Deutsche Gesellschaft für Vorgeschichte

Die Deutsche Gesellschaft für Vorgeschichte (DGV) wurde 1909 von dem völkischen[1] Archäologen Gustaf Kossinna unter Mitwirkung von Hans Hahne, Wilhelm Ohnesorge und anderen gegründet. Sie sollte der nationalen Ur- und Frühgeschichtsforschung verpflichtet sein und der deutschen Archäologie als einer Disziplin mit historischer Zielsetzung eine breite Basis geben. Bereits im Jahr ihrer Gründung wurde der erste Jahrgang der Zeitschrift Mannus herausgegeben. 1913 wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit großer Mehrheit die Änderung des Namens in Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte (GDV) beschlossen. Nach Kossinnas Tod übernahm zunächst Alfred Götze die Leitung des Vereins. Im Zuge der Gleichschaltung beschloss der Vorstand der Gesellschaft 1933 auf Antrag von Hans Reinerth, sich zum Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte zu „erweitern“. Dieser Beschluss wurde ein Jahr später durch die Mitgliederversammlung bestätigt. Ziel war die Gründung eines Reichsinstituts, das über Forschung, Denkmalpflege und dem Museumswesen weisungsberechtigt sein sollte. Dazu sollte auch die Römisch-Germanische Kommission integriert werden.[2] Dieser Versuch scheiterte letztendlich an der Kompromisslosigkeit Rosenbergs und Reinerths, der 1934 Bundesführer im Reichsbund wurde. Der Reichsbund wurde bis 1939 dem Amt Rosenberg angeschlossen.[1]

1968 wurde der Verein als Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte (Bonn) von Bolko von Richthofen wiedergegründet. Er gab wiederum ein Periodikum mit Namen „Mannus“ heraus. Zu den hier tätigen Personen, die überwiegend dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind, gehörten unter anderem auch der „Atlantis-Forscher“ Jürgen Spanuth, Herman Wirth, Haye W. Hansen und Wilhelm Landig. 1994 wurde das Erscheinen des „Mannus“ nach 24 Ausgaben eingestellt.

Literatur

  • Gunter Schöbel: Hans Reinerth. Forscher – NS-Funktionär – Museumsleiter. In: Achim Leube / Morton Hegewisch (Hrsg.): Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945. Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 2 (Heidelberg 2002), ISBN 3-935025-08-4, S. 321–396.
  • Heinz Grünert: Gustaf Kossinna (1858–1931). Vom Germanisten zum Prähistoriker. Ein Wissenschaftler im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Vorgeschichtliche Forschungen 22 (Rahden/Westf. 2002), ISBN 3-89646-504-X.
  • Karl Banghard: Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf. In: Archäologische Informationen 38 (2015), S. 433–452.

Einzelnachweise

  1. Marc von Lüpke-Schwarz: Archäologen als Ideologen, Die Zeit Nr. 11/2013 vom 7. März 2013.
  2. Dirk Sievertsen: Die Deutschen und ihre Germanen. Germanendarstellungen in Schulgeschichtsbüchern von 1871 bis 1945 (= Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption. Nr. 18). Leidorf, Rahden/ Westfalen 2013, ISBN 978-3-89646-739-3.
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