RWS (Unternehmen)

Die RWS GmbH (ursprünglich für Rheinisch Westfälische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft)[4] ist ein Hersteller von kleinkalibriger Munition für zivile und militärische Zwecke, Anzündmitteln und weiteren pyrotechnischen Spezialitäten. Das Unternehmen mit Sitz in Fürth verfügt über Standorte in Fürth und Sulzbach-Rosenberg.[5]

RWS GmbH
Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1886
Sitz Fürth, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Dirk Prehn (Vorsitz der Geschäftsführung)
  • Franco Gussalli Beretta (Aufsichtsratsvorsitzender)[1]
Mitarbeiterzahl 1500 (2022)[2]
Umsatz 276,7 Mio. Euro (2020)[3]
Branche Rüstung
Website www.rws-technology.com

Geschichte

Der Chemiker Emil Müller gründete das Unternehmen 1886 in Köln.[6] Im gleichen Jahr errichtete er mit der Zünderfabrik Troisdorf eine Produktionsstätte für Sprengkapseln in Troisdorf.[7] Drei Jahre später übernahm die Rheinisch Westfälische Sprengstoff-Actien Gesellschaft das Laboratorium zur Herstellung von Zündladungen von Heinrich Utendoerffer in Nürnberg.[8] Als das Firmengelände in Nürnberg nicht mehr ausreichte, plante man ab 1894 in Stadeln einen Erweiterungsstandort, der im August 1897 in Betrieb genommen wurde.[8] Im Dezember 1910 verstarb Emil Müller. Generaldirektor Paul Müller übernahm daraufhin die Leitung der RWS.[9] Während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre fusionierte RWS 1931[8] gemeinsam mit fünf weiteren Unternehmen mit der Dynamit-Actien-Gesellschaft. Der Firmensitz des fusionierten Unternehmens wurde Troisdorf.[10] Die Marke RWS für Munition blieb dennoch bestehen.[11]

Nach der Umfirmierung zur Dynamit Nobel AG erwarb das Unternehmen 1959 den Standort in Sulzbach-Rosenberg[12] und übernahm Geco (1963)[13] und Norma (1990).[14] 2002 kaufte das Schweizer Unternehmen RUAG den Kleinkaliberbereich von Dynamit Nobel auf und Strukturierte diesen und seine eigene Munitionssparte als RUAG Ammotec.[15] Der deutsche Teil des Unternehmens firmierte dabei als RUAG Ammotec GmbH.[16] Die RUAG Ammotec bestand 20 Jahre, bis 2022 Beretta das Eigentum an Ammotec mit allen ihren Marken erwarb. In dem Zusammenhang nahm RUAG Ammotec GmbH den Traditionsnamen RWS an.[17][18]

Zielgruppen, Produkte, Marken

Die RWS GmbH führt mehrere Marken. Bedient wird sowohl der Governance- als auch der kommerzielle Bereich mit Ausrichtung auf den zivilen Absatzmarkt und die Industrie.

Armee und Polizei

Zu den Kunden der Sparte Governance zählen neben der deutschen Bundeswehr und den Streitkräften verschiedener NATO-Mitglieder auch Polizeibehörden aus unterschiedlichen Ländern.

Zivile Kunden

Kommerziell werden einerseits die eigene Marke RWS sowie Geco, Rottweil und Hausken[19] an Zivilpersonen, wie beispielsweise Jäger und Sportler, vertrieben.[20] Andererseits fertigt RWS Produkte, die in die Erzeugnisse anderer industrieller Hersteller eingehen. Dazu gehören Komponenten für kleinkalibrige Munition, Anzündelemente und Anzündsätze sowie pyrotechnische Mischungen für den überwiegend automobilen Gebrauch wie Airbags oder Gurtstraffer. Hergestellte Kartuschenmunition wird beispielsweise für Bolzensetzgeräte in der Befestigungstechnik[21] oder für Bolzenschussapparate in der Schlachtindustrie verwendet.[22]

Produktmarken

Einzelnachweise

  1. Impressum der Website des Unternehmens, Stand: 6. März 2023.
  2. Die Jagd nach der Munition. In: Münchner Merkur, 6. Mai 2022.
  3. RUAG Ammotec GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020. Im Bundesanzeiger am 17. Mai 2022 veröffentlicht.
  4. Über uns auf der Website des Betreibers
  5. Munition. Ruag verkauft seine Sparte an Beretta. In: Südkurier, 10. März 2022.
  6. Verein Kunststoff-Museum Troisdorf (Museumsverein) e. V.: Chronik des Werkes. In: kunststoff-museum-troisdorf.de. Abgerufen am 1. März 2023.
  7. Heinrich Brodeßer: Der Altenforst - das Wald-Heide-Gebiet im östlichen Teil unserer Stadt. In: Troisdorfer Jahreshefte. Band 8. Stadt Troisdorf, 1978, S. 6976 (geschichtsverein-troisdorf.de [PDF]).
  8. Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft Nürnberg (Bestand). In: Archivportal-D. Abgerufen am 1. März 2023.
  9. Karlheinz Ossendorf: Aus kleiner Sprengkapsel wuchs Riesenfabrik. 100 Jahre Zünderfabrik Troisdorf 1886–1986. In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises (ISSN 0932-0377), 2. Jahrgang 1987. Rheinlandia Verlag, Siegburg 1986, ISBN 3-925551-02-6, S. 113–122 (online)
  10. Matthias Dederichs: Aus RWS wird DAG. In: kunststoff-museum-troisdorf.de. 2019, abgerufen am 2. März 2023.
  11. rws-ammunition.com
  12. Volker Hofmann: 1957 – 1960. In: kunststoff-museum-troisdorf.de. September 2020, abgerufen am 1. März 2023 (Daten aus der Firmenchronik der Dynamit Nobel AG).
  13. Robert E. Walker: Cartridges and firearm identification, Taylor & Francis, Boca Raton 2013, ISBN 0-429-25320-6, S. 135.
  14. Neue Marktchancen. Dynamit Nobel kauft Firma in Schweden. In: Nürnberger Nachrichten, 19. September 1990.
  15. Thorsten Klaas-Wissing, Daniel Laude, Wolfgang Stölzle: Staatsunternehmen im Spannungsfeld öffentlich-rechtlicher vs. privat-rechtlicher Organisationslösungen. Eine szenariobasierte Potenzialuntersuchung am Beispiel der RUAG (Holding AG), Cuvillier, Göttingen 2014, ISBN 978-3-95404-729-1, S. 13.
  16. Munition. Ruag verkauft seine Sparte an Beretta. In: Südkurier, 10. März 2022.
  17. Italienische Beretta — Ruag verkauft die Munitionsfabrik in Thun. In: srf.ch. 9. März 2022, abgerufen am 1. März 2023.
  18. Kurz notiert. Waffenfirma verdoppelt Umsatz. In: Wiener Zeitung, 10. März 2022.
  19. Hausken ist ein Hersteller von Schalldämpfern und gehört seit 2021 zum Unternehmen, siehe Kathrin Führes: RUAG übernimmt Schalldämpfer-Hersteller HAUSKEN. In: Pirsch. 11. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2023.
  20. Christoph G. Schmutz: Wenn die Armee immer weniger Munition kauft. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. August 2015, abgerufen am 1. März 2023.
  21. Ammotec erhöht wegen dem starken Franken die Arbeitszeit. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. August 2015, abgerufen am 2. März 2023.
  22. Peter Paulsen, Ute Hagen, Frans J.M. Smulders, Horst E. König: Bolzenschussbetäubung bei Rindern. Kurze Übersicht zu technischen, anatomischen und hygienischen Aspekten. In: Fleischwirtschaft, Nr. 3, 19. März 2003.
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