Raiffeisenbank Gammesfeld
Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG ist eine Genossenschaftsbank mit Sitz im Ortsteil Gammesfeld in der baden-württembergischen Gemeinde Blaufelden im Landkreis Schwäbisch Hall.
Raiffeisenbank Gammesfeld eG | |
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Staat | Deutschland |
Sitz | Landwehrstraße 11 68789 Blaufelden |
Rechtsform | eingetragene Genossenschaft |
Bankleitzahl | 600 697 10[1] |
BIC | GENO DES1 RGF[1] |
Gründung | 1. November 1890 |
Verband | Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e.V. |
Geschäftsdaten 2021[2] | |
Bilanzsumme | 36,2 Mio. Euro |
Einlagen | 34,0 Mio. Euro |
Kundenkredite | 12,3 Mio. Euro |
Mitarbeiter | 1 |
Geschäftsstellen | 1 |
Mitglieder | 331 |
Leitung | |
Vorstand | Peter Breiter (hauptamtlich) Manfred Hemer (Vorsitzender – nebenamtlich) Hans-Albert Pfänder (ehrenamtlich)[2] |
Aufsichtsrat | Jürgen Hahn (Vorsitzender)[2] |
Liste der Genossenschaftsbanken in Deutschland |
Geschichte
Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG eG wurde am 1. November 1890 als Spar- und Darlehenskasse Gammesfeld[3] in der früher selbstständigen Gemeinde Gammesfeld gegründet und hat sich bis heute ihre Eigenständigkeit bewahrt.[4]
Rechtsverhältnisse
Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG (lt. GnR „Raiffeisenbank Gammesfeld eingetragene Genossenschaft“) ist im Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Ulm unter GnR 690027 eingetragen.
Organisationsstruktur
Rechtsgrundlagen sind das Genossenschaftsgesetz und die durch die Generalversammlung beschlossene Satzung. Organe der Bank sind der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Generalversammlung.
Sicherungseinrichtung
Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG ist der amtlich anerkannten Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken GmbH und der zusätzlichen freiwilligen Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. angeschlossen.
Geschäftsausrichtung
Die Raiffeisenbank Gammesfeld eG betreibt das Universalbankgeschäft. Im Verbundgeschäft arbeitet sie mit der DZ Bank, R+V Versicherung, Bausparkasse Schwäbisch Hall, Teambank, VR Leasing, DZ Hyp und der Union Investment zusammen.
Geschäftsgebiet
Das Geschäftsgebiet liegt im Norden des Landkreis Schwäbisch Hall. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf das Gebiet der bis zur kommunalen Gebietsreform selbstständigen Gemeinde Gammesfeld. Neben der Geschäftsstelle am Hauptsitz der Bank wird keine weitere Geschäftsstelle betrieben.
Besonderheiten
Die Raiffeisenbank Gammesfeld ist eine der kleinsten Banken Deutschlands. Sie wird von einer einzigen Person betrieben[5] und besaß im Jahr 2009 noch keinen Computer, was sich spätestens im April 2012 geändert hat, und das Telefon war noch ein Wählscheibentelefon.[6]
Ende der 1980er-Jahre entzog ihr die Bankenaufsicht die Betriebserlaubnis, da mit nur einer Person als Vorstand und Kassierer das Vier-Augen-Prinzip nicht umgesetzt werden konnte. Fritz Vogt (1930–2020),[7][8][9] dem Enkel des gleichnamigen Gründers und damaligen Vorstand der Bank, drohte eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen illegalen Bankbetriebs.[10] Das Bundesverwaltungsgericht Berlin entschied im Jahr 1990 jedoch, dass der Betrieb der Bank ohne die üblichen zwei hauptamtlichen Mitarbeiter rechtens sei.[6]
Bis heute ist die Bank nicht online an die genossenschaftlichen Rechenzentralen angeschlossen. Überweisungen werden handschriftlich oder via Schreibmaschine auf Papier ausgefüllt und per Post zur Rechenzentrale geschickt. Die Onlineanbindung an die Atruvia würde laut Aussage von Peter Breiter jährlich 50.000 Euro kosten. Diese zusätzlichen Ausgaben würden die Erträge der Kunden unverhältnismäßig schmälern. Die Bank gab bis 2014 an ihre Kunden Debitkarten aus, mit denen im Jahr 2014 insgesamt 330.000 Euro abgehoben wurden; im gleichen Zeitraum wurden 2,1 Millionen Euro am Bankschalter ausbezahlt.[3] Seit 2014 gibt es keine Debitkarten mehr für die Kunden der Raiffeisenbank Gammesfeld. Stattdessen haben die Kunden die Möglichkeit, eine Kreditkarte einer Bank aus einem Nachbarort zu bekommen.[11]
Überregionale Bekanntheit erlangte die Bank im Jahr 2002, als sie im Mittelpunkt des in diesem Jahr entstandenen Dokumentarfilms Schotter wie Heu stand. Hierdurch wurden jedoch auch zwei versuchte Banküberfälle ausgelöst: Im Mai 2006 schlug Fritz Vogt einen Bankräuber in die Flucht, ohne ihm den Tresor zu öffnen. Am 23. Januar 2009 gelang dies auch seinem Nachfolger Peter Breiter, der seit 2008 bei der Bank arbeitet, als ihm nach dem freitäglichen Geschäftsschluss um 21 Uhr zwei Männer auflauerten.[6][5]
Weblinks
- Raiffeisenbank Gammesfeld in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
- Thiemo Heeg: Ein-Mann-Unternehmen: Die kleinste Bank Deutschlands, Reportage der FAZ über die Bank, 26. Dezember 2006
- Christian Schnell: Raiffeisenbank Gammesfeld: 40 Jahre Einsamkeit, Reportage des Handelsblattes über die Bank, 2. Januar 2008
- Sebastian Jost: Gammesfeld lässt die Kasse im Dorf, Reportage in der Welt am Sonntag über die Bank, 20. Januar 2008
- Martin Eimermacher: Was wurde aus … der Raiffeisenbank Gammesfeld, Brand eins, 05/2017
- Klaus Fiala: Die kleinste Bank Deutschlands, forbes.at, 25. November 2019
Einzelnachweise
- Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
- Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 im eBundesanzeiger
- Manfred Mühlenstedt: Ein erhaltenswertes "Biotop" - Raiffeisenbank Gammesfeld 125 Jahre alt. Südwest Presse, 21. September 2015, abgerufen am 11. Januar 2016.
- GnR 690027 des Amtsgerichts Ulm
- Sarah Schierack: Porträt: So arbeitet die kleinste Raiffeisenbank Deutschlands. In: Augsburger Allgemeine. Augsburg 29. März 2018 (augsburger-allgemeine.de [abgerufen am 4. November 2020]).
- Christian Schnell: Raiffeisenbank Gammesfeld: Überfall auf die kleinste Bank Deutschlands, Handelsblatt, 26. Januar 2009, Zugriff am 19. Februar 2012
- Sebastian Unbehauen und Erwin Zoll: Nachruf auf Bankrebell Fritz Vogt: Bodenständiger Widerständiger aus der kleinsten Bank Deutschlands in Gammesfeld. Südwest Presse, 3. November 2020, abgerufen am 4. November 2020.
- Annette Jensen: Mehr als nur eine sichere Bank. taz.am Wochenende, 20. November 2010, abgerufen am 4. November 2020: „Vierzig Jahre lang hat er das kleine Geldinstitut geführt, das er von seinem Vater übernommen hat und das von seinem Großvater gegründet wurde. „Es gibt nichts Demokratischeres als eine ländliche Genossenschaft“, begründet der 1930 Geborene seine Motivation, sich immer wieder mit Aufsichtsbehörden anzulegen.“
- Traueranzeige Fritz Vogt, swp.de, abgerufen am 4. November 2020
- Bernhard Honnigfort: Deutschlands kleinste Bank: Das letzte Kässle. Frankfurter Rundschau, 12. Oktober 2012, abgerufen am 4. November 2020.
- Leonie Schlick: Interview „Bei uns ist jeder Kunde ein Mensch und keine Kontonummer“. capital.de, 21. April 2019, abgerufen am 28. Oktober 2020.