Rena Wandel-Hoefer
Rena Wandel-Hoefer (* 10. September 1959 in Saarbrücken) ist eine deutsche Architektin. International bekannt wurde ihr Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch mit dem Entwurf der Neuen Synagoge Dresden und profilierte sich mit weiteren Projekten als Gestalter von jüdischen Sakralbauten und Erinnerungsorten des Holocaust. Als Stadtplanerin in Saarbrücken nahm Wandel-Hoefer zwischen 2001 und 2016 unterschiedliche Funktionen wahr.
Leben und Wirken
Rena Wandel-Hoefer studierte Architektur an der Technischen Universität Darmstadt. 1989 wurde sie bei Günter Behnisch promoviert. In ihrer Dissertation setzte sie sich mit der Architekturtheorie des österreichischen Architekten Richard Neutra auseinander.
Ab 1987 arbeitete sie als freie Architektin im Büro ihres Vaters Hubertus Wandel.[1] Mit Andrea Wandel, Andreas Hoefer und Wolfgang Lorch gründete sie 1994 in Saarbrücken das Büro Wandel Hoefer Lorch.[2] Der Entwurf der Neuen Synagoge in Dresden in Zusammenarbeit mit Nikolaus Hirsch,[Anm. 1] die 2001 fertiggestellt wurde,[3] brachte „den bis dahin kaum bekannten Saarbrücker Architekten international höchste Anerkennung“.[4] 2001 konnte das Büro den Wettbewerb für den Entwurf des Jüdischen Zentrums in München für sich entscheiden, dessen Synagogenbau Rena Wandel-Hoefer mit ihrem Mann Andreas Hoefer betreute.[4] Unter dem Titel Material Zeit zeigte das Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne 2011 erstmals einen repräsentativen Querschnitt der Projekte des Büros.[5][6] „So intensiv wie möglicherweise niemand sonst in der Architektur“ habe sich das Büro mit der Frage auseinandergesetzt, wie Geschichte räumlich und baulich festgehalten bzw. fortgeschrieben werden könne.[7]
Rena Wandel-Hoefer war von 2001 bis 2008 Vorsitzende des Städtebaubeirats in Saarbrücken. 2007 wurde sie in die Akademie der Künste in Berlin, Sektion Baukunst, berufen. Sie gehört zum wissenschaftlichen Beirat der Richard J. Neutra Gesellschaft.[8] Von 2008 bis 2016 amtierte sie parteilos als Baudezernentin der Stadt Saarbrücken.[9] Im Zuge dieser Tätigkeit setzte sie 2012 eine Veränderungssperre mit um, welche das Ziel verfolgte, das Angebot an Vergnügungs- und Gastronomiebetrieben im innerstädtischen Nauwieser Viertel einzugrenzen[10] und sprach sich gegen ein Einkaufszentrum aus, für das ein von Martin Gropius und Heino Schmieden errichteter Gründerzeitbau entkernt werden sollte.[11] Eine zweite Amtszeit lehnte die amtierende Rot-Rot-Grün-Koalition 2016 mit der Begründung ab, wichtige Bauprojekte seien unter ihrer Ägide nicht richtig vorangekommen. Seitens der CDU-Opposition wurde die Entscheidung scharf kritisiert und im Gegenzug Wandel-Hoefers „vorzügliche Arbeit“ hervorgehoben.[12]
Sie gehört zu dem 2013 eingesetzten Gestaltungs- und Denkmalbeirat der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden,[13] fungierte als Vorsitzende der Jury für den Deutschen Städtebaupreis 2014[14] und gehörte der Jury des ersten Staatspreises Baukultur Baden-Württemberg 2016 an.[1]
Bauten (Auswahl)
- Neue Synagoge Dresden, Wettbewerb: 1997, Fertigstellung: 2001
- Jüdisches Zentrum München, Wettbewerb: 2001, Fertigstellung: 2007
- Dokumentations- und Begegnungshaus der Gedenkstätte Hinzert,[15] Wettbewerb: 2003, Fertigstellung: 2006
- Mahnmale
- Gedenkkubus am Standort der zerstörten Bensheimer Synagoge
- Gleis 17 am Bahnhof Berlin-Grunewald
Auszeichnungen mit Wandel Hoefer Lorch (Auswahl)
- 1998: Preis des Bundes Deutscher Architekten, Berlin
- 2001: Deutscher Kritikerpreis in der Sparte Architektur[16]
- 2006: Preis des Deutschen Stahlbaus, gemeinsam mit der Schweitzer GmbH (Düsseldorf) als beratende Ingenieure, für das Dokumentations- und Begegnungshaus der Gedenkstätte Hinzert
- 2007: Deutscher Naturstein-Preis, Anerkennungspreis für die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde in München[17]
- 2007: Deutscher Architekturpreis für das Dokumentationshaus Hinzert
Weblinks
- Rena Wandel-Hoefer, Biografie auf der Website der Akademie der Künste (abgerufen am 26. August 2018)
Einzelnachweise
- Dokumentation des ersten Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2016, Jury und Kuratorium, S. 12. Hrsg. vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg (pdf zum Download)
- Biografische Notiz in: der architekt, 5/2014, online 22. Oktober 2014
- Synagoge von Dresden, in: Rudolf Stegers: Entwurfsatals Sakralbauten, Birkhäuser Verlag, 2011, ISBN 978-3-7643-8818-8, S. 200
- Ira Mazzoni: Ein Bau aus Angst und Hoffnung, aus Die Zeit Nr. 46/2006, online 9. November 2006
- Architekturmuseum der Technischen Universität München: Material Zeit. Wandel Hoefer Lorch & Hirsch, 9. Dezember 2010 - 6. März 2011, Pinakothek der Moderne
- Paul, Jochen: Material Zeit. Wandel-Hoefer-Lorch-&-Hirsch-Werkschau, in: Bauwelt, 8/2011
- ARD kulturspiegel, Sendung vom 16. Januar 2011, Moderation: Oliver Hottong
- Richard J. Neutra Gesellschaft, Vorstand
- Saarbrückens Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer und ihre Ideen für den Ludwigspark, Saarbrücker Zeitung, 27. Januar 2016
- Weitere Kneipen sind vorerst tabu, Markus Saeftel, Saarbrücker Zeitung, 20. September 2012
- Kommerz statt Kultur. In Saarbrücken soll ein Baudenkmal einem Einkaufszentrum geopfert werden. Deutschlandfunk, 19. April 2006
- Rot-Rot-Grün beendet die Amtszeit von Rena Wandel-Hoefer, Markus Saeftel, Saarbrücker Zeitung, 1. Januar 2016
- Wiesbaden Gestaltungsbeirat. Die Architekten-Polizei, Frankfurter Rundschau, 5. Dezember 2013. Lob für den Gestaltungsbeirat, FR, 9. September 2015.Wiesbaden Stadtmuseum. Noch wie eine kühle Kunsthalle, FR 4. Juni 2014
- Weltquartier und Hofstatt. Deutscher Städtebaupreis 2014, Baunetz, 13. Oktober 2014
- Frank Maier-Solgk: Die vierte Dimension. SS-Dokumentationsstätte Hinzert. 2005 Wandel Hoefer Lorch und Hirsch; Andrea Wandel, Rena Wandel-Hoefer, Andreas Hoefer, Wolfgang Lorch. In: ders.: Neue Museen in Europa. Kultorte für das 21. Jahrhundert, Deutsche Verlags-Anstalt, 2006, ISBN 978-3-421-03669-8, S. 36–38.
- Architektur des Erinnerns. Wandel Hoefer Lorch + Hirsch erhalten Kritikerpreis 2001, Baunetz, 17. April 2001
- Deutscher Naturstein-Preis 2007