Rachel Keke
Rachel Keke (* 30. Mai 1974 in Abobo[1]) ist eine französische Politikerin, die seit 2022 Abgeordnete der Nationalversammlung für das linke Parteibündnis NUPES ist. Zuvor war sie als Reinigungskraft in einer Hotelkette tätig und sorgte mit Arbeitskampfmaßnahmen für Aufmerksamkeit.
Lebensweg
Geboren wurde Keke am 30. Mai 1974 in Abobo, einer Siedlung in der Elfenbeinküste.[1] Ihre Schullaufbahn endete nach der vierten Klasse im Alter von 12, nachdem ihre Mutter gestorben war und sie für ihre fünf Geschwister sorgen musste.[2][3][4] 1999 gab es in ihrem Heimatland einen Militärputsch. Ein Jahr danach, im Alter von 26 Jahren, zog sie nach Frankreich. Dort begann sie im Norden von Paris als Reinigungskraft für ein Ibis-Hotel zu arbeiten, angestellt war sie über ein Subunternehmen. Die Staatsbürgerschaft erhielt sie 2015.[5]
Von 2019 bis 2021 kämpften Keke und andere Reinigungskräfte des Hotels mit Hilfe des Gewerkschaftsbundes CGT für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezahlung. Unter anderem forderten sie eine geringere Arbeitsbelastung und die Erfassung von bis dahin unbezahlten Überstunden. In einem 22-monatigen Arbeitskampf, bei dem über acht Monate gestreikt wurde, konnten sich Keke und ihre Kolleginnen mit ihren Forderungen weitgehend gegen ihren Arbeitgeber durchsetzen.[5] Keke war dabei als Sprecherin des Protests tätig. Aufgrund der Länge des Streiks – der längste in der Geschichte des Sektors – und der Beharrlichkeit der Streikenden sorgte der Arbeitskampf für landesweite Schlagzeilen.[6]
Politische Laufbahn
Anfang 2022 erhielt Keke das Angebot, sich für den Wahlkampf von Jean-Luc Mélenchons bei der Präsidentschaftswahl zu engagieren. Obwohl sie ein halbes Jahr zuvor noch skeptisch gegenüber einer politischen Beteiligung war, nahm sie das Angebot an und hielt Kundgebungen vor Anhängern der La France insoumise, der von Mélenchon gegründeten Partei, die sich später mit anderen linken Parteien zur Koalition NUPES zusammenschloss. Bei der anschließenden Wahl zur Nationalversammlung wurde sie von der Partei als Abgeordnetenkandidatin nominiert.[6] Sie trat in einem Wahlkreis im Département Val-de-Marne gegen die ehemalige Ministerin Roxana Maracineanu an, gewann den Wahlkreis in der zweiten Wahlrunde schließlich mit 50,30 % der Stimmen und zog damit in die Nationalversammlung ein.[7] Politisch möchte sie sich für einen höheren Mindestlohn und für besser Bedingungen insbesondere für undokumentierte Arbeiter einsetzen. Sie wolle „die Stimme all derer sein, die sonst keine Stimme haben“.[4]
Rezeption
Keke wurde wegen des erfolgreichen Arbeitskampfes und ihrer dortigen Rolle als Sprecherin teils als „Ikone der französischen Linken“[6], als „Galionsfigur des Zimmermädchenstreiks“[8] oder als „Führungsfigur der Arbeiterklasse“ bezeichnet.[6] Sie ist aber auch immer wieder von rechten Hasskampagnen betroffen, die sie wegen ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse und wegen ihrer fehlenden Hochschulausbildung attackieren.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Assemblée nationale: Mme Rachel Keke - Val-de-Marne (7e circonscription). Abgerufen am 16. Juli 2023 (französisch).
- Clara Bauer-Babef: French MP, Rachel Keke: “From the Paris chambermaid strike, I learned the power of collective struggle”. In: Equal Times. 1. Februar 2023, abgerufen am 30. Juni 2023 (englisch).
- Législatives 2022. Qui est Rachel Keke, ex-femme de chambre élue à l’Assemblée nationale ? In: ouest-france. 19. Juni 2022, abgerufen am 30. Juni 2023 (französisch).
- Birgit Holzer: Parlament „wird beben“: Rachel Kekes französischer Traum. 21. Juni 2022, abgerufen am 30. Juni 2023.
- „Ich bin die Stimme derer, die keine Stimme haben“: Ehemalige Reinigungskraft zieht in französische Nationalversammlung ein. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 30. Juni 2023]).
- William Boucher, Übersetzung von Thomas Zimmermann: Rachel Keke beweist: Auch Arbeiter können Abgeordnete sein. 29. Juni 2023, abgerufen am 30. Juni 2023.
- Florian Bouhot: Résultats législatives: Rachel Keke s'impose dans le Val-de-Marne, face à l'ancienne ministre des Sports Roxana Maracineanu. BFM TV, 19. Juni 2022, abgerufen am 1. Juli 2023 (französisch).
- French legislative elections: Naturalized chambermaid beats ex-sports minister to Parliament. In: Le Monde.fr. 19. Juni 2022 (lemonde.fr [abgerufen am 30. Juni 2023]).