Pozzuoli

Pozzuoli (in römischer Zeit Puteoli, „Kleiner Brunnen“) ist eine Stadt mit 76.952 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der italienischen Region Kampanien, am Golf von Pozzuoli, westlich von Neapel am Golf von Neapel. Der vulkanisch geprägte Ort ist das wichtigste Zentrum der Phlegräischen Felder.

Pozzuoli
Pozzuoli (Italien)
Pozzuoli (Italien)
Staat Italien
Region Kampanien
Metropolitanstadt Neapel (NA)
Lokale Bezeichnung Pezzulo
Koordinaten 40° 49′ N, 14° 7′ O
Höhe 28 m s.l.m.
Fläche 43 km²
Einwohner 76.952 (31. Dez. 2022)[1]
Fraktionen Arco Felice, Campana Annunziata, Licola Centro, Licola Lido, Lucrino, Montenuovo, Monterusciello, Pisciarelli, Toiano
Vorwahl 081
ISTAT-Nummer 063060
Bezeichnung der Bewohner Puteolani
Schutzpatron San Procolo
Website comune.pozzuoli.na.it

Pozzuoli

Geschichte

Pozzuoli wurde im Jahre 531 v. Chr. von einer Gruppe griechischer Kolonisten aus Samos, die vor der Tyrannei des Polykrates geflohen waren, als Dikaiarcheia („gerechte Regierung“) gegründet. Dikaiarcheia, das über einen ausgezeichneten Naturhafen verfügte, diente der griechischen Kolonie Kyme als Handelshafen und gehörte zur Magna Graecia.

Als die Stadt 194 v. Chr. römische Kolonie wurde, benannte man sie um in Puteoli. Durch seine Nähe zu Capua und zur Via Appia gewann der Hafen für den Handels- und Personenverkehr weiter an Bedeutung und wurde am Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. durch eine Mole vor den gefährlichen Südwinden geschützt. Die Getreidelieferungen zur Versorgung Roms, die per Schiff via Alexandria aus Ägypten kamen, wurden hier angelandet. Auch eine nabatäische Handelsniederlassung mit einem Dusares-Tempel bestand dort.[2]

Puteoli war in republikanischer Zeit der wichtigste Hafen Roms und spielte auch nachdem der Hafen in Ostia von Kaiser Claudius ausgebaut worden war eine so wichtige Rolle, dass, wie Tacitus berichtet, erwogen wurde, von dort einen Kanal bis Rom zu bauen. 139 n. Chr. ließ Kaiser Antoninus Pius die beschädigte Mole wieder instand setzen. Sie war 372 Meter lang und 15 bis 16 Meter breit und ruhte auf 15 Pfeilern, die durch Bogenkonstruktionen miteinander verbunden waren.

Fresko aus Stabiae. Abgebildet ist wahrscheinlich der Hafen von Puteoli.

Wie man von Abbildungen auf römischen Glasflaschen und von einer mittelalterlichen, heute verschollenen, Kopie einer Wandmalerei weiß, war die Mole mit Triumphbögen und Säulen geschmückt. Heute ist von diesem antiken Bauwerk nichts mehr zu sehen, da die letzten erhaltenen Reste im Jahr 1930 mit einer neuzeitlichen Mole überbaut wurden.

Im Jahre 39 ließ Caligula eine Schiffsbrücke von Puteoli bis ins gegenüber liegende, zwei Meilen entfernte, Baiae errichten. Anschließend ritt er auf einem Pferd, angetan mit dem Brustpanzer Alexanders des Großen, über die Brücke und strafte damit eine Prophezeiung eines Astrologen Lüge, der behauptete, er habe so viele Chancen, Kaiser zu werden wie es möglich sei, mit einem Pferd über den Golf nach Baiae zu reiten.

Die heißen Quellen wurden schon in der Antike als Heilbäder genutzt. Um 1220 verfasste Petrus von Ebulo mit dem De balneis puteolanis ein Lehrbuch über die Heilwirkungen der jeweiligen Quellen von Pozzuoli.

Im Zuge der achttägigen Monte-Nuovo-Eruption 1538 wurde der Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen. Etwa 90 % der Gebäude wurden bei dem bislang letzten Vulkanausbruch auf den Phlegräischen Feldern zerstört oder schwer beschädigt.[3] Auch wenn Pozzuoli umgehend wieder aufgebaut wurde, verlor er seine Bedeutung als Thermalort, da infolge des Ausbruches viele Thermalquellen versickert oder verschüttet worden waren.[4]

Ort und Umgebung

Der vulkanisch geprägte Ort ist das wichtigste Zentrum der Phlegräischen Felder.[5] Auf Gemeindegebiet befindet sich die Solfatara. Pozzuoli hat auch der Puzzolanerde den Namen gegeben.

Substruktionen des flavischen Amphitheaters

Nur wenig landeinwärts der heutigen Küstenlinie liegen in der Stadtmitte die Ruinen des Macellum, eines Marktes im Bereich des antiken Hafens: Etwa 4 m unterhalb des heutigen Straßenniveaus und 2 m unterhalb des heutigen Meeresniveaus stehen einige Säulenreste, die ab 3,6 m Höhe nach oben hin ein 2,7 m breites Band von Löchern mariner Bohrmuscheln aufweisen. Diese sind ein Beleg dafür, dass sich die Erdkruste seit Errichtung der Bauten hier mehrfach gesenkt und gehoben hat, so dass die Säulen zeitweise in Schlick und Wasser versunken waren. Ursache der Bewegungen (Amplitude insgesamt über 10 m) ist der hier überall tätige Vulkanismus, wie z. B. am Vesuv. Das Auf und Ab ist z. T. ausgesprochen abrupt: 1538 entstand wenige Kilometer westwärts der Vulkan Monte Nuovo, was bei Pozzuoli in nur zwei Tagen zu einer Bodenhebung von sechs Metern führte. Auch in letzter Zeit hob sich das Gelände in zwei Jahren zwischen 1984 und 1986 um 1,8 m. Das brachte Probleme für den Hafen mit sich. Heutzutage ist die Altstadt teilweise saniert.

Das gut erhaltene flavische Amphitheater fasste 20.000 Zuschauer. Die Kathedrale von Pozzuoli ging aus einem augusteischen Tempel hervor. Die Umgebung Pozzuolis ist, wo sie nicht durch Bebauung und Zersiedelung zerstört wurde, landschaftlich reizvoll. Zu Pozzuoli gehört zum Beispiel die südöstlich gelegene Vulkaninsel Nisida.

Wirtschaft

Der Ort lebt vom Tourismus und vom Fischfang. Der Hafen ist wichtig für die zahlreichen Fährverbindungen zur Insel Ischia und zur Insel Procida. In Pozzuoli befindet sich die Akademie der italienischen Luftwaffe.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

  • Um 45 v. Chr. erwarb Cicero durch Erbschaft ein Anwesen mitsamt Gärten.[6]
  • Um das Jahr 60 ging hier der Apostel Paulus von Tarsus auf seiner 4. Missionsreise als römischer Gefangener an Land, um nach Rom gebracht zu werden.
  • 1736 starb hier der Komponist Giovanni Battista Pergolesi.
  • Die Schauspielerin Sophia Loren wuchs in Pozzuoli auf.
  • Der Heilige Januarius wurde hier geköpft. In der Januariuskirche ist der Stein, auf dem er enthauptet wurde, zu sehen. Der Stein ist berühmt, weil er gemäß der katholischen Tradition zweimal im Jahr rote Flecken bekommt. Dies passiere, wenn das Blut des Heiligen im Dom zu Neapel flüssig werde.
  • Im Jahr 78 vor Christus starb der römische Diktator Lucius Cornelius Sulla in seiner Villa, nachdem er überraschenderweise kurz vorher sein Konsulat und die Diktatur niedergelegt hatte.[7]

Literatur

  • Wilhelm Deecke: Führer durch Campanien. Bornträger, Berlin 1901.
  • Christian Hülsen: Dikaiarcheia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,1, Stuttgart 1903, Sp. 546.
  • Amedeo Maiuri: Die Altertümer der phlegräischen Felder. Vom Grab des Vergil bis zur Höhle von Cumae. Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato, Rom 1938, 1955, 1958, 1960, 1968.
  • Hans Pichler: Italienische Vulkangebiete. Band 2: Phlegräische Felder, Ischia, Ponza-Inseln, Roccamonfina. Borntraeger, Berlin 1970, ISBN 3-443-15006-3 (Sammlung geologischer Führer. Band 52).
  • Dirk Steuernagel: Kult und Alltag in römischen Hafenstädten. Soziale Prozesse in archäologischer Perspektive. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08364-2.
  • Fausto Zevi (Hrsg.): Puteoli. Banco di Napoli, Napoli 1993 (Text- und Kartenband).
Commons: Pozzuoli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Pozzuoli – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Ulf von Rauchhaupt: Arabischer Altar. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2023, S. N2.
  3. Claudia D’Oriano et al.: Changes in eruptive style during the A.D. 1538 Monte Nuovo eruption (Phlegrean Fields, Italy): the role of syn-eruptive crystallization. In: Bulletin of Volcanology. Band 67 (2005), S. 603, doi:10.1007/s00445-004-0397-z.
  4. Roberto Scandone, Lisetta Giacomelli. Cronache di un’eruzione: la nascita di Monte Nuovo nel 1538. In: Ambiente Rischio Comunicazione. Band 5, Februar 2013, S. 29–30 (Digitalisat).
  5. Axel Bojanowski: Europas Supervulkan rumort In: Der Spiegel vom 27. Dezember 2016.
  6. Wolfgang Schuller: Cicero oder Der letzte Kampf um die Republik. Eine Biographie. C.H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65178-6, S. 174.
  7. Christian Meier: Caesar. 2. Auflage. Pantheon, München 2018, ISBN 978-3-570-55384-8, S. 126.
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