Reinhold Rüdenberg

Günther Reinhold Rüdenberg, in den USA Rudenberg, (* 4. Februar 1883 in Hannover; † 25. Dezember 1961 in Boston) war ein deutscher Elektroingenieur und Hochschullehrer.

Leben

Günther Reinhold Rüdenberg entstammte einer jüdischen Familie. Er war ein Cousin des Kaufmanns Gustav Rüdenberg und des Bettfedernfabrikanten und Kunstsammlers Max Rüdenberg, die beide Opfer des Holocaust wurden.[1]

Reinhold Rüdenberg promovierte 1903 bei Wilhelm Friedrich Kohlrausch an der Technischen Hochschule Hannover. Er arbeitete ab 1908 bei der Siemens-Schuckert-Werke GmbH in Berlin als Ingenieur. 1913 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule (Berlin-)Charlottenburg mit einer Arbeit über die Bemessung von Drehstrom-Kollektoren. Anschließend wurde er dort Honorarprofessor für Starkstrom- und Hochspannungstechnik. Er lehrte danach in Göttingen und Berlin. 1919 heiratete Rüdenberg Lily Minkowski, eine Tochter des Mathematikers Hermann Minkowski. 1923 wurde er bei Siemens Leiter und Chefelektriker der neu gegründeten wissenschaftlichen Abteilung.

Rüdenberg erhielt mehr als 300 Patente. Besondere Leistungen waren ein drehzahlregelbarer Drehstrom-Nebenschluss-Kommutator-Motor mit Bürstenverstellung und ein Elektronenmikroskop, das er etwa zeitgleich mit Ernst Ruska und Max Knoll, die ebenfalls ein Elektronenmikroskop entwickelten, baute. Da Reinhold Rüdenberg Jude war, musste er 1935 die Technische Hochschule und den Siemens-Konzern verlassen. Er emigrierte nach Großbritannien, arbeitete dort bis 1938 als beratender Ingenieur für die General Electric Co. Ltd. und hielt außerdem Vorlesungen an der Londoner Universität. Danach wanderte er in die USA aus, wo er an der Harvard University und am MIT lehrte.

1941 wurde Rüdenberg in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[2]

Seine Söhne waren der Physiker Gunther Rudenberg (* 1920) und der Physiologe Hermann Rudenberg (* 1927).

Ehrungen

Schriften

  • Energie der Wirbelströme. Dissertation, Technische Hochschule Hannover 1903.
  • Elektrische Schaltvorgänge und verwandte Störungserscheinungen in Starkstromanlagen. 2. berichtigte Auflage, 1923.
  • Aussendung und Empfang elektrischer Wellen. Springer, Berlin 1926.
  • Elektrische Wanderwellen auf Leitungen und in Wicklungen von Starkstromanlagen. 4. vermehrte Auflage, Springer, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1962.
  • Elektrische Schaltvorgänge. 5. neu bearbeitete Auflage, Springer, Berlin 1988, ISBN 3540057668.

Literatur

  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 8, S. 445 f.
  • Lothar Schoen: Rüdenberg, Günther Reinhold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 210–212 (Digitalisat).
  • Ekkehard Hieronimus: Reinhold Rüdenberg. In: Leben und Schicksal. Zur Einweihung der Synagoge in Hannover, mit Fotos von Hermann Friedrich u. a., Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Presseamt, in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Hannover e.V. [Beeck in Kommission], Hannover [1963], S. 143–149.
  • Waldemar R. Röhrbein: Rüdenberg, (3) Reinhold. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 528 f.
  • Rüdenberg, Reinhold, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1003

Einzelnachweise

  1. Peter Schulze: Rüdenberg, (2) Max. In: Stadtlexikon Hannover, S. 528
  2. Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949 (PDF). Abgerufen am 27. September 2015
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