nach Arkadien – Das literarische Colloquium Berlin in Wort und Bild. Fotografien von Renate von Mangoldt. Verlag Matthes & Seitz. Berlin 2013.
- Autoren – Fotografien 1963-2012 , Steidl. Göttingen 2013. ISBN 978-3-86930-526-4[12][13].
- Die Jahre Steidl (angekündigt)
Quellen
- Katalog zur Ausstellung: Renate von Mangoldt. Berlin – Erlangen, hin und zurück. 100 Schwarz-weiß Photographien. 12. Oktober bis 9. November 2008. Kunstmuseum Erlangen.[14]
Einzelnachweise
- Ich kam nicht von der Fotografie von Menschen, sondern mein Schwerpunkt war Landschaft, waren Hopfenstangen, die ich auf dem Weg von Erlangen richtung München immer rechts und links an der Autobahn liegen sah. Und da hat mich also doch die Grafik und das grafische Bild dieser Hopfenstangen, die vor allem im Winter ganz im Schnee standen, so interessiert, dass ich eine ganze Serie davon gemacht habe, in: WDR 5 Erlebte Geschichte, 2. Juni 2013
- Der weiße Hopfengarten, 16 Min., 1966. Regie, Produktion, Schnitt: Wolfgang Ramsbott. Fotografien: Renate von Mangoldt. Text: Walter Höllerer. Sprecher: Joachim Nottke. Ton: Gerhard Jens. Deutsche Kinemathek, LCB Nr. 16
- Fotografie im LCB. Website des LCB (19.3.2023)
- Unterseite Fotos der LCB-Website, Archivlink
- Unterseite Mitarbeiter der LCB-Website, Archivlink
- so zu Peter O. Chotjewitz Herren des Morgengrauens, Rotbuch Verlag 1976.
- Aus: Ein Haus in der Mitte der Literatur. Berlin 2003, S. 19.
- Das Ausstellungsverzeichnis folgt hier der Auflistung auf der Website der Fotografin. renate-von-mangoldt.de (19.3.23)
- Diese Ausstellung befindet sich nicht im Ausstellungsverzeichnis auf der Website der Fotografin.
- Schriftsteller:innen. Ausstellung und Edition von 50 Fotografien von Renate von Mangoldt in der Galerie Ahlers, Göttingen. galerieahlers.de/mangoldt (19.3.23)
- Fotos von Grass, Frisch und Kehlmann: Renate von Mangoldt stellt in der Galerie Ahlers aus, Göttinger Tageblatt, 30. März 2023. goettinger-tageblatt.de
- Rezension von Insa Wilke am 25. Juni 2013 in der Zeit: Dichter, Buchlawinen, Labyrinthe. Abgerufen am 29. Juni 2013
- Rezension von Richard Pietrass am 18. Mai 2013 im Tagesspiegel: Fische aus dem Strom der Zeit. Die Fotos der LCB-Fotografin Renate von Mangoldt (19.3.23)
- abrufbar unter https://docplayer.org/39121748-Schwarz-weiss-photographien.html (19.3.23)