Ralph Norman
Ralph Warren Norman junior[1] (* 20. Juni 1953 in Rock Hill, York County, South Carolina[2]) ist ein amerikanischer Immobilienentwickler und Politiker der Republikanischen Partei. Seit Juni 2017 vertritt er den fünften Distrikt des Bundesstaats South Carolina im US-Repräsentantenhaus.[3]
Familie, Ausbildung und Beruf
Der Sohn von Warren und Mary Norman[4] besuchte öffentliche Schulen in seiner Geburtsstadt Rock Hill (South Carolina), studierte am Presbyterian College in Clinton (South Carolina) und erwarb dort 1975 den Bachelor of Science in Wirtschaft.[5] Über vierzig Jahre lang arbeitete er mit seinen Brüdern für die Immobilienfirma Warren Norman Company, die sein Vater gegründet hatte und dessen Namen sie trägt.[6]
Norman lebt in Rock Hill und gehört der dortigen presbyterianischen Kirche an. Mit seiner Frau Elaine, die er im Dezember 1974 heiratete, hat er vier Kinder.[4]
Politische Laufbahn
Staat South Carolina
Seine politische Laufbahn begann, als Norman bei der Wahl zum Repräsentantenhaus von South Carolina im November 2004 das Mandat für den 48. Wahlbezirk gewann, der einige Vorstädte von Charlotte (North Carolina) und Rock Hill wie die Planstadt Tega Cay im nördlichen Teil des York County umfasst.[7] Er gehörte dem Unterhaus der Legislative seines Bundesstaats von 2005 bis 2007 an.[6] Bei der Wahl 2006 verzichtete er darauf, wieder anzutreten, und bewarb sich stattdessen um das Mandat für den 5. Kongresswahlbezirk seines Bundesstaats bei der Wahl zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten,[8] bei der er dem demokratischen Mandatsinhaber John Spratt mit 43 zu 57 Prozent unterlag.[6] Am 3. November 2009 besiegte er in einer Sonderwahl für sein früheres Mandat im 48. Wahlbezirk die Demokratin Kathy Cantrell mit 71 Prozent der Stimmen und gehörte seitdem wieder der zweiten Legislativkammer South Carolinas an.[9] Er gewann die alle zwei Jahre stattfindenden Wiederwahlen bis 2016 mit jeweils über 70 Prozent der Stimmen. Im November 2010 bewarb er sich um das Amt des Sprechers des Repräsentantenhauses, unterlag jedoch dem republikanischen Amtsinhaber Bobby Harrell mit 5 zu 112 Stimmen.[10]
Nachwahl 2017
Am 16. Februar 2017 trat er von diesem Mandat zurück, um sich wiederum für den freigewordenen Sitz des US-Repräsentantenhauses im 5. Kongresswahlbezirk South Carolinas zu bewerben, der im Norden des Bundesstaates von Spartanburg County bis Sumter County unter anderem die südlichen Vorstädte Charlottes umfasst.[11] Der bisherige republikanische Mandatsinhaber Mick Mulvaney war unter Präsident Donald Trump Direktor des Office of Management and Budget geworden.[12] Am 16. Mai 2017 setzte Norman sich in der Stichwahl der parteiinternen Vorwahl mit etwa 200 Stimmen Vorsprung vor seinem Gegenkandidaten, dem zentristischen Vertreter des 47. Wahlbezirks im Bundesstaats-Unterhaus, Tommy Pope, durch.[13]
Der Hauptwahlkampf gegen den Demokraten Archie Parnell, der für Goldman Sachs gearbeitet hatte, erhielt deutlich weniger Aufmerksamkeit als die zeitgleich stattfindende Nachwahl im 6. Kongresswahlbezirk Georgias, die zum teuersten Kongresswahlkampf überhaupt wurde und eine Rekordbeteiligung für eine Nachwahl erreichte. Dagegen blieb die Beteiligung an der Wahl für den 5. Bezirk South Carolinas gering, zumal Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten den Wahlbezirk im November 2016 mit 18 Prozent Rückstand verloren hatte. Der Kongresswahlbezirk war über hundert Jahre lang in demokratischer Hand gewesen, bis Mulvaney ihn nach einem für die Republikaner günstigen Neuzuschnitt (Gerrymandering) in der Tea-Party-Welle 2010 erobert und seitdem gehalten hatte. Norman hatte bei Spendeneinnahmen einen leichten Vorsprung und gab etwas über einer Million Dollar für seinen Wahlkampf aus, davon eine halbe Million aus eigenem Vermögen. Zentrales Thema war die Gesundheitspolitik, da die Republikaner im Kongress zeitgleich versuchten, Obamacare abzuschaffen. Norman besiegte Parnell knapper als erwartet mit 51 zu 48 Prozent der Stimmen.[14]
Wahlen 2018 und 2020
Bei der Wahl 2018 wurde Norman wieder von Parnell herausgefordert,[15] der sich Rückzugsforderungen aus seiner eigenen Partei entgegensah, nachdem bekannt geworden war, dass Parnell in den 1970er Jahren gewalttätig gegen seine damalige Ehefrau war.[16] Er konnte sich klar mit 57 % durchsetzen. Bei der Wahl 2020 gewann er noch deutlicher, und zwar mit 60 %, gegen Moe Brown von der Demokratischen Partei.[14] Seine aktuelle, insgesamt dritte Legislaturperiode im Repräsentantenhaus des 117. Kongresses läuft noch bis zum 3. Januar 2023.[3]
Wahl 2022
Die Primary (Vorwahl) seiner Partei für die Wahl zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2022 wurde mangels Gegenkandidaten abgesagt und Norman zum republikanischen Kandidaten ernannt. Er trat dadurch am 8. November 2022 gegen Evangeline Hundley von der Demokratischen Partei, sowie gegen Larry Gaither von der Green Party an. Er entschied diese Wahl mit 64,5 % der Stimmen für sich und ist dadurch im Repräsentantenhaus des 118. Kongresses vertreten.[14]
Ausschüsse
Er ist aktuell Mitglied in folgenden Ausschüssen des Repräsentantenhauses:[17]
- Committee on Financial Services
- Financial Institutions and Monetary Policy
- Housing and Insurance
- Committee on Rules
- Legislative and Budget Process
- Committee on the Budget
Zuvor war er auch Mitglied im Committee on Science, Space, and Technology und im Committee on Oversight and Reform.[14]
Positionen und Kontroversen
In seinen politischen Positionen gilt Norman als konservativer Anhänger Donald Trumps und steht insbesondere für fiskalpolitische Strenge[9] sowie den Versuch, Politik nach unternehmerischen Prinzipien zu gestalten;[6] er bezeichnete sich selbst als konservativstes Mitglied der Legislative seines Bundesstaats.[18] In seiner Abschiedsrede im South Carolina State House forderte er 2017, den Status quo herauszufordern.[19] Im Wahlkampf 2017 stellte sich Norman mit rechtskonservativen Positionen und Steuersenkungsforderungen in die Tradition seines Mandatsvorgängers Mulvaney. Er wurde für seine restriktive Ausgabenpolitik kritisiert; so hatte er als Staatsabgeordneter gegen Infrastrukturinvestitionen, Hilfe für Landwirte nach Überschwemmungen 2015 und Subventionen für Industrieansiedlungen gestimmt.[20]
Norman geriet im April 2018 im Kongresswahlkampf in die Schlagzeilen, als er bei einer Veranstaltung seine geladene Handfeuerwaffe präsentierte und minutenlang vor sich auf dem Tisch liegenließ. Dabei erklärte er, er werde keine Gabrielle Giffords sein (eine Kongressabgeordnete der Demokraten, die 2011 beim Attentat von Tucson schwer verletzt und dauerhaft geschädigt worden war). Kritiker bezeichneten diesen Umgang mit der Waffe als nicht verantwortungsvoll.[21] Im September 2018 sorgte sein Scherz zu Beginn bei einer Wahlveranstaltung für Aufsehen, die Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg sei von Abraham Lincoln unsittlich berührt worden (in Anspielung auf den Vorwurf versuchter Vergewaltigung gegen den Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh).[22]
Am 17. Januar 2021 sendete Norman eine Textnachricht an den Stabschef des Weißen Hauses Mark Meadows, in der er diesen bat, den damaligen Präsidenten Trump dazu zu drängen, das Kriegsrecht auszurufen, um die Amtseinführung von Joe Biden zu verhindern.[23]
Weblinks
- Ralph Norman im Biographical Directory of the United States Congress (englisch)
- Webpräsenz Normans beim Kongress (englisch)
- Auftritte Normans bei C-Span (englisch)
- Norman bei Ballotpedia (englisch)
- Chris Bucher: Ralph Norman: 5 Fast Facts You Need to Know. In: Heavy.com, 2. Mai 2017 (englisch).
Einzelnachweise
- Rep. Ralph Norman. In: Biography from LegiStorm. Abgerufen am 12. März 2021 (englisch).
- NORMAN, Ralph. In: Biographical Directory of the United States Congress. Abgerufen am 19. September 2022 (englisch).
- Representative Ralph Norman. In: Library of Congress. Abgerufen am 19. September 2022 (englisch).
- Representative Ralph W. Norman (Memento vom 20. Oktober 2006 im Internet Archive). In: SCStateHouse.net.
- Ralph Norman, Jr.’s Biography. In: Vote Smart.
- Chris Bucher: Ralph Norman: 5 Fast Facts You Need to Know. In: Heavy.com, 2. Mai 2017.
- Norman, Ralph W. In: Our Campaigns. Für den Wahlbezirk selbst siehe General Election 2004: SC State House 048. In: Our Campaigns.
- Rick Lyman: Seeing Plausible Target, Republicans Take Aim at a Democratic Seat in South Carolina. In: The New York Times, 14. April 2006.
- Norman Returned To SC State House. (Memento des vom 13. Oktober 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Fits News, 4. November 2009.
- Norman, Ralph W. In: Our Campaigns; SC Speaker of the House 2010. In: Our Campaigns.
- Andrew Brown: Stakes high in South Carolina’s 5th congressional district race. In: The Post and Courier, 18. Juni 2017.
- Bristow Marchant: SC legislator resigns seat to run for Congress. In: TheState.com, 16. Februar 2017.
- Election Results: Norman Advances in Race for South Carolina’s Fifth Congressional District. In: The New York Times, 19. Mai 2017; Jeffrey Collins: It’s official: South Carolina conservative Ralph Norman beats centrist Tommy Pope in GOP congressional primary. In: The Post and Courier, 19. Mai 2017.
- Ralph Norman. In: Ballotpedia. Abgerufen am 13. Dezember 2022 (englisch).
- Schuyler Kropf: Sumter Democrat Archie Parnell running for Congress again vs. Republican Ralph Norman. In: The Post and Courier, 9. Oktober 2017.
- Jamie Lovegrove: Top South Carolina candidate refuses to quit congressional race after abuse discovery. In: The Post and Courier, 21. Mai 2018.
- Ralph Norman. In: Office of the Clerk, U.S. House of Representatives. Abgerufen am 19. September 2022 (englisch).
- Meet Ralph. In: ElectRalphNorman.com.
- Matt Long: Rock Hill legislator resigns seat in SC House to run for Congress. In: South Carolina Radio Network, 16. Februar 2017.
- Andrew Brown: Stakes high in South Carolina’s 5th congressional district race. In: The Post and Courier, 18. Juni 2017.
- Jamie Lovegrove: U.S. Rep. Ralph Norman pulls out loaded gun in constituent meeting to make point about safety. In: The Post and Courier, 6. April 2018.
- John Wagner: Two GOP lawmakers criticized for tone-deaf comments about Kavanaugh accuser. In: The Washington Post, 20. September 2018; Jamie Lovegrove: SC GOP congressman jokes about Abraham Lincoln groping amid Kavanaugh Supreme Court drama. In: The Post and Courier, 20. September 2018.
- Mark Meadows Exchanged Texts With 34 Members Of Congress About Plans To Overturn The 2020 Election. 12. Dezember 2022, abgerufen am 13. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).