Wympel R-27
Die R-27 ist eine in der Sowjetunion entwickelte Luft-Luft-Lenkwaffe für mittlere Kampfentfernungen. Der DIA-Code lautet AA-10 und der NATO-Codename Alamo.
Wympel R-27 | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Luft-Luft-Lenkwaffe |
Heimische Bezeichnung | R-27 |
NATO-Bezeichnung | AA-10 Alamo |
Herkunftsland | Sowjetunion, Ukraine, Russland |
Hersteller | Artem, Wympel |
Entwicklung | 1972 |
Indienststellung | 1984 |
Stückpreis | 75.000–95.000 US-Dollar[1] |
Technische Daten | |
Länge | 3,79–4,78 m |
Durchmesser | 230–260 mm |
Gefechtsgewicht | 245–350 kg |
Spannweite | 770–800 mm |
Antrieb | Feststoffraketenmotor |
Geschwindigkeit | Mach 4–4,5 |
Reichweite | 40–130 km |
Ausstattung | |
Lenkung | INS & Datenlink |
Zielortung | Passiv IR oder SARH |
Gefechtskopf | 39 kg Continuous Rod |
Zünder | Aufschlag- und Radar-Näherungszünder |
Waffenplattformen | Kampfflugzeuge |
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Entwicklung
Die R-27 wurde für die 4. Generation sowjetischer Kampfflugzeuge wie die MiG-29 und Su-27 entwickelt. Zuerst versuchte man ab 1968 vergeblich mit der K-25 („Isdelije 370“) eine Kopie der AIM-7 Sparrow zu entwickeln. Das Projekt wurde 1971 abgebrochen. Danach griffen die Entwickler auf die R-24 zurück und entwickelten basieren auf diesem Entwurf die R-27. Im Jahr 1984 wurden die ersten Raketen für die Su-27 und ein Jahr später für die MiG-29 der sowjetischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Bis zum Zerfall der Sowjetunion wurden die R-27 bei der Firma Artem in der Ukraine produziert. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine wurde die R-27-Produktion für Russland eingestellt. Bei Artem wurde daraufhin die R-27 nur noch für den Export produziert. In Russland begann man daraufhin bei Wympel (heute KTRW) mit der Produktion einer abgeänderten Ausführung der R-27.[2][3][4]
Technik
Die R-27 ist modular aufgebaut und besteht aus folgenden Modulen: Suchkopf, Lenkeinheit und Gefechtskopf sowie Raketenmotor. Von sämtlichen Modulen (außer dem Gefechtskopf) existieren verschiedene Ausführungen, die miteinander kombiniert werden können. Es entstanden so verschiedene Ausführungen der R-27: R-27R (NATO-Bezeichnung AA-10 Alamo A) mit halbaktiver Radarlenkung und R-27T (AA-10 Alamo B) mit Infrarotlenkung. Weiter können die Raketen mit einem vergrößerten Raketenmotor ausgerüstet werden. Diese Modelle werden R-27ER (AA-10 Alamo C) und R-27ET (AA-10 Alamo D) bezeichnet. Daneben existieren die Ausführungen R-27P und R-27PE mit passiven Radarsuchköpfen. Diese Lenkwaffen dienen primär zur Bekämpfung von Radarüberwachungsflugzeugen (AWACS) und Kampfflugzeugen für die Elektronische Kampfführung.[4][5]
Varianten
- R-27T
- 1. Serienversion mit 36T-Infrarot-Suchkopf; Reichweite 40 km.
- R-27R
- 1. Serienversion mit halbaktivem 9B1101K-Radar-Suchkopf; Reichweite 50 km.
- R-27T1
- Verbesserte R-27T mit einer Reichweite von 65 km.
- R-27R1
- Verbesserte R-27R; Reichweite 60 km.
- R-27ET
- Mittelstreckenversion mit Infrarot-Suchkopf; Reichweite 70 km.
- R-27ER
- Mittelstreckenversion mit halbaktivem Radar-Suchkopf; Reichweite 75 km.
- R-27AE
- Mittelstreckenversion mit aktivem 9B1103M-Radar-Suchkopf. Entwicklung wurde 1995 zugunsten der Wympel R-77 aufgegeben.
- R-27EM
- Marineversion mit halbaktivem Radar-Suchkopf; fähig Flugkörper zu treffen, die 3 m über der Meeresoberfläche fliegen; Reichweite 130 km.
- R-27P
- Mittelstrecken-Version mit passivem 9B1032-Radar-Suchkopf; Reichweite 60 km.
- R-27PR
- Verbesserte R-27P; Reichweite 80 km.
Technische Daten
Lenkwaffe | R-27T | R-27R | R-27ET | R-27ER |
---|---|---|---|---|
Länge | 3,79 m | 4,08 m | 4,50 m | 4,78 m |
Rumpfdurchmesser | 230 mm | 260 mm | ||
Flügelspannweite | 770 mm | 800 mm | ||
Masse | 245 kg | 253 kg | 343 kg | 350 kg |
Antrieb | R-300-Feststoffraketentriebwerk | R-300E-Feststoffraketentriebwerk | ||
Gefechtskopf | 39 kg Continuous Rod | |||
Zünder | Aufschlag- und Radar-Näherungszünder | |||
Fluggeschwindigkeit | Mach 4 (1.372 m/s) | Mach 5 (1.715 m/s) (unbelegt) | ||
Einsatzreichweite | 40 km | 50 km | 70 km | 75 km |
Lenkung | INS + Datenlink | |||
Zielortung | passiv IR | SARH | passiv IR | SARH |
Plattformen
Mit der AKU/APU-470-Startschiene kann der R-27-Lenkflugkörper ab folgenden Kampfflugzeugen gestartet werden:[3][5]
- Mikojan-Gurewitsch MiG-21 (NATO-Codename „Fishbed“) – als Nachrüstung
- Mikojan-Gurewitsch MiG-23 („Flogger“) – als Nachrüstung
- Mikojan-Gurewitsch MiG-25 („Foxbat“) – als Nachrüstung
- Mikojan-Gurewitsch MiG-31BM („Foxhound“)
- Mikojan-Gurewitsch MiG-29S („Fulcrum-C“)
- Mikojan-Gurewitsch MiG-33 („Fulcrum-F“)
- Mikojan-Gurewitsch MiG-35 („Super-Fulcrum“)
- Suchoi Su-27SM („Flanker-B“)
- Suchoi Su-30MK („Flanker-C“)
- Suchoi Su-34 („Fullback“)
- Suchoi Su-57 („Felon“)
Verbreitung
- Algerien – 324
- Angola – Anzahl unbekannt
- Aserbaidschan – Anzahl unbekannt
- Äthiopien – 80
- Bangladesch – Anzahl unbekannt
- Belarus – Anzahl unbekannt
- Bulgarien – Anzahl unbekannt
- Volksrepublik China – Anzahl unbekannt
- Deutschland – Anzahl unbekannt
- Eritrea – 25
- Indien – 500
- Iran – Anzahl unbekannt
- Irak – Anzahl unbekannt
- Jemen – 100
- Kasachstan – Anzahl unbekannt
- Kuba – Anzahl unbekannt
- Libyen – Anzahl unbekannt
- Malaysia – 150
- Moldau – Anzahl unbekannt
- Myanmar – 110
- Nordkorea – 10
- Peru – Anzahl unbekannt
- Polen – Anzahl unbekannt
- Rumänien – Anzahl unbekannt
- Serbien – Anzahl unbekannt
- Slowakei – 20
- Sudan – Anzahl unbekannt
- Syrien – Anzahl unbekannt
- Tschad – Anzahl unbekannt
- Tschechien – Anzahl unbekannt
- Turkmenistan – Anzahl unbekannt
- Uganda – Anzahl unbekannt
- Ukraine – Anzahl unbekannt
- Ungarn – 342
- Usbekistan – Anzahl unbekannt
- Venezuela – 100
Vergleichbare Systeme
Quellen
- JANE’S AIR-LAUNCHED WEAPON SYSTEMS Edition 2002. Jane’s Verlag
- Das Luft-Luft Lenkwaffensystem AA-10 Alamo. DTIG – Defense Threat Informations Group, Januar 1998
- RUSSIA’S ARMS 2004 CATALOG. Military Parade Publishing House
- AA-10 ALAMO R-27. www.globalsecurity.org, abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- Missile.index.ne.jp: R-27
- Missilery.info.eu: Авиационная ракета Р-27 (К-27)
- Airwar.ru: Р-27
- Ausairpower: The Russian Philosophy of Beyond Visual Range Air Combat
- Duncan Lennox: Jane’s Air launched Weapon, Edition 1995. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2001, ISBN 0-7106-0866-7, S. 54–55.
- Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 15. März 2020 (englisch)