Rallye Sanremo

Die Rallye Sanremo ist eine Rallye-Veranstaltung, die bei Sanremo im nördlichen Italien ausgefahren wird. Mit einer Unterbrechung im Jahr 1995 war die Rallye von 1973 bis 2003 ein Wertungslauf der Rallye-Weltmeisterschaft. Aktuell zählt die Rallye zur Intercontinental Rally Challenge und zur italienischen Rallye-Meisterschaft.

Amilcare Ballestrieri im Lancia Fulvia Coupé HF bei seiner Siegesfahrt 1972
Lancia Stratos HF, der Siegerwagen von Markku Alén aus dem Jahre 1978

Geschichte

Die erste Rallye-Veranstaltung, die den Namen „Rallye Sanremo“ trug, wurde 1928 ausgefahren. Die sogenannte Rallye Internazionale di Sanremo war von der Rallye Monte Carlo inspiriert und trug daher das französische Wort „rallye“ statt des italienischen „rally“ im Namen. Nach einer erneuten Austragung im Jahr 1929 wurde die Veranstaltung in die Hände von neuen Organisatoren gegeben. Diese entschieden sich dazu, ein reines Straßenrennen auszurichten, das durch die engen Gassen der Stadt Sanremo führte. Bei der ersten Austragung im Jahr 1937, der  Circuito Automobilistico Sanremo, konnte sich der italienische Grand-Prix-Pilot Achille Varzi in die Siegerlisten eintragen. Der Zweite Weltkrieg beendete diese Rennveranstaltung.

Erst 1961 wurde die ursprüngliche Rallye in Sanremo als Rallye dei Fiori (dt.: „Rallye der Blumen“) wiederbelebt. Erster Gesamtsieger war der Italiener Mario De Villa auf einer Alfa Romeo Giulietta. 1968 trug die Rallye wieder „Sanremo“ im Namen und endete mit einem Sieg von Pauli Toivonen auf einem Porsche 911. Von 1970 bis 1972 war die Rallye Bestandteil der International Championship for Manufacturers, einer Vorläuferserie der Rallye-Weltmeisterschaft. 1972 erhielt die Rallye ihren heutigen Namen. Offiziell war die Austragung 1972 jedoch bereits die 14., da bei der Zählung einige Vorgängerveranstaltungen miteinbezogen wurden.

Mit der Gründung der Rallye-Weltmeisterschaft 1973 wurde auch die Rallye Sanremo in deren Kalender aufgenommen und war in der Folgezeit ein fester Bestandteil dieser Serie. Der erste WM-Lauf in Sanremo endete mit einem Sieg von Jean-Luc Thérier auf einer Alpine A110. Eine kontroverse Entscheidung fiel während Rallye Sanremo 1986, als das führende Peugeot-Werksteam nach dem dritten Tag der Rallye disqualifiziert wurde, sodass der Sieg an Lancia fiel. Die Stewards hatten an den Peugeots bei der technischen Abnahme irreguläre Seitenschweller festgestellt. Doch Peugeot hatte in dieser Fahrzeugkonfiguration zuvor bereits einige weitere WM-Rallyes bestritten und auch die technische Abnahme vor der Rallye Sanremo passiert, ohne dass Beanstandungen aufgetreten waren. Peugeot legte zwar Protest ein, jedoch ließ der Veranstalter die Peugeots nicht weiter teilnehmen. Ende des Jahres entschied die FIA, dass der Ausschluss irregulär erfolgt sei und annullierte alle Meisterschaftspunkte, die für das Ergebnis der Rallye Sanremo vergeben worden waren.[1]

Aufgrund des damaligen Rotationsprinzips der Rallye-Weltmeisterschaft zählte die Rallye Sanremo 1995 nur zum 2-Liter-Weltcup. Die Rallye, die zuvor auf verschiedenen Straßenbelägen stattgefunden hatte, wurde 1997 zu einer reinen Asphaltrallye umgestaltet. Nach der Saison 2003 wurde die Rallye Sanremo aus dem Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft gestrichen; den letzten Weltmeisterschaftslauf gewann Sébastien Loeb im Citroën Xsara WRC. Neuer italienischer Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft wurde die Rallye Sardinien. Die Rallye Sanremo lebte anschließend als Lauf zur italienischen Rallye-Meisterschaft weiter. 2006 wurde die Rallye zudem in den Kalender der Intercontinental Rally Challenge aufgenommen und fand damit auch international wieder Beachtung. Mittlerweile ist die Rallye Sanremo hauptsächlich eine nationale Veranstaltung.

Streckenführung und Charakteristik

Die Rallye wird im steil aufragenden Hinterland der Umgebung von Sanremo in der Provinz Imperia ausgefahren. Das Fahrerlager befindet sich üblicherweise direkt zwischen dem berühmten Casino und dem Jachthafen an der Rivieraküste Sanremos.

Nachdem bis 1996 auf gemischten Fahrbahnbelägen gefahren wurde, wird die Rallye Sanremo seit 1997 als reine Asphaltrallye ausgetragen. Charakteristisch für die Rallye sind enge Bergstraßen mit Steigungen und Gefällen in den mediterranen Eichen-Laubmischwäldern. Diese zeichnen sich durch Kurvenreichtum und eine technisch anspruchsvolle Streckenführung aus. Dadurch ermöglicht die Strecke nur ein relativ niedriges Durchschnittstempo.

Nach ihrer Streichung im Jahr 1985 wurde die Wertungsprüfung Ronde di Monte Bignone oder kurz Ronde 2005 wieder in das Programm der Rallye Sanremo aufgenommen. Sie bildet seitdem den Höhepunkt der Veranstaltung. Dabei handelt es sich um eine Nachtprüfung, die mit einer Distanz von 44 Kilometern eine der längsten Wertungsprüfungen der Welt ist. Sie führt an den Gemeinden Perinaldo, Apricale und Bajardo sowie an Sanremos Fraktionen Coldirodi und San Romolo vorbei.

Rekorde

Rekordsieger der Rallye Sanremo ist mit mittlerweile sechs Erfolgen in der Zeit von 2006 bis 2018 der Italiener Paolo Andreucci. Vier Fahrer konnten die Rallye während der Zeit als WM-Lauf jeweils dreimal gewinnen. Markku Alén (1978, 1983, 1986), Miki Biasion (1987, 1988, 1989), Didier Auriol (1990, 1991, 1994) und Gilles Panizzi (2000, 2001, 2002) sind die Rekordsieger der Rallye Sanremo mit WM-Status.

Gesamtsieger

Jahr Rallye Fahrer Co-Pilot Auto
19281 Rallye Internazionale di Sanremo Rumänien Ernest Urdărianu Fiat 520
19291 Rallye Internazionale di Sanremo Rumänien Ernest Urdărianu Fiat 521
19611 1. Rallye dei Fiori ItalienItalien Giovan Battista De Villa ItalienItalien Mario De Villa Alfa Romeo Giulietta TI
19621 2. Rallye dei Fiori ItalienItalien Piero Frescobaldi ItalienItalien D. Malinconi Lancia Flavia
19631 3. Rallye dei Fiori ItalienItalien Franco Patria ItalienItalien Alberto Orengo Lancia Flavia Coupè
19641 4. Rallye dei Fiori SchwedenSchweden Erik Carlsson SchwedenSchweden Gunnar Palm Saab 96 Sport
19651 5. Rallye dei Fiori ItalienItalien Leo Cella ItalienItalien Sergio Gamenara Lancia Fulvia 2C
19661 6. Rallye dei Fiori ItalienItalien Leo Cella ItalienItalien Luciano Lombardini Lancia Fulvia HF
19671 7. Rallye dei Fiori FrankreichFrankreich Jean-François Piot FrankreichFrankreich Nicolas Roure Renault Gordini
19681 8. Rallye di Sanremo Finnland Pauli Toivonen Finnland Martti Tiukkanen Porsche 911 T
19691 9. Rallye di Sanremo SchwedenSchweden Harry Källström SchwedenSchweden Gunnar Häggbom Lancia Fulvia HF
19701 1. Sanremo-Sestriere - Rally d’Italia FrankreichFrankreich Jean-Luc Thérier FrankreichFrankreich Marcel Callewaert Alpine A110 1600
19711 2. Sanremo-Sestriere - Rally d’Italia SchwedenSchweden Ove Andersson Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony Nash Alpine A110 1600
19721 14. Rallye Sanremo ItalienItalien Amilcare Ballestrieri ItalienItalien Arnaldo Bernacchini Lancia Fulvia 1.6 Coupé HF
1973 15. Rallye Sanremo FrankreichFrankreich Jean-Luc Thérier FrankreichFrankreich Jaubert Jacques Alpine A110 1800
1974 16. Rallye Sanremo ItalienItalien Sandro Munari ItalienItalien Mario Mannucci Lancia Stratos HF
1975 17. Rallye Sanremo SchwedenSchweden Björn Waldegård SchwedenSchweden Hans Thorszelius Lancia Stratos HF
1976 18. Rallye Sanremo SchwedenSchweden Björn Waldegård SchwedenSchweden Hans Thorszelius Lancia Stratos HF
1977 19. Rallye Sanremo FrankreichFrankreich Jean-Claude Andruet FrankreichFrankreich Christian Delferrier Fiat 131 Abarth
1978 20. Rallye Sanremo Finnland Markku Alén Finnland Ilkka Kivimäki Lancia Stratos HF
1979 21. Rallye Sanremo ItalienItalien Antonio Fassina ItalienItalien Mauro Mannini Lancia Stratos HF
1980 22. Rallye Sanremo Deutschland Walter Röhrl Deutschland Christian Geistdörfer Fiat 131 Abarth
1981 23. Rallye Sanremo FrankreichFrankreich Michèle Mouton ItalienItalien Fabrizia Pons Audi Quattro
1982 24. Rallye Sanremo SchwedenSchweden Stig Blomqvist SchwedenSchweden Björn Cederberg Audi Quattro
1983 25. Rallye Sanremo Finnland Markku Alén Finnland Ilkka Kivimäki Lancia Rally 037
1984 26. Rallye Sanremo Finnland Ari Vatanen Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Terry Harryman Peugeot 205 Turbo 16
1985 27. Rallye Sanremo Deutschland Walter Röhrl Deutschland Christian Geistdörfer Audi Quattro
1986 28. Rallye Sanremo2 Finnland Markku Alén Finnland Ilkka Kivimäki Lancia Delta S4
1987 29. Rallye Sanremo ItalienItalien Miki Biasion ItalienItalien Tiziano Siviero Lancia Delta HF 4WD
1988 30. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia ItalienItalien Miki Biasion ItalienItalien Tiziano Siviero Lancia Delta Integrale
1989 31. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia ItalienItalien Miki Biasion ItalienItalien Tiziano Siviero Lancia Delta Integrale 16V
1990 32. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Didier Auriol FrankreichFrankreich Bernard Occelli Lancia Delta Integrale 16V
1991 33. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Didier Auriol FrankreichFrankreich Bernard Occelli Lancia Delta Integrale 16V
1992 34. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia ItalienItalien Andrea Aghini ItalienItalien Sauro Farnocchia Lancia Delta HF Integrale
1993 35. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia ItalienItalien Franco Cunico ItalienItalien Stefano Evangelisti Ford Escort RS Cosworth
1994 36. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Didier Auriol FrankreichFrankreich Bernard Occelli Toyota Celica Turbo 4WD
19951 37. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia ItalienItalien Piero Liatti ItalienItalien Alessandro Alessandrini Subaru Impreza 555
1996 38. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin McRae Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Ringer Subaru Impreza 555
1997 39. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin McRae Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Nicky Grist Subaru Impreza WRC
1998 40. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia Finnland Tommi Mäkinen Finnland Risto Mannisenmäki Mitsubishi Lancer Evo 5
1999 41. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia Finnland Tommi Mäkinen Finnland Risto Mannisenmäki Mitsubishi Lancer Evo 6
2000 42. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Gilles Panizzi FrankreichFrankreich Hervé Panizzi Peugeot 206 WRC
2001 43. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Gilles Panizzi FrankreichFrankreich Hervé Panizzi Peugeot 206 WRC
2002 44. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Gilles Panizzi FrankreichFrankreich Hervé Panizzi Peugeot 206 WRC
2003 45. Rallye Sanremo - Rallye d’Italia FrankreichFrankreich Sébastien Loeb Monaco Daniel Elena Citroën Xsara WRC
20041 46. Rallye Sanremo ItalienItalien Renato Travaglia ItalienItalien Flavio Zanella Peugeot 206 XS S1600
20051 47. Rallye Sanremo ItalienItalien Alessandro Perico ItalienItalien Fabrizio Carrara Renault Clio S1600
20061 48. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Fiat Abarth Grande Punto S2000
20071 49. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) ItalienItalien Luca Rossetti ItalienItalien Matteo Chiarcossi Peugeot 207 S2000
20081 50. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) ItalienItalien Giandomenico Basso ItalienItalien Mitia Dotta Fiat Abarth Grande Punto S2000
20091 51. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kris Meeke Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Paul Nagle Peugeot 207 S2000
20101 52. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Peugeot 207 S2000
20111 53. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) Belgien Thierry Neuville Belgien Nicolas Gilsoul Peugeot 207 S2000
20121 54. Rallye Sanremo (IRC-Lauf) ItalienItalien Giandomenico Basso ItalienItalien Mitia Dotta Ford Fiesta RRC
20131 55. Rallye Sanremo (ERC-Lauf) ItalienItalien Giandomenico Basso ItalienItalien Mitia Dotta Peugeot 207 S2000
20141 56. Rallye Sanremo ItalienItalien Umberto Scandola ItalienItalien Guido D’Amore Škoda Fabia S2000
20151 62. Rallye Sanremo[2] ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Peugeot 208 T16
20161 63. Rallye Sanremo[3] ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Peugeot 208 T16
20171 64. Rallye Sanremo[4] ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Peugeot 208 T16
20181 65. Rallye Sanremo[5] ItalienItalien Paolo Andreucci ItalienItalien Anna Andreussi Peugeot 208 T16
20191 66. Rallye Sanremo[6] Irland Craig Breen Irland Paul Nagle Škoda Fabia R5
20201 67. Rallye Sanremo[7] abgebrochen wegen Unwetter
20211 68. Rallye Sanremo[8] Irland Craig Breen Irland Paul Nagle Hyundai i20 R5

1 kein WM-Status 2 Die FIA annullierte später das Ergebnis der Rallye Sanremo 1986.

Commons: Rallye Sanremo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rallye Sanremo 1986 auf juwra.com
  2. ewrc-results.com: 62. Rallye Sanremo 2015, abgerufen am 9. August 2021
  3. ewrc-results.com: 63. Rallye Sanremo 2016, abgerufen am 9. August 2021
  4. ewrc-results.com: 64. Rallye Sanremo 2017, abgerufen am 9. August 2021
  5. ewrc-results.com: 65. Rallye Sanremo 2018, abgerufen am 9. August 2021
  6. ewrc-results.com: 66. Rallye Sanremo 2019, abgerufen am 9. August 2021
  7. ewrc-results.com: 67. Rallye Sanremo 2020, abgerufen am 9. August 2021
  8. ewrc-results.com: 68. Rallye Sanremo 2021, abgerufen am 9. August 2021
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