Reinhold Carl
Ludwig Emil Reinhold Carl (* 22. November 1864 in Lucka; † 6. September 1929 in Leipzig) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker.
Leben
Reinhold Carl war der Sohn des Luckaer Schuhmachers Ferdinand Ludwig Carl und seiner ihm 1866 angetrauten Gattin Johanne Christiane Hönig. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung zum Buchhändler in Leipzig. Von 1880 bis 1900 arbeitete Reinhold Carl in seinem erlernten Beruf. 1888 heiratete er Anna Laura Thieme (1866–1924). Der Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn.
Im Alter von 40 Jahren wandte sich Reinhold Carl dem Künstlerberuf zu. Unterstützt durch ein Privatstipendium, studierte er im Jahr 1900 Malerei in Rom. Ab 1904 war er mit ersten Arbeiten in Ausstellungen des Leipziger Kunstvereins vertreten. Von 1904 bis 1905 lebte er wiederum in Rom, dort arbeitete er im Atelier von Artur Volkmann. 1906 kehrte Reinhold Carl nach Leipzig zurück und war fortan freischaffend tätig. Der mit zahlreichen öffentlichen und privaten Aufträgen bedachte Künstler starb in Leipzig. Seine Asche wurde auf dem Südfriedhof beigesetzt.[1]
Kunstschaffen
Beeinflusst von der italienischen Frührenaissance und dem Barock schuf er zunächst im neoklassizistischen Stil Reliefs, Kleinplastiken, Porträtbüsten und Grabmäler. Damit stand Reinhold Carl in der Tradition seiner Vorbilder Adolf von Hildebrand und Artur Volkmann. Später entwickelte er naturalistische Tendenzen und war beispielsweise mit Vitrinenarbeiten an der Ausstattung des Leipziger Künstlerhauses beteiligt. Sein bekanntestes Werk ist der Wettinbrunnen, der zum Wahrzeichen seiner Vaterstadt Lucka wurde. 1911 war er mit drei plastischen Arbeiten auf der Leipziger Jahresausstellung vertreten. Beim Bau des Neuen Rathauses und der Deutschen Bücherei in Leipzig wurde er ebenfalls mit repräsentativen Aufträgen bedacht. Zu seinem Œuvre zählen auch Gemälde, Zeichnungen, Votivtafeln und Radierungen. Seine Kunst zeugt von hoher künstlerischer Ausdruckskraft und Qualität.[2]
Mitgliedschaften
- Mitglied der Leipziger Secession
- Mitglied des Deutschen Künstlerbundes[3]
- Mitglied des Leipziger Künstler- und Gelehrtenbundes Die Leoniden
- Professur an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
- 1924 Mitbegründer der Freimaurerloge Wahrhaftigkeit
Auszeichnungen
- 1908 Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft
- Königlich Sächsischer Albrechtsorden
Werke (Auswahl)
- Wettinbrunnen in Lucka
- Grabstätte Kiessig-Leistner
- Puttenfries, Detail der Grabstätte Kiessig-Leistner
- Figurengruppe am Grabmal Richard Poetzsch
- Putten am Grabmal Richard Poetzsch (links)
- Putten am Grabmal Richard Poetzsch (rechts)
- Marmorrelief am Grabmal Thomas
- Eisengussreliefs im Treppenhaus der Deutschen Bücherei
- Putten, Detail am Grabmal Veith
- Marmorfigur am Grabmal Schaepler
- Figurenschmuck der Grabstätte Hugo Haschke
- Porträtrelief Hugo Haschke
- Signatur am Grabmal Schraepler
- 1908: Wettinbrunnen in Lucka, Kalkstein
- 1910: Sabinerin (Mädchen mit Schmuck) im Museum der bildenden Künste Leipzig, Bronze mit Stahlapplikationen
- 1910: Büste Oswald Marbach, Marmor
- 1910: Reue, Gips
- 1910: Mädchen mit Apfel, Bronzeplastik
- 1910: Verwundeter Läufer, Bronzeplastik
- 1910: Nach dem Bade, Bronzeplastik
- 1910: Weinselig, Bronzeplastik
- 1910: Grabmal Wagner auf dem Südfriedhof Leipzig (Wandstelle; zerstört)
- 1911: Die Beichte, Marmorrelief im Museum der bildenden Künste Leipzig
- 1912: Weiblicher Akt, Bronzeplastik
- 1912: Bronzeplakette zum 400jährigen Bestehen der Nicolaischule
- 1912: Grabmal Kiessig-Leistner auf Südfriedhof Leipzig
- 1913: Grabstätte und Figurengruppe Richard Poetzsch auf dem Südfriedhof Leipzig, norwegischer blauer Larvikit und Marmor
- 1915: Porträtrelief Oskar Dähnhardt, Eisenguss-Plakette
- 1916: Relief am Grabmal Thomasauf dem Südfriedhof Leipzig, Marmor
- 1916: Eisengussreliefs Inspiration des Dichters und Inspiration des Gelehrten im Treppenhaus Deutsche Bücherei in Leipzig
- 1918: Grabmal Veith am Südfriedhof Leipzig
- 1918: Grabmal Schraepler am Südfriedhof Leipzig
- 1919: Bauplastischer Schmuck und Bronzerelief der Grabstätte Hugo Haschke auf dem Südfriedhof Leipzig, Muschelkalkstein
sowie undatiert:
- Kriegerdenkmal 1914–18 in Leipzig-Wiederitzsch
- Zwei Ringer, Bronzeplastik
- Junger Kentaur mit erlegtem Schafbock, Bronzeplastik
- Reliefporträt Otto von Bismarck, Bronzeplakette, versilbert
- Büste Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg
Literatur
- Carl, Reinhold. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 5: Brewer–Carlingen. E. A. Seemann, Leipzig 1911, S. 601 (Textarchiv – Internet Archive).
- Carl, Reinhold. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 361 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Susanne Schottke: Carl, Reinhold. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 16, Saur, München u. a. 1997, ISBN 3-598-22756-6, S. 401.
- Alfred E. Otto Paul: Der Maler und Bildhauer Reinhold Carl (1864–1929). In: Ders.: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen. Bd. 6, Leipzig 2016, S. 187–199.
- Katrin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Edition Leipzig, Leipzig 2004.
- Herwig Guratzsch (Hrsg.): Museum der bildenden Künste Leipzig. Katalog der Bildwerke. Köln 1999.
Weblinks
- Literatur von und über Reinhold Carl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bericht: 100 Jahre Wettinbrunnen in Lucka
- Steindrucke nach Gemälden von Reinhold Carl
- Auktionsbericht Bronzeplastik Die Ringer
- Auktionsbericht Bronzeplastik Junger Kentaur
- Schicksal der Plastik Sabinerin von R. Carl
- Das Grabmal Hugo Haschke
- Historisches Foto Grabmal Kiessig-Leistner Objektdatenbank Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
- Historisches Foto Grabmal Wagner Objektdatenbank Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
- Historisches Foto Grabmal Richard Poetzsch Objektdatenbank Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Einzelnachweise
- Die Beisetzung erfolgte zunächst in einem Rabattengrab der XVIII. Abteilung. 1955 erfolgte die Umbettung der Urne in das Grab des Vaters seiner Schwiegertochter, Karl Veith (1865–1918). Vgl. Alfred E. Otto Paul, Bd. 6, S. 199.
- Susanne Schottke: Carl, Reinhold. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 16, Saur, München u. a. 1997, ISBN 3-598-22756-6, S. 401.
- Deutscher Künstlerbund e.V.: Ordentliche Mitglieder ab 1903. Abgerufen am 9. Mai 2019.