Rossijskije schelesnyje dorogi

Die Rossijskije schelesnyje dorogi (russisch Российские железные дороги; kurz РЖД; deutsch Russische Eisenbahnen, kurz RŽD oder RZhD) sind die staatliche Eisenbahngesellschaft der Russischen Föderation.

Rossijskije schelesnyje dorogi (RŽD)
Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft (OAO)
Gründung 1. Oktober 2003
Sitz RusslandRussland Moskau, Russland
Leitung Oleg Belosjorow[1] (Präsident)
Mitarbeiterzahl 711.000 (2019)
Umsatz 2.252 Mrd. Rubel (17 Mrd. Euro)[2]
Branche Transport/Logistik
Website www.rzd.ru
Stand: 11. Juli 2020

Organisation

Die wichtigsten Strecken der RŽD
Nahverkehrszug ED4M des Herstellers Transmaschholding, an dem die RŽD beteiligt sind

Die RŽD sind als offene Aktiengesellschaft (russisch Открытое акционерное общество, Otkrytoje akzionernoje obschtschestwo, Abkürzung OAO) organisiert.

Vorstandsmitglieder sind u. a. Dmitri Tschernyschenko (Gazprom-Media), der Minister für Bau- und Wohnungswesen Irek Faisullin und der Verkehrsminister Witali Saweljew. Sie wurden von der Europäischen Union sanktioniert, da sowohl Militärangehörige als auch militärische Ausrüstung der russischen Streitkräfte mit den russischen Eisenbahnen für den russischen Überfall auf die Ukraine in die Gebiete in der Nähe der ukrainischen Grenze transportiert wurden.[3]

Die Aktiengesellschaft ist in regionale Eisenbahnbetriebe unterteilt und betreiben ein Streckennetz mit einer Gesamtlänge von etwa 85.200 Kilometern mit der Spurweite 1520 mm.[4] Davon sind 22.000 Kilometer mit Wechselspannung 25.000 V (50 Hz) und 18.800 Kilometer mit Gleichspannung 3000 V elektrifiziert. Der Hauptsitz befindet sich in Moskau. Sie betreiben außerdem das Allrussische Forschungsinstitut für Schienenverkehr mit der Teststrecke bei Schtscherbinka südlich von Moskau.

Weiter betreiben die RŽD seit dem 1. Juni 2008 für zunächst 30 Jahre die Eisenbahn in Armenien unter dem Namen Harawkowkasjan Jerkatughi (Russisch: Juschno-kawkaskaja schelesnaja doroga), nachdem sie eine entsprechende Ausschreibung gewonnen hatten. Während dieses Zeitraums sollen mindestens 570 Millionen USD investiert werden, 70 Prozent davon in die Infrastruktur.[5]

Die Fahrpläne der RŽD gaben vor dem 1. August 2018, gleichgültig in welcher der elf Zeitzonen des Landes, immer die Moskauer Zeit an.[6] Der Umsatz des Unternehmens belief sich im Jahr 2021 auf 2 Billionen Rubel.[7]

Geschichte

Die am 18. September 2003 auf Beschluss der Regierung der Russischen Föderation gegründeten RŽD übernahmen den in Russland gelegenen Teil der Eisenbahninfrastruktur und der Fahrzeuge der Sowjetischen Eisenbahnen.

Die Verflechtung staatlicher und unternehmerischer Aufgaben, die Quersubventionierung defizitärer Unternehmensbereiche sowie die niedrige technische Qualität und der geringe Komfort für Fahrgäste waren Anlass für eine Eisenbahnstrukturreform. In der ersten Etappe 2001 bis 2002 wurden staatliche und unternehmerische Aufgaben getrennt. Am 1. Oktober 2003 wurde die Umwandlung der Bahngesellschaft in eine Aktiengesellschaft eingeleitet.[8] Dabei gingen die unternehmerischen Aufgaben in einer sogenannten offenen Aktiengesellschaft auf. Sie wurde aus dem ehemaligen Eisenbahnministerium ausgegliedert. Dabei übernahm die Aktiengesellschaft das gesamte Eisenbahnvermögen.

Die zweite Etappe 2003 bis 2005 hatte die Förderung des Wettbewerbs im Güterverkehr, die Effizienzsteigerung in der Verwaltung und die Verringerung der Quersubventionierung des Personenverkehrs zum Ziel. Zahlreiche Tochtergesellschaften wurden gegründet und ein neues Tarifsystem eingeführt. Seit 2004 bilanziert jeder Geschäftsbereich separat.

In der dritten Etappe 2006 bis 2010 (Investitionsphase) wurde eine Holding für zwei Güterverkehrs- und eine Personenverkehrsgesellschaft gebildet.[9] Der damalige Ministerpräsident von Russland, Wladimir Putin, kündigte 2008 ein umfangreiches Eisenbahnentwicklungsprogramm bis 2030 mit Investitionen von 380 Milliarden Euro an. Mit diesen Mitteln sollen neue Lokomotiven und Wagen angeschafft sowie 20.000 km Bahnstrecke gebaut werden. Damit sollen auch abgelegene Regionen einen Bahnanschluss erhalten.[10]

Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und der daraufhin beschlossenen Wirtschaftssanktionen hat die UIC Anfang März 2022 die Mitgliedschaft der Russischen Eisenbahn einschließlich ihrer Tochtergesellschaften suspendiert.[11] Eisenbahntechnik darf aufgrund der EU-Sanktionen von dort nicht mehr nach Russland ausgeführt werden, weil die RZD eine tragende Rolle in der russischen Militärlogistik einnimmt. Von den Sanktionen betroffen waren unter anderem die Auslieferung weiterer Sapsan-Hochgeschwindigkeitszüge und die Wartung der Strizh-Züge (Talgo).[12]

Regionale Gliederung

Die RŽD bestehen aus 16 regionalen Eisenbahnen:

Region Primorje, Region Chabarowsk, Jüdische Autonome Oblast, Oblast Amur (teilweise), Jakutien, Sachalin
Oblast Wladimir, Oblast Nischni Nowgorod, Oblast Kirow, Mari El, Tschuwaschien, Udmurtien, Tatarstan (teilweise), Mordwinien (teilweise), Baschkortostan (teilweise), Region Perm (teilweise), Oblast Swerdlowsk (teilweise)
Oblast Kaliningrad
Region Krasnojarsk, Oblast Irkutsk (teilweise), Oblast Kemerowo (teilweise)
Region Transbaikalien, Oblast Amur (teilweise)
Oblast Omsk, Oblast Tomsk, Oblast Nowosibirsk, Region Altai, Oblast Kemerowo (teilweise)
Burjatien, Oblast Irkutsk, Region Transbaikalien (teilweise)
RŽD-Elektrotriebzug ED4MKM
Elektrische Gleichstromlokomotive VL10 der Regionalabteilung Süd-Ural

Geplante oder in Bau befindliche Strecken

Statistik

Das Anlagevermögen der RŽD lag 2019 bei 2,9 Mrd. Euro.[15] Mit 720.000 Mitarbeitern (was etwa 1 % aller abhängig Beschäftigten und einem Viertel aller im Transport-Bereich in Russland Tätigen entspricht) ist die Russische Eisenbahn einer der größten Logistikkonzerne weltweit. Sie trägt mit 5,5 % zum russischen Bruttoinlandsprodukt bei.[16]

Personenverkehr

Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Entwicklung in Mrd. Personenkilometern[17]

2019 nutzten 1,2 Mrd. Fahrgäste die RŽD.[18] Dafür standen 20.600 Personenwagen (2016) zur Verfügung.[19] Die Beförderungszahlen im Personenverkehr sinken weiterhin, ebenso der Anteil in diesem Segment des Verkehrsmarktes. 2017 hatte die Bahn hier einen Anteil von 25 %, ein Minus von 2 % gegenüber dem Vorjahr.[20] Dabei stieg die Zahl der Reisenden 2017 um 7,8 % gegenüber dem Vorjahr auf 1.118 Millionen. Höchste Wachstumsraten erzielte dabei der Hochgeschwindigkeitsverkehr (31,6 %), der allerdings mit 12,4 Mio. Reisenden nur etwa 1 % des gesamten Personenverkehrs ausmacht (übriger Fernverkehr: 8 % / 90 Mio. Reisende, Vorortverkehr: 91 % / 1016 Mio. Reisende).[21] Allein 10 % der Reisenden wurden auf und innerhalb des inneren Moskauer Eisenbahnrings befördert.[22] Bedingt durch die COVID-19-Pandemie war der Rückgang bei den Fahrgastzahlen 2020 drastisch: Die Zahl der Reisenden sank um 28,9 %, die von ihnen zurückgelegten Zugkilometer um 41,4 %.[23]

Fahrgastzüge werden in der Regel von den regionalen Eisenbahngesellschaften betrieben. Ausgenommen hiervon sind Fernreisezüge von nationaler Bedeutung (wie die Schlafwagenkurse auf der Transsibirischen Eisenbahn). Deren Betrieb erfolgt direkt durch die föderale Passagiergesellschaft (Федеральная пассажирская компания), die auch die landesweiten Buchungs- und Fahrscheinsysteme betreibt.[24] Die Lokomotiven werden jeweils von den örtlichen Gesellschaften gestellt und bei längeren Strecken aufgrund der unterschiedlichen Stromsysteme oft mehrmals gewechselt.

Güterverkehr

2003 betrug der Anteil der RŽD am Gütertransport in Russland etwa 40 %.[25], 2019 waren es 46 %, wobei 1,3 Mrd. Tonnen Fracht transportiert wurden.[26] 2020 konnte der Anteil der RŽD am Gütertransport auf 47,3 % gesteigert werden. Diese Zahlen errechnen sich, wenn der Transport durch Pipelines eingeschlossen wird. Ohne den Gütertransport durch Pipelines hatte die russische Eisenbahn 2020 einen Anteil von 87 % am Gütertransport im Land.[27]

Die Zahl der transportierten Container-Einheiten (TEU) lag 2019 bei etwas über 5 Mio.[28], 2020 stieg die Zahl auf 5,8 Mio. Im Schnitt verkehrten täglich 500 Container-Ganzzüge. Der Zuwachs ist auch darauf zurückzuführen, dass inzwischen selbst Schüttgut, etwa Kohle, in entsprechenden offenen Containern transportiert wird. 800.000 TEU entfielen dabei auf den Transitverkehr und davon wiederum 561.000 TEU zwischen der Volksrepublik China und der Europäischen Union.[29]

Personenverkehr

Inland

Die RŽD sind das größte Verkehrsunternehmen in Russland.[30] Im Binnenverkehr ist und war Russland, ebenso wie die Sowjetunion, aufgrund der großen Entfernungen zwischen den Siedlungszentren im Fernverkehr, ein klassisches Land der Nacht- und Schlafwagenzüge. Dies ist nach wie vor auch der überwiegende Teil des Angebots im Personenfernverkehr. Die verwendeten Wagen werden nach und nach durch Neubauten ersetzt, darunter auch Doppelstock-Schlafwagen.[31]

Nach Modernisierung der Infrastruktur und der Beschaffung neuer Fahrzeuge, die es ermöglichen, höhere Geschwindigkeiten zu fahren, werden zunehmend aber auch „Schnelle Tagzüge“ im Fernverkehr angeboten. Sie bieten überwiegend Sitzplätze. Dies geschieht auf Entfernungen von 500 bis 700 Kilometer. Das System wurde 2010 eingeführt. 2017 nutzten 12,1 Mio. Reisende diese Verbindungen.[32] 2019 verkehrten Tageszüge im Fernverkehr unter anderem auf den Strecken[33]:

Im Betriebswerk Metallostroy, südöstlich von Sankt Petersburg

Maßnahmen der RŽD während der COVID-19-Pandemie werden in einem Aufruf der RŽD an ihre Fahrgäste dargestellt.[34]

Auslandsverbindungen

Der Strizh in Berlin Ostbahnhof

Da die Strecken in Russland die Breitspur von 1520 mm aufweisen, die Eisenbahnnetze Mittel- und Westeuropas sowie Chinas jedoch Normalspur von 1435 mm, müssen die Wagen internationaler Züge in der Regel an diesen Grenzen umgespurt werden. Eine Ausnahme sind Züge in die übrigen Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie nach Finnland und in die Mongolei, deren Bahnen ebenfalls auf Breitspur verkehren.

Geschichte

Ursprünglich musste deshalb an den Grenzbahnhöfen umgestiegen werden. Die ersten Spurwechselschlafwagen wurden 1953 beschafft, waren jedoch noch nicht RIC-fähig. Erste RIC-Schlafwagen mit Schürze wurden ab 1959 geliefert. Ab 1967 folgten die ersten 24,5 m langen Schlafwagen nach dem Standard UIC-Y, die erstmals mit Klimaanlage ausgerüstet waren. Die ab 1972 gelieferten Wagen hatten eine Druckbelüftungsanlage. Ab 1978 folgte die letzte UIC-Y-Serie, wieder mit Klimaanlage. All diese in ganz Mittel- und Westeuropa einsetzbaren spurwechselfähigen Schlafwagen der RŽD wurden im 20. Jahrhundert vom Waggonbau Görlitz entwickelt und gebaut.

Ab 1994 wurden 80 moderne 26,4 m lange UIC-Z-Schlafwagen (WLABmee) mit Klimaanlage geliefert, deren Drehgestelle GP200 eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ermöglichen. Die Schlafwagen haben im Allgemeinen Dreibettabteile für universelle Belegung mit ein bis drei Reisenden. Einige der 1994 gebauten Wagen wurden in Luxusschlafwagen (WLSRmee) umgebaut und haben nun vier große Zweibettabteile mit eigenem Bad sowie eine Bar. Diese werden auf der Strecke Moskau – Berlin – Paris und Moskau – Nizza eingesetzt.

Bis ca. 2012 kamen auch Wagen mit Vierbettabteilen und dem größeren russischen Fahrzeugumgrenzungsprofil nach Bulgarien und Polen, früher auch in die DDR, zum Einsatz. Sie wurden von 1948 bis 1998 in den Waggonbauwerken Ammendorf, Görlitz und Bautzen gefertigt. Diese Wagen liefen als Lademaßüberschreitung und konnten im Normalspurnetz nur auf bestimmten Strecken eingesetzt werden. Seit 2014 gehen 200 neue RIC-Schlafwagen mit Vierbettabteilen (WLABmz) in Betrieb, die von Siemens Rail Systems entwickelt wurden. Die Wagen werden im Siemens-Werk Wien-Simmering gefertigt, die Normalspurdrehgestelle in Graz und die Breitspurdrehgestelle im Waggonbauwerk Twer der Transmashholding.[35] Sie haben inzwischen die meisten älteren Typen für den Übergang ins europäische Normalspurnetz abgelöst.

Alle im Normalspurnetz eingesetzten Wagen der RŽD sind Schlafwagen. Bei diesen Fahrzeugen wird im Grenzbahnhof beim Übergang zur anderen Spurweite der Wagenkasten von den Drehgestellen abgehoben und auf die Drehgestelle der anderen Spurweite gesetzt.

Gegenwart

Seit 2006 existiert ein Joint Venture mit der Finnischen Staatsbahn mit Namen Karelian Trains, das seit 2010 den Verkehr zwischen Helsinki und dem Ladoga- oder dem Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg mit Hochgeschwindigkeitszügen (Sapsan) betreibt. Infolge des Russischen Überfalls auf die Ukraine wurde der gesamte Auslandsverkehr nach Finnland jedoch im März 2022 bis auf weiteres eingestellt.

Seit dem Fahrplanwechsel am 17. Dezember 2016 verkehren zwischen Moskau und Berlin erstmals Züge mit verstellbaren Radsätzen, die im Bahnhof Brest Zentralny eine Umspuranlage durchlaufen, ohne dass die Radsätze getauscht werden müssen. Es sind Talgo-Züge, die von den RŽD betrieben werden. Sie verkehren unter dem Zugnamen Strizh beziehungsweise russisch Стриж (Mauersegler).[36] Insgesamt aber war der internationale Verkehr der RŽD seit 2014 stark rückläufig. In der ersten Jahreshälfte 2019 stieg das Fahrgastaufkommen in den Auslandsverbindungen aber von dem stark abgesunkenen Niveau wieder um 12,7 % an. Am meisten trugen dazu die Verbindungen in die Mongolei (+ 16,9 %) und die Relation St. Petersburg–Helsinki (+ 16 %) bei. Ein leichter Anstieg war auch im Verkehr mit Deutschland zu verzeichnen (+1,3 %).[37] Im Jahresfahrplan 2018/2019 werden 22 Staaten außerhalb Russlands angefahren.[38]

Reisende im internationalen Verkehr der RŽD[39]
Jahr20102011201220132014201520162017
Reisende (in Mio.)20202019,410,97,67,37,1

Der beachtliche Rückgang im internationalen Verkehr 2013/2014 hängt mit der Einstellung fast aller Züge der RŽD in die Ukraine im Zuge der Annexion der Krim 2014 durch Russland zusammen. 2014 wurde aufgrund des massiv gesunkenen Fahrgastaufkommens ein Großteil der Züge im russisch-ukrainischen Verkehr eingestellt, die Verbleibenden werden mit Ausnahme des durchgehenden RŽD-Zugs nach Chișinău (via Kiew und Tiraspol) von der ukrainischen Staatsbahn betrieben.

Während früher Schlafwagenverbindungen von Moskau in nahezu alle Hauptstädte Mittel- und Osteuropas bestanden, wurden diese Verbindungen in den letzten Jahren stark reduziert. Zum Fahrplanwechsel am 17. Dezember 2016 wurden die meisten Kurse auf den Balkan eingestellt. Weitere Einstellungen werden erwogen.[40] Folgende Verbindungen ins Ausland mit Wagen der RŽD bestanden 2019:[41]

Daneben bestehen ab Moskau Verbindungen nach Lettland, der Ukraine, Tadschikistan und Nordkorea, die nicht mit Schlafwagen der RŽD, sondern der jeweiligen Staatsbahnen betrieben werden. Auch verkehren aus zahlreichen postsowjetische Nachbarstaaten Russlands neben den RŽD-Zügen Züge mit Wagen der jeweiligen Staatsbahnen nach Russland.

Alle Verbindungen zu den westlichen Nachbarstaaten Russlands mit Ausnahme von Belarus sowie weiteren Zielen innerhalb Europas wurden nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schrittweise suspendiert.

Güterverkehr

Für den Güterverkehr wurden 2007 das Tochterunternehmen Perwaja Gruzowaja Kompanija (PGK, Freight One), die etwa 244.000 Güterwagen (ein Viertel des Gesamtbestands) erhielt, und 2010 eine zweite Tochter, Wtoraja Gruzowaja Kompanija (WGK, Freight Second), die 156.000 Güterwagen erhielt, gegründet. Im Oktober 2011 wurden fast 75 Prozent der Aktien der PGK an die UCL-Holding des Milliardärs Wladimir Lissin verkauft.[42]

Die am 26. August 2010 gegründete Gesellschaft JSC Federal Freight ist nach eigenen Angaben einer der größten Cargo-Betreiber Russlands.[43]

Im März 2008 wurde zur Vermarktung des geplanten Containerzuges Trans-Eurasia-Express das Joint Venture Trans Eurasia Logistics GmbH (TEL) zwischen den RŽD und der DB AG gegründet. Diese Gesellschaft hat das Ziel, den Trans-Eurasia-Express als Blockzug zwischen Europa, Russland und China schrittweise aufzubauen und übernimmt die Koordination zwischen den beteiligten Eisenbahngesellschaften.[44]

Aufgrund der gegen Russland ausgesprochenen Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren in der ersten Aprilhälfte 2022 bereits 150.000 Güterwagen abgestellt, was bereits den laufenden Betrieb behinderte.[45]

Auslandsaktivitäten im Infrastrukturbereich

Eisenbahn

2019 bauten die RŽD an Infrastrukturprojekten in Kuba, Serbien, der Mongolei und Armenien. In einer Reihe anderer Staaten war sie im Rahmen von Joint ventures engagiert.[46] 2020 kamen Projekte in Indien und Montenegro hinzu.[47]

In Nordkorea beteiligten sich die RŽD an Ausbau und Betrieb der grenzüberschreitenden Strecke vom russischen Chassan nach Rajin und am Bau eines Containerterminals in Rajin.

In Libyen baute eine Tochtergesellschaft der RŽD seit 2008 die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke Sirt–Bengasi. Mit dem Beginn des Aufstandes in Libyen wurden die Bauarbeiten eingestellt.

Die RŽD haben im Mai 2009 zusammen mit der ukrainischen und slowakischen Eisenbahn sowie der ÖBB ein Joint Venture gegründet, um die Möglichkeit einer Verlängerung der breitspurigen Bahnstrecke Uschhorod–Košice um 600 Kilometer nach Wien zu prüfen. Dazu wird die Breitspur Planungs GmbH in Österreich gegründet, an der die vier Eisenbahngesellschaften zu gleichen Anteilen beteiligt sind.[48] 2020 befand sich das Projekt immer noch vor dem Stadium konkreter Planungen.[49]

Andere

2009 wurde mit dem österreichischen Baukonzern Alpine Holding die Tochtergesellschaft Alpine-RZDstroy GmbH gegründet, um gemeinsam Infrastrukturvorhaben, wie zum Beispiel Neubauten für Sotschi 2014, durchzuführen.[50][51]

Literatur

  • Oleg Nikitin: Activities of FPC JSC for the Developement of International Railway Passenger Traffic. In: OSJD Bulletin 1–2/2017, S. 10–13.
  • Oleg Nikitin: Results in the FPC JSP Activities in the Field of Passenger Traffic in 2016-2017 and Preparation for the Transportation of Passenger to the FIFA World Cup in 2018. In: OSJD Bulletin 6/2017, S. 30–35.
  • Oleg Nikitin: UNECE Resolution No. 264: Priorities for the Developement of International Railway Passenger Transport. In: OSJD Bulletin 2/2018, S. 27–31.
  • Dimitry Pegov: Passenger Transportation in Russia Today: Problems, Solutions, Objectives. In: OSJD Bulletin 5–6/2018, S. 20–27.
Commons: Russische Eisenbahnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Benjamin Triebe: Entschuldigen Sie, fährt noch der Sonderzug aus Moskau? nzz.ch, 22. August 2015, abgerufen am 22. August 2015
  2. Geschäftsbericht 2015 (englisch)
  3. DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2022/336 DES RATES vom 28. Februar 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen (PDF; 707 KB), abgerufen am 28. Februar 2022.
  4. The Company
  5. Eurailpress: „RŽD: Start des Bahngeschäfts in Armenien“, 4. Juni 2008 (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive)
  6. mr: Ortszeit statt Moskauer Zeit. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2018, S. 363
  7. ОАО "РЖД". Abgerufen am 1. Februar 2024 (russisch).
  8. Bahnreform auch in Russland. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2003, S. 542 f.
  9. Vgl. Andrej Solotnitzki, Besonderheiten der Eisenbahnreform in Russland, in: Bahn-Report, Heft 1/2009, S. 10, Herausgeber: Interessengemeinschaft Schienenverkehr e. V., Rohr
  10. Eurailpress: „Große Investitionen bei der Russischen Eisenbahn“
  11. UIC: Russische und belarussische Eisenbahnen vorübergehend von ihrer Mitgliedschaft ausgeschlossen. In: Lok-Report. 5. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  12. jh/bac//ineu: Ukrainekrieg und Energiekrise: Auswirkungen auf den Bahnbetrieb. In: Eisenbahn-Revue International 10/2022, S. 514f (515).
  13. Russisches Militär baut bis August neue Eisenbahn für Umgehung der Ukraine. In: sputniknews.com. 20. April 2016, abgerufen am 23. Juli 2016.
  14. BELKOMUR Project
  15. ОАО «РЖД» сегодня | Компания. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  16. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (1).
  17. Pegov: Passenger Transportation, S. 20: 2016: 124,5 Mrd. Personenkilometer; 2017: 122,9 Mrd. Personenkilometer; NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (3).
  18. RZD: Russian Railways: Present and Future. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 1–8 (1).
  19. Nikitin: Activities, S. 10.
  20. Pegov: Passenger Transportation, S. 20.
  21. Pegov: Passenger Transportation, S. 21.
  22. Pegov: Passenger Transportation, S. 26.
  23. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (3).
  24. https://fpc.ru/
  25. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (2).
  26. RZD: Russian Railways: Present and Future. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 1–8 (1).
  27. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (2).
  28. RZD: Russian Railways: Present and Future. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 1–8 (1).
  29. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (2).
  30. RZD: Russian Railways: Present and Future. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 1–8 (4).
  31. Nikitin: Results , S. 34.
  32. Nikitin: Results , S. 33f.
  33. Andrej Nikolajewitsch Jagowkin (Andrey Nikolayevich Yagovkin): Prospects for the Developement of Fast-Speed and High-Speed Railway Traffic in the Russian Federation. In: OSJD Bulletin 5–6/2019, S. 30–34.
  34. RZD: Information of RZD OJSC for passengers. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 42.
  35. Schlafwagen für die Russische Eisenbahn AG (RZD), Siemens AG, 28. Juni 2012
  36. NN: The “Strizh” train has made its maiden trip from Moscow to Berlin. In: OSShD News Archive, abgerufen am 15. Juli 2017.
  37. Pressemitteilung der RZD: Increase in international passenger traffic volumes on the railway Network of te Russian Railways JSC. In: OSJD Bulletin 4/2019, S. 36.
  38. Pegov: Passenger Transportation, S. 21; Pressemitteilung der RZD: Increase in international passenger traffic volumes on the railway Network of te Russian Railways JSC. In: OSJD Bulletin 4/2019, S. 36.
  39. Angaben nach Nikitin: Activities, S. 12; ders.: Results , S. 30; ders.: UNECE Resolution , S. 28.
  40. Nikitin: Activities, S. 12.
  41. pass.rzd.ru: International routes, abgerufen am 18. November 2019
  42. Vgl. Igor Belov, Russische Güterbahnen im Aufbruch, in: Güterbahnen, Heft 4/2011, S. 42f, Herausgeber: Alba Fachverlag, Düsseldorf, ISSN 1610-5273
  43. JSC (engl.) (Memento des Originals vom 9. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eng.railfgk.ru
  44. Trans Eurasia Logistics Firmeninfo (Memento des Originals vom 30. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.trans-eurasia-logistics.com
  45. sda/ineu/jst/schr: Die Eisenbahn in Zeiten des Ukraine-Krieges. In: Eisenbahn-Revue International 6/2022, S. 294–297 (296).
  46. RZD: Russian Railways: Present and Future. In: OSJD Bulletin 2/2020, S. 1–8 (6).
  47. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (6).
  48. André Ballin: Bahn frei für neues Breitspur-Gleis bis Wien, in: Russland-Aktuell, 28. Mai 2009
  49. NN: Russian Railways: on the way of Further Developement. In: OSJD Bulletin 2/2021, S. 1–7 (6).
  50. OTS.at: ALPINE Bau GmbH und RZDstroy gründen Infrastruktur-Joint Venture (29. Januar 2010)
  51. ALPINE-RZDstroy erhält 100 Mio. Rubel-Auftrag (31. Mai 2010) (Memento vom 6. Februar 2012 im Internet Archive)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.