Rötelritterlinge

Die Rötelritterlinge (Lepista) sind meist mittelgroße bis große, fleischige Pilze aus der Ordnung der Champignonartigen, die vor allem im Herbst recht zahlreich erscheinen. Sie stehen vom Habitus her zwischen Ritterlingen und Trichterlingen. Auffällig ist bei ihnen die Bildung von zum Teil recht großen Hexenringen. Sie bilden keine Mykorrhiza.

Rötelritterlinge

Violetter Rötelritterling (Lepista nuda)

Systematik
Unterabteilung: Agaricomycotina
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Ritterlingsverwandte (Tricholomataceae)
Gattung: Rötelritterlinge
Wissenschaftlicher Name
Lepista
(Fr.) W.G. Sm.

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Der Hut ist gewölbt über ausgebreitet bis hin zu trichterförmig, die Oberfläche ist glatt. Die Hutfarbe reicht von violett, bläulich, grau bis fleischbraun. Stiel und Hut sind sehr fleischig. Die Lamellen sind entweder ausgebuchtete (Rötelritterlinge) oder herablaufend (Röteltrichterlinge). Sie sind i. d. R. leicht ablösbar. Die einzelnen Arten haben oft einen typischen Geruch, der Geschmack ist häufig mit einer süßlichen Komponente verbunden. Die Sporenpulverfarbe ist rosa, cremegelb, seltener weißlich.

Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind leicht warzig, cyanophil und inamyloid. Die fertilen Lamellenschneiden weisen keine Zystiden auf. Die Hyphensepten besitzen Schnallen.

Gattungsabgrenzung

Giftpilze sind unter den Rötelritterlingen nicht bekannt. Es besteht aber Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten anderer Gattungen, wie dem Wohlriechenden Trichterling und dem Tigerritterling.

Die Rötelritterlinge können vor allem mit ähnlichen Trichterlingen oder Ritterlingen verwechselt werden. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal sind die bei den Rötelritterlingen oder Röteltrichterlingen leicht vom Hut lösbaren Lamellen und das oft rosa gefärbte Sporenpulver.

Ähnlich sind auch die Tellerlinge (Clitopilus, Syn. Rhodocybe). Diese sind wesentlich seltener und meist kleiner im Wuchs. Sie haben meist einen mehligen Geruch und bitteren Geschmack und gehören in die Familie Rötlingsverwandte (Entolomataceae). Damit haben sie ein deutlich rosa bis rotes Sporenpulver.

Ökologie

Als Saprobionten wachsen sie gerne in Laub- und Nadelstreu oder im Gras, immer auf dem Erdboden und niemals auf unzersetztem Holz.

Arten

In Europa kommen folgende Arten vor bzw. sind dort zu erwarten:[2]

Rötelritterlinge (Lepista) in Europa
Deutscher NameWissenschaftlicher NameAutorenzitat
Büscheliger Rötelritterling Lepista caespitosa (Bresadola 1898) Singer 1951 ('1949')
Dichtblättriger Rötelritterling Lepista densifolia (J. Favre 1948) Singer & Clémençon 1973 ('1972')
Lavendelfarbener oder Blassblauer Rötelritterling Lepista glaucocana (Bresadola 1881) Singer 1951 ('1949')
Starkriechender Rötelritterling Lepista graveolens (Peck 1901) Dermek 1978
Veilchen-Rötelritterling Lepista irina (Fries 1838) H.E. Bigelow 1959
Braunbereifter Rötelritterling Lepista martiorum (J. Favre 1956) Bon 1993
Lepista masiae Ballero & Contu 1992
Alpiner Rötelritterling Lepista multiformis (Romell 1911) Gulden 1983
Violetter Rötelritterling Lepista nuda (Bulliard 1790 : Fries 1821) Cooke 1871
Raslingsartiger Rötelritterling Lepista ovispora (J.E. Lange 1930) Gulden 1983
Marmorierter, Graubräunlicher oder Horngrauer Rötelritterling Lepista panaeolus (Fries 1838) P. Karsten 1879 s. l.
Lepista paxilloides (Esteve-Raventòs & M. Villarreal 2000) Consiglio & Contu 2003
Lepista pseudoectypa (M. Lange 1955) Gulden 1983
Scharfer Rötelritterling Lepista ricekii Bon 1983
Lilastieliger Rötelritterling Lepista saeva (Fries 1838) P.D. Orton 1960
Schmutziger Rötelritterling Lepista sordida (Schumacher 1803 : Fries 1821) Singer 1951 ('1949')
Filziger Rötelritterling Lepista tomentosa M.M. Moser 1991

Systematik

Aufgrund phylogenetischer Untersuchungen wurden die Röteltrichterlinge, Arten mit im Querschnitt ovalen bis fast runden Sporen, Trichterlingshabitus und gedrängt stehenden, herablaufenden Lamellen in die Gattung Paralepista ausgegliedert.[3]

Der Fälblingsähnliche Rötelritterling (ehemals Lepista martiorum) wurde 2022 in die Gattung Hertzogia überführt, da er mit anderen Rötelritterlingen nur entfernt verwandt ist.[4]

Quellen

Literatur

  • Erhard Ludwig: Beschreibungen. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. In: Pilzkompendium. Band 1. IHW, Eching 2001, ISBN 978-3-930167-43-2 (758 Seiten, deutsch mit englischen Zusammenfassungen, 17 × 24 cm, enthält 20 neue Taxa und 13 Neukombinationen).
  • Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-440-09970-4 (Originaltitel: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer, 362 Seiten; über 1500 Pilze Europas).

Einzelnachweise

  1. Zheng-Mi He, Zuo-Hong Chen, Tolgor Bau, Geng-Shen Wang, Zhu L. Yang: Systematic arrangement within the family Clitocybaceae (Tricholomatineae, Agaricales): phylogenetic and phylogenomic evidence, morphological data and muscarine-producing innovation. In: Fungal Diversity. Band 123, Nr. 1, November 2023, ISSN 1560-2745, S. 1–47, doi:10.1007/s13225-023-00527-2 (springer.com [abgerufen am 30. Januar 2024]).
  2. Eric Strittmatter: Die Gattung Lepista. In: Fungiworld.com. Pilz-Taxa-Datenbank. 13. November 2005, abgerufen am 7. Juli 2012.
  3. Alfredo Vizzini, Enrico Ercole: Paralepistopsis gen. nov. and Paralepista (Basidiomycota, Agaricales). In: Mycotaxon. Band 120, Nr. 1, 28. September 2012, S. 253–267, doi:10.5248/120.253 (ingenta.com [abgerufen am 28. Mai 2020]).
  4. Wiest, Roland. (2022). Hertzogia, un nouveau genre clitocyboïde. Bull. Soc. Mycol. Strasbourg 121: 29-35.
Commons: Rötelritterlinge (Lepista) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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