Quenelle-Gruß
Der Quenelle-Gruß (französisch quenelle, eine spezielle Sorte Klöße) ist eine Geste aus Frankreich, bei der eine Hand auf den anderen, durchgestreckten Arm gelegt wird. Daneben gibt es noch weitere Varianten der Geste. Sie wird in der Presse auch als Umgekehrter Hitlergruß[1] oder Französische Nazi-Geste[2] bezeichnet.
Entstehung und Verwendung
Die Geste wurde durch den französischen Komiker Dieudonné M’bala M’bala bekannt gemacht. Dieser ist für antizionistische und antisemitische Positionen bekannt und gilt als prominenter Vertreter des Rechtsextremismus.[3] Die Geste wird von Dieudonné als Protestausdruck gegen das politische Establishment dargestellt und von vielen Ausführenden auch als solcher aufgefasst.[4]
Die Geste wird auch in Verbindung mit rechtsextremem Gedankengut gezeigt, unter anderem bei der Kampagne von M’bala M’balas Liste anti-sioniste für die Europawahl 2009[5] oder vor dem Holocaust-Mahnmal in Berlin durch dessen Mitstreiter Alain Soral. Die Geste wird daher zuweilen mit dem Hitlergruß verglichen.[6][7][8] So äußerte Moshe Kantor, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, dass er in der Geste einen weniger bekannten Nazi-Gruß sehe.[9]
Auch die rechtsextremen Politiker Jean-Marie Le Pen und Bruno Gollnisch vom Rassemblement National ließen sich bei der Ausführung der Geste fotografieren.[10]
Verwendung im Sport
Bekanntheit außerhalb Frankreichs erlangte der Gruß, als ihn Nicolas Anelka im Dezember 2013 nach einem Tor für seinen Verein West Bromwich Albion zeigte.[11] In der Folge wurde Anelka von seinem Verein suspendiert und später entlassen. Der englische Fußballverband (FA) belegte Anelka mit einer Sperre von fünf Spielen und einer Geldstrafe von 80.000 Pfund, der Trikotsponsor von West Brom beendete die Kooperation mit dem Verein.
Schon vor Anelkas Geste hatten bereits andere französische Sportler (unter anderem Tony Parker, Teddy Riner, Nikola Karabatić, Yannick Noah, Samir Nasri und Mathieu Deplagne)[12][13][10] den Gruß verwendet. 2014 verwendete der Schweizer Sprinter Pascal Mancini den Gruß bei den Schweizer Meisterschaften 2014 und bei den Europameisterschaften im selben Jahr.[14]
Strafbarkeit
Der rechtsextreme französische Publizist Alain Soral ist in seiner Heimat zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Ende 2013 war ein Foto mit Soral zwischen den Stelen des Holocaust-Mahnmals in Berlin bekannt geworden, auf dem der Rechtsextreme den sogenannten Quenelle-Gruß zeigt.[15]
Die Geste wird teilweise als Ersatz für den Hitlergruß gesehen und ist daher in der Schweiz je nach konkretem Zusammenhang auch als Rassendiskriminierung strafbar. So verurteilte das Schweizer Bundesgericht im August 2017 einen Jugendlichen wegen Rassendiskriminierung (Rassismus-Strafnorm), da dieser die Quenelle vor einer Synagoge gemacht hatte.[2]
Weblinks
- „Une enquête en cours sur deux militaires pour une «quenelle» devant une synagogue parisienne“, slate.fr vom 9. September 2013: Artikel über eine Untersuchung gegen zwei französische Soldaten, die die Geste vor einer Pariser Synagoge zeigten
- „Arrêtez de dire que la quenelle est antisémite“, brain-magazine.fr vom 5. Dezember 2013: Fotostrecke mit der Geste im antisemitischen Kontext
Einzelnachweise
- Frankreichs heikle Schupfnudeldebatte, Spiegel-Online, 29. Dezember 2013
- «Quenelle»-Gruss ist strafbar , SRF, 3. August 2017
- « Quand l’extrême-droite mue : petite plongée dans la galaxie des fachos “antisionistes et anti-impéralistes” », Article11.info, 10. Juli 2009.
- La Quenelle, das neue Zeichen des Widerstandes. Alles Schall und Rauch, 15. November 2013, abgerufen am 10. Januar 2014 (Blogpost aus der deutschen rechten Szene): „Frankreich steht unter der totalen Kontrolle der globalen Finanzelite und die Bevölkerung wird von ihnen komplett ausgeraubt. Der Quenelle ist hauptsächlich gegen sie gerichtet. Deshalb hat die Organisation gegen Rassismus und Antisemitismus den Quenelle als "umgekehrten Nazigruss" bezeichnet“
- „«Quenelle», comment un geste antisémite est devenu un emblème“, Le Monde, 11. Dezember 2013
- Umstrittener Quenelle-Gruß: West-Bromwich-Stürmer Anelka sorgt für Eklat, Spiegel Online, 28. Dez. 2013
- 'Heil' storm. Modern ‘Nazi salute’ sweeping Europe, Times of Israel, 13. Dez. 2013
- French use Nazi-like salute with impunity, Times of Israel, 25. Dez. 2013
- „Umstrittener Quenelle-Gruß: West-Bromwich-Stürmer Anelka sorgt für Eklat“, Spiegel Online, 28. Dezember 2013
- La quenelle, le geste sulfureux de Dieudonné aux idées subliminales. sudouest.fr, 11. Oktober 2013.
- Nicolas Anelka faces sanction for 'disgusting' gesture in West Brom draw, Artikel des Guardian vom 28. Dez. 2013; vgl. auch: „Anelkas Freund droht Auftrittsverbot“, Kölner Stadt-Anzeiger, 29. Dez. 2013
- NBA-Star Parker entschuldigt sich für "Quenelle"-Gruß. rp-online.de, 30. Dezember 2013.
- Mathieu Deplagne imite Dieudonné en glissant une quenelle. pensetouseul.unblog.fr, 23. Februar 2013.
- Rassistische Facebook-Posts: Sprinter Mancini vor dem EM-Aus?. In: bluewin.ch vom 31. Juli 2018.
- https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/geldstrafe-fuer-quenelle-gruss-am-holocaust-mahnmal 12.05.2015, 16:54 Uhr Publizist Alain Soral Geldstrafe für Quenelle-Gruß am Holocaust-Mahnmal