Raja
Raja oder Radscha (Sanskrit राजा rājā [ ], „Herrscher, Fürst, König“) ist ein Titel von Herrschern in Indien und Teilen Südostasiens; die weibliche Form lautet Rani (राणी rāṇī [ ]). Maharaja bedeutet entsprechend „Großer Herrscher“, „Großkönig“ oder „Großfürst“.
Indien
Die hinduistischen Herrscher in Indien trugen meist den Titel Raja oder Maharaja, teilweise auch Rao oder Maharao, wohingegen die islamischen Herrscher die Titel Nawab, Schah, Sultan oder im Mogulreich Großmogul verwendeten. Das Wort Raja bedeutet „Herrscher“; auch Prinzregenten wurden Raja genannt. In Teilen Südindiens wurde der Titel Raya geschrieben und gesprochen.
Südostasien
Im malaiischsprachigen Teil Südostasiens (Malaysia und Indonesien) kommt Raja in derselben Bedeutung als Herrschertitel vor und wird meist mit „König“ übersetzt. Die Verwendung des Titels ist vielfältig und nicht von der Religion bestimmt: Auf der zu Indonesien gehörenden hinduistischen Insel Bali heißen die Herrscher seit alters her Raja. In Westtimor[1][2] und auf Sumatra ist der Titel üblich. So bei den Batak Nordsumatras, auch für Sippenälteste (siehe die Marga) und für Clanchefs und Dorfkönige; beispielsweise wurde der Titel dabei wie ein Namensbestandteil geführt, etwa beim letzten Priesterkönig der Toba-Batak Si Singamangaraja XII. Zu Zeiten der holländischen Kolonialherrschaft trugen die einheimischen Distriktvorsteher den Titel Radja, meist in Verbindung mit dem entsprechenden Ortsnamen, etwa Radja Siantar für den Herrscher von Pematang Siantar.
In Malaysia werden Herrscher souveräner Staaten Raja genannt, z. B. der König von Thailand Raja Thai, jedoch auch der (nicht-souveräne) muslimische Herrscher des Bundesstaates Perlis,[3] während seine Kollegen in den acht anderen monarchisch organisierten Bundesstaaten als Sultan bzw., in Negeri Sembilan, als Yang di-Pertuan Besar (wörtlich übersetzt: der zum Großen Gewählte) bezeichnet werden. Perlis wird nirgendwo als eigenständiges „Königreich“ rezipiert, zumal es der mit Abstand kleinste monarchische Teilstaat Malaysias ist. So steht in Malaysia der Begriff für „Herrscher“, gleichgültig ob souverän oder nicht. Thronfolger tragen in den Sultanaten oft den Titel Raja Muda (malaiisch muda „jung“), obwohl sie noch keine Machtbefugnisse haben. Die Konferenz der Herrscher wiederum wird Majlis Raja-Raja genannt.[4]
Die englischstämmige Familie Brooke, die im 19. und 20. Jahrhundert an der Nordküste Borneos im heutigen malaysischen Bundesstaat Sarawak herrschten, wurden die weißen Rajas genannt.[5]
Ein Teil der lokalen Fürsten auf den vorspanischen Philippinen aus der Feudalklasse Maginoo trug ebenfalls den Titel Raja.
Sonstiges
Eine Spielfigur im Chaturanga, dem Vorläufer des Schachs, heißt ebenfalls Raja.
Einzelnachweise
- Royal Timor – A website on the Kings, Rajas and Dynasties of Timor (Memento vom 28. Januar 2011 im Internet Archive) (englisch): Adelsgeschlechter in Westtimor.
- Hans Hägerdal: Lords of the Land, Lords of the Sea : Conflict and Adaptation in Early Colonial Timor, 1600–1800 (= Verhandelingen van het Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde. Nr. 273). KITLV Press, Leiden 2012, ISBN 978-90-6718-378-9, mehrfache Nennung, erstmals S. xiii. Auf oapen.org (PDF; 3,46 MB), abgerufen am 15. Januar 2023 (englisch).
- Webseite der Regierung von Perlis über den Raja von Perlis (malaysisch), abgerufen am 21. August 2020.
- Malaysia: Federal Constitution. Refworld, UNHCR, s.v. Chapter 2 – The Conference of Rulers. Article 38. Conference of Rulers.
- Robert Payne: The White Rajahs of Sarawak. Funk & Wagnalls 1960, ISBN 0195826876;
John H. Walker: Power and Prowess. The origins of Brooke kingship in Sarawak. Allen & Unwin, Crows Nest, NSW Australia 2002, ISBN 0-8248-2500-4.