Redzikowo
Redzikowo (deutsch Reitz, kaschubisch Redzëkòwò) ist ein Dorf in Hinterpommern. Es ist seit Januar 2024 Namensgeber der Gmina Redzikowo (bis 2023 Landgemeinde Słupsk; Stolp) im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern in Polen.
Redzikowo | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Pommern | ||
Powiat: | Słupski | ||
Gmina: | Redzikowo | ||
Geographische Lage: | 54° 28′ N, 17° 7′ O | ||
Einwohner: | 405 (15. Oktober 2007) | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | ||
Kfz-Kennzeichen: | GSL | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DK6 (=E 28) Stettin – Köslin – Danzig | ||
Eisenbahn: | PKP-Strecke 202 Danzig–Stargard Bahnstation: Jezierzyce Słupskie | ||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | ||
Verwaltung (Stand: 2008) | |||
Dorfschulze: | Jerzy Wroniszewski |
Geographische Lage und Verkehrsanbindung
Redzikowo liegt in Hinterpommern, sechs Kilometer östlich der Kreisstadt Słupsk an der Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) Stettin–Danzig. An den östlichen Rand grenzt ein als Militärflugplatz genutztes Gelände. Bahnstation ist das vier Kilometer nördlich gelegene Jezierzyce Słupskie (Jeseritz) an der Staatsbahnstrecke Nr. 202 Danzig–Stargard.
Nachbargemeinden von Redzikowo sind: im Westen die Stadt Słupsk mit dem jetzigen Stadtteil und früheren Bauerndorf Ryczewo (Ristow), im Norden Jezierzyce und Grąsino (Granzin), im Osten Wielogłowy (Vilgelow) und im Süden Wieszyno (Vessin).
Geschichte
Das alte Gutsdorf Reitz ist seiner historischen Dorfform nach ein Weiler. Bereits 1288 wurde der Ort in einem Dokument genannt, in dem Herzog Mestwin II. von Pommerellen dem Prämonstratenser-Nonnenkloster in Stolp den Besitz des Dorfes bestätigte. 1552 war Reitz im Besitz der adligen Familie Woyten. Später war das Dorf Besitz der adligen Familien Somnitz und Krockow. Von diesen dürfte die Güter der preußische Oberst Friedrich Asmus von Bandemer erworben haben. 1781 gingen sie auf den Major Georg Ludwig von Katzler über.
Im Jahre 1784 hatte Reitz ein Vorwerk, einen Bauern, einen Krug, das Vorwerk Neiderzin, die Kolonie Neu Reitz und eine Wassermühle – bei insgesamt 16 Haushaltungen.[1] Bis 1814 waren die von Katzlers Besitzer von Reitz (und auch von Vessin), danach kam die Familie Arnold, von der Friedrich Wilhelm von Arnold letzter Herr auf Reitz vor 1945 war.
Zur Gemeinde Reitz gehörte vor 1945 ein Wohnplatz: Neiderzin (polnisch: Niedarzyno), 1,5 Kilometer nordwestlich des Dorfes. Die Gemeinde Reitz bildete vor 1945 mit den Gemeinden Vessin (Wieszyno), Vilgelow (Wielogłowy) und Warbelow (Warblewo) einen eigenen Amtsbezirk im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Außerdem war das Dorf Sitz eines Standesamtes. Der Gendarmeriebezirk war Ristow (Ryczewo), und der Amtsgerichtsbezirk Stolp. In der einklassigen Volksschule in Reitz vor 1945 wurden etwa 40 Kinder unterrichtet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs traten die Bewohner von Reitz am 8. März 1945 im Treck die Flucht vor der herannahenden Roten Armee an und kamen bis nach Marienfelde (heute polnisch Świtały), das zum Gut Lojow (Łojewo) gehörte. Sie wurden von den Rotarmisten überrollt und kehrten Ende April 1945 wieder in ihr Heimatdorf zurück. Die Deportation der deutschen Bevölkerung aufgrund der Bierut-Dekrete erfolgte erst 1950, nachdem den Polen der Flugplatz von den Russen übertragen worden war. Reitz erhielt den polnischen Namen Redzikowo. Das Dorf ist heute namensgebend für die Gmina Redzikowo (bis 2023 Landgemeinde Słupsk) im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp).
Flugplatz und Militär
In Redzikowo gibt es den Militärflugplatz Słupsk-Redzikowo. Hier sollte 2022 von den USA ein landgestütztes AEGIS-System mit SM-3-Block-IIA-Raketen als Raketenabwehrschild fertiggestellt werden, „expected to be operational this year“ (2022)[2].
Kirche
Die Bevölkerung von Reitz war bis 1945 zu 95 % evangelisch. Das Dorf war in das Kirchspiel Vessin (heute polnisch: Wieszyno) eingepfarrt, das zum Kirchenkreis Stolp-Stadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Das Kirchenpatronat übte zuletzt Rittergutsbesitzer Friedrich Wilhelm Arnold aus. Letzter deutscher Geistlicher vor 1945 war Pfarrer Martin Reinke, der zugleich Superintendent der Synode Stolp-Stadt war und seine Wohnung in der Kreisstadt hatte. Heute gehören die zahlenmäßig wenigen evangelischen Kirchenglieder zur Parafia Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen Vor 1945 gehörten die römisch-katholischen Kirchenglieder – 4,6 % der Gesamtbevölkerung – zur Pfarrei Stolp. Heute sind sie in der Parafia Wieszyno (Vessin) im Dekanat Słupsk Wschód (Stolp-Ost) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen unterstellt. Für Angehörige des Militärs gibt es außerdem die Militärkirchengemeinde Parafia Wojskowej Słupsk-Redzikow.
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 812–814 (Download Ortsbeschreibung Reitz)
Weblinks
Fußnoten
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 996, Nr. 109.
- Andrew Higgins: On the Edge of a Polish Forest, Where Some of Putin’s Darkest Fears Lurk (Published 2022). In: nytimes.com. 16. Februar 2022, abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).