Ray Milland

Ray Milland (* 3. Januar 1907 in Cymla Mountain, Neath, Wales; † 10. März 1986 in Torrance, Kalifornien; eigentlich Reginald Alfred Jones[1]) war ein britischer Schauspieler. Im Laufe seiner Karriere wirkte er in mehr als 170 Film- und Fernsehproduktionen aller Genres mit. Für die Hauptrolle eines Alkoholikers in Das verlorene Wochenende erhielt er 1946 einen Oscar. Daneben inszenierte er auch einige wenige Filme als Regisseur.

Ray Milland (1947)

Leben

Ray Milland wurde in Wales als Sohn des Bauingenieurs Alfred Jones und dessen Ehefrau Elizabeth Truscott geboren. Nach der Scheidung der Eltern lebte er abwechselnd bei seinem Vater, seiner Mutter und anderen Verwandten.[2] Nach der Wiederverheiratung seiner Mutter nahm er den Namen seines Stiefvaters an und war als Jack Mullane bekannt.[1] Als glücklichste Zeit gilt das Leben bei seiner Tante Luisa, einer Halbschwester seines Vaters, die eine Pferdezucht in Wales betrieb.[2]

Als Jugendlicher verdiente er sich in den Sommermonaten mit Gelegenheitsarbeit als Knecht, Arbeiter in einem Stahlwerk oder als Schiffsjunge seinen Lebensunterhalt. Ein Architekturstudium an der University of Wales in Cardiff brach er nach einem Jahr ab, um im Büro eines Stahlwerks zu arbeiten. Unzufrieden über seine Berufsaussichten,[2] trat er 1925[1] oder 1926 der Household Cavalry bei und war in London stationiert, wo er das Partyleben genoss. Zwar gewann er die Militärmeisterschaften im Pistolen- und Gewehrschießen, sah aber nie eine berufliche Zukunft bei der britischen Gardekavallerie. Durch die Bekanntschaft mit der US-amerikanischen Schauspielerin Estelle Brody wandte er sich dem Film zu und nahm einen Künstlernamen an.[2] Zuvor hatte er im alkoholisierten Zustand einen Zwischenfall verursacht, als sein Pferd bei der Eskorte des Königs von Afghanistan am Buckingham Palace durchging.[1] Obwohl er zuvor niemals eine Schauspielkarriere angestrebt hatte, erhielt er aufgrund seines guten Aussehens und seiner höflichen Art Filmrollen in London und Hollywood. Die fehlende formale Ausbildung versuchte er durch das Ansehen zahlreicher Filme und das Ausfragen begabter Schauspielkollegen zu kompensieren.[2]

Milland lernte Anfang 1932 Muriel Frances Weber kennen, eine Studentin der University of Southern California. Bereits acht Monate später, am 8. September 1932, heirateten sie und blieben ein Leben lang zusammen. Sie hatten zwei Kinder, den leiblichen Sohn Daniel (er beging 1981 im Alter von 41 Jahren Selbstmord) und die Adoptivtochter Victoria. Milland wurde in den 1940er-Jahren in den USA eingebürgert. Er unterstützte die Republikanische Partei und speziell die Kampagne von Richard Nixon während der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1968.[3] 1974 veröffentlichte er unter dem Titel Wide-eyed in Babylon seine Autobiografie.

Milland starb am 10. März 1986 im Alter von 79 Jahren an Lungenkrebs.[4]

Karriere

Ray Milland begann seine Filmkarriere unter dem Namen Spike Milland 1929 in Großbritannien in dem Stummfilm Piccadilly, wo er neben Charles Laughton eine Nebenrolle hatte. Bereits im Folgejahr ging er nach Hollywood, wo er für die nächsten Jahre eine Vielzahl von Rollen in Filmen unterschiedlichster Genres spielte. Zunächst war er bei MGM unter Vertrag, wo er häufig neben Marion Davies auftrat, so in The Bachelor Father von 1930 und Polly of the Circus aus dem Jahr 1932.

Erst mit dem Wechsel zu Paramount Pictures erhielt er größere Rollen. Das Studio baute ihn zu einem beliebten Darsteller romantischer Komödien auf und oft wirkte er in Produktionen an der Seite von Claudette Colbert mit. Durch den großen Erfolg der Komödie Das Mädchen, das den Lord nicht wollte aus dem Jahr 1935, in dem Claudette Colbert sich zwischen Ray Milland als wohlhabendem Aristokraten und Fred MacMurray als ehrlichem Zeitungsreporter entscheiden musste, wurde Milland zu einem gefragten Darsteller im Genre der Screwball-Komödie. Eine seiner Rollen hatte er 1937 neben Jean Arthur in Mein Leben in Luxus unter der Regie von Mitchell Leisen. In dem Abenteuerklassiker Drei Fremdenlegionäre (1939) von William A. Wellman spielte er neben Gary Cooper eine der Hauptrollen. In den 1940er Jahren spielte Milland in Komödien wie Arise, My Love (1940), erneut unter der Regie von Mitchell Leisen und wieder an der Seite von Claudette Colbert und in Abenteuerfilmen wie Piraten im karibischen Meer (1942) neben John Wayne und Paulette Goddard. Unter der Regie von Fritz Lang war er in dem Agententhriller Ministerium der Angst (1944) zu sehen.

Als Schauspieler wurde Milland zunehmend unzufrieden mit den eher seichten Drehbüchern, die man ihm anbot, und nahm daher Billy Wilders Angebot an, in dem Film Das verlorene Wochenende (1945) einen alkoholkranken Schriftsteller zu spielen, der während eines Wochenendes gegen seine Sucht ankämpft. Für diese Darstellung erhielt Ray Milland 1946 den Oscar als Bester Hauptdarsteller und wurde mit dem Darstellerpreis auf den Filmfestspielen von Cannes 1946 ausgezeichnet. Die nachfolgenden Filme, darunter Goldene Ohrringe (1947) an der Seite von Marlene Dietrich, konnten nicht an die Qualität des vorherigen Erfolgs anschließen, und mit dem Ende der Dekade verebbte seine Karriere allmählich. Unter der Regie von Alfred Hitchcock drehte Ray Milland 1953 Bei Anruf Mord, in dem er den verbrecherischen Ehemann von Grace Kelly darstellte. Ab 1955 versuchte sich Ray Milland auch als Regisseur. Er inszenierte den Western Ein Mann allein, bei dem er, wie auch in seinen späteren Regiearbeiten, auch die Hauptrolle übernahm. Weitere selbstinszenierte Filme folgten: Geheimzentrale Lissabon aus dem Jahr 1956, Safeknacker Nr. 1 von 1958 sowie Panik im Jahre Null (1962) und Hostile Witness – Im Netz gefangen (1968).

Ray Milland (1973)

In den 1960er Jahren drehte Milland zweimal unter der Regie von Roger Corman: den Horrorfilm Lebendig begraben (1962), eine freie Bearbeitung der Kurzgeschichte Das vorzeitige Begräbnis von Edgar Allan Poe, sowie in Der Mann mit den Röntgenaugen (1963). Im Gegensatz zu anderen Hollywood-Stars seiner Ära scheute Milland sich nicht davor, in altersentsprechenden Charakterrollen aufzutreten. Dadurch blieb er auch in den 1960er- und 1970er-Jahren ein vielbeschäftigter Darsteller, als die Hauptrollen altersbedingt seltener für ihn wurden.[5][6] In dieser Zeit wirkte Milland in einer Vielzahl von Horror- und Science-Fiction Filmen mit, wie Frogs (1972) oder Das Ding mit den zwei Köpfen (1972), und übernahm Nebenrollen in Filmen wie Gold (1974) an der Seite von Roger Moore sowie Der letzte Tycoon (1976), der Verfilmung von F. Scott Fitzgeralds Der letzte Tycoon durch Elia Kazan. In dem weltweit erfolgreichen Liebesfilm Love Story wirkte er 1970 an der Seite von Ryan O’Neal und Ali MacGraw als vermögender Vater mit.

Bereits seit den frühen 1950er Jahren hatte Milland begonnen, für das Fernsehen zu arbeiten und hatte eigene Shows, beispielsweise zwischen 1953 und 1955 die populäre Sendung Meet Mr. McNutley (ab der zweiten Staffel die Ray Milland Show genannt). Danach erhielt er u. a. Hauptrollen in Mystery-Serien wie Alfred Hitchcock Hour, Night Gallery und trat neben Peter Falk in zwei Folgen der Fernsehserie Columbo auf. In den 1970er Jahren spielte er unter anderem eine Hauptrolle in der Serie Reich und Arm, für die er eine Emmy-Nominierung erhielt.

Filmografie (Auswahl)

Schauspielrollen

Regie

  • 1955: Ein Mann allein (A Man Alone)
  • 1956: Geheimzentrale Lissabon (Lisbon)
  • 1958: Safeknacker Nr. 1 (The Safecracker)
  • 1962: Panik im Jahre Null (Panic in Year Zero!)
  • 1968: Hostile Witness – Im Netz gefangen (Hostile Witness)

Auszeichnungen

Literatur

  • Ray Milland: Wide-eyed in Babylon; an autobiography. New York, NY: Greenwillow Books, 1974.
  • Ray Milland. In: James Robert Parish, Don E. Stanke: The Debonairs. [USA] : [James Robert Parish], [2015]. S. 377–485.
Commons: Ray Milland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. David Parkinson (2011, January): Milland, Ray (1907–1986), actor. In: Oxford Dictionary of National Biography (abgerufen am 10. April 2021).
  2. Graybar, L. (2000, Februar): Milland, Ray (1907-1986), motion picture actor. In: American National Biography. Abgerufen am 10. April 2021.
  3. 1968 Presidential Race - Republicans
  4. Peter B. Flint: RAY MILLAND DIES; WON OSCAR FOR 'LOST WEEKEND'. The New York Times, 11. März 1986
  5. Gail Rock; ST JEAN‐CAP FERRAT: Movies (Published 1972). In: The New York Times. 25. Juni 1972, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. November 2020]).
  6. Peter B. Flint: RAY MILLAND DIES; WON OSCAR FOR 'LOST WEEKEND' (Published 1986). In: The New York Times. 11. März 1986, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. November 2020]).
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