Rülfenrod

Rülfenrod ist ein Ortsteil der Gemeinde Gemünden im mittelhessischen Vogelsbergkreis. An Rülfenrod vorbei fließt die Felda. Die Landesstraße 3146 führt durch den Ort.

Rülfenrod
Koordinaten: 50° 42′ N,  5′ O
Höhe: 244 (239–270) m
Fläche: 3,53 km²[1]
Einwohner: 86 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 24 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35329
Vorwahl: 06634
Ortseingang (Süd) Rülfenrod
Ortseingang (Süd) Rülfenrod

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes datiert in das Jahr 1387. Die Kirche wurde anstelle der Vorgängerkapelle im Jahre 1750 erbaut. Im Ort hat wahrscheinlich einmal eine Niederungsburg gestanden. 1840 wurde am Ortsrand ein jüdischer Friedhof angelegt. Heute gibt es dort nur noch zwei Grabstätten.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Burg-Gemünden, Ehringshausen, Elpenrod, Hainbach, Nieder-Gemünden, Otterbach und Rülfenrod freiwillig zur neuen Gemeinde Gemünden.[3] Für alle eingegliederten ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rülfenrod angehört(e):[1][5][6]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz lag in Rülfenrod weiter beim Patrimonialgericht Rülfenrod der Freiherren Schenck zu Schweinsberg. Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde das zunächst beibehalten. Erst 1822 schlossen der Staat und die Freiherren Schenck zu Schweinsberg einen Vertrag, mit dem das Patrimonialgericht vom Staat übernommen wurde. Für die Rechtsprechung war nun das Landgericht Homberg an der Ohm, für die Verwaltung der Landratsbezirk Kirtorf zuständig.[14]

Mit der Umsetzung des Gerichtsverfassungsgesetzes im Großherzogtum zum 1. Oktober 1879 ersetzte das Amtsgericht Homberg an der Ohm im Bezirk des Landgerichts Gießen das Landgericht Homberg an der Ohm.[15] Am 15. Juni 1943 wurde das Gericht zur Zweigstelle des Amtsgerichtes Alsfeld[16], aber bereits wieder mit Wirkung vom 1. Juni 1948 in ein Vollgericht umgewandelt[17]. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Homberg, Rülfenrod wurde dem Bereich des Amtsgerichts Alsfeld zugeteilt.[18]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rülfenrod 81 Einwohner. Darunter waren 3 (3,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 30 zwischen 18 und 49, 21 zwischen 50 und 64 und 18 Einwohner waren älter.[19] Die Einwohner lebten in 33 Haushalten. Davon waren 6 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 12 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 18 Haushaltungen lebten keine Senioren.[19]

Einwohnerentwicklung

Rülfenrod: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
199
1840
 
182
1846
 
170
1852
 
122
1858
 
134
1864
 
151
1871
 
149
1875
 
148
1885
 
132
1895
 
130
1905
 
118
1910
 
124
1925
 
134
1939
 
137
1946
 
191
1950
 
207
1956
 
172
1961
 
158
1967
 
140
1970
 
132
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2008
 
97
2015
 
77
2020
 
88
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[19]; Gemeinde Gemünden (Felda): Webarchiv (2015,2020)

Historische Religionszugehörigkeit

 1961:133 evangelische (= 84,18 %), 25 katholische (= 15,82 %) Einwohner[1]

Politik

Für Rülfenrod besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Rülfenrod) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 69,12 %. Alle Mitglieder gehören der „Ortsgemeinschaft Rülfenrod“ an.[20] Der Ortsbeirat wählteAlexander Klein zum Ortsvorsteher.[21]

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Homberg an der Ohm; 1822 treten die Schenck zu Schweinsberg ihre Rechte an den Staat ab) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Gemünden.

Einzelnachweise

  1. Rülfenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Gemünden (Felda), archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2024.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  4. Hauptsatzung. (PDF; 28 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Gemünden, abgerufen im Januar 2024.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Homberg an der Ohm anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IV. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 198 (online bei HathiTrust’s digital library).
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 412 (online bei Google Books).
  12. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 143 ff. (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  14. Abtretung der Patrimonial-Gerechtsame in den Orten Herrmannstein, Rülfenrod und Wisselsheim vom 17. April 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 16 vom 29. Mai 1822, S. 187.
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. Rundverfügung des Reichsministers der Justiz vom 20. Mai 1943 — 3200/7 — Ia9 995 — Betrifft: Vereinfachung der Gerichtsorganisation.
  17. Erlass des Hessischen Ministers der Justiz vom 24. Mai 1948 — 3210/1 — Ia 1961 — Betrifft: Umwandlung des Zweigstellen-Amtsgerichts Homberg (Oberhessen). (Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Gerichtsorganisation und Gerichtsverfassung vom 17. November 1953. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1953 Nr. 30, S. 189–191, Anlagen 1. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3 MB]).)
  18. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 b) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  19. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 36 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  20. Ortsbeiratswahl Rülfenrod. In: Votemanager. Gemeinde Gemünden (Felda), abgerufen im Januar 2024.
  21. Ortsbeirat Rülfenrod. In: Webauftritt. Gemeinde Gemünden (Felda), abgerufen im Januar 2024.
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