Puschkin-Klasse

Die Puschkin-Klasse, auch Puschkin-Typ oder Puschkin-Serie, war eine Baureihe von 25 sowjetischen Fischereifabrikschiffen. Die 1954 bis 1957 bei den Kieler Howaldtswerken gebauten Schiffe waren die ersten in Deutschland konstruierten und gebauten Heckfänger.

Puschkin-Klasse p1
Schiffsdaten
Schiffsart Heckfänger
Bauwerft Howaldtswerke, Kiel
Bauzeitraum 1954 bis 1957
Gebaute Einheiten 25
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 75,00 m (Lüa)
Vermessung 2400 BRT
Maschinenanlage
Maschine 1 × MAN Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 1.397 kW (1900 PS)
Propeller 1

Geschichte

Nach erfolgreichen Versuchen mit den Schiffen Oriana und Fairfree hatte die Reederei Christian Salvesen aus Leith 1954 den weltweit ersten auch als solchen konstruierten Fabrikheckfänger Fairtry bauen lassen. Noch vor der Ablieferung dieses richtungsweisenden Schiffes hatten die Kieler Howaldtswerke einen Vertrag mit der sowjetischen Außenhandelsorganisation Sudoimport über die Lieferung von zehn Fabrikheckfängern ab dem Jahr 1955 geschlossen. Der in Deutschland konstruierte Entwurf ähnelte im Wesentlichen dem des Fairtry-Typs, unterschied sich aber in Details, wie der Führung des Schleppgeschirrs oder der Maschinenausrüstung. Die CoCom in Paris (Koordinationsausschuss für mehrseitige Ausfuhrkontrollen) hatte zunächst Einwände wegen der Radarausrüstung und der Geschwindigkeit der Fischfabrikschiffe, woraufhin die Schiffe ohne Radaranlagen und mit gedrosselten Antriebsmotoren gebaut wurden.[1] Nach dem ersten Baulos, das bis 1956 fertiggestellt wurde, folgte ein zweites über weitere 15 Schiffe, die bis 1957 abgeliefert werden sollten. Davon wurden letztlich aber nur 14 gebaut. 1957 lieferte die Rickmerswerft dann den ersten Heckfänger für den Betrieb unter deutscher Flagge, die Heinrich Meins.

In einem im Mai 1959 vorgelegten Memorandum beschäftigte sich auch die CIA mit dem Bau der Fabriktrawler in Kiel.[2]

Die Schiffe

Puschkin-Klasse
BaunameBau-
nummer
IMO-
Nummer
AblieferungUmbenennungen
und Verbleib
Pushkin1001528751216. Juni 1955Ab 6. Januar 1982 bei Cantieri Navali della Palmaria in La Spezia verschrottet.
Gogol1002513280816. Juli 1955Ab 28. Februar 1982 bei DeCoMar in La Spezia verschrottet.
Nekrasov1003524871219. August 1955Ab 17. Januar 1981 bei DeCoMar in La Spezia verschrottet.
Dobrolyubov1004509121220. September 19551982 in der Sowjetunion verschrottet.
Nikolay Ostrovskiy1005524496215. Oktober 19551968 N. Ostrovskiy, im Frühjahr 1982 in der Sowjetunion verschrottet.
Dostoyevskiy1006509328412. November 19551981 in der Sowjetunion verschrottet.
Serafimovich100753205466. Dezember 1955Ab 23. Juli 1985 bei Stretford Shipbreakers in Birkenhead verschrottet.
Saltykov-Shchedrin1008530808124. Dezember 19551981 in der Sowjetunion verschrottet.
Chekhov1009506930015. Januar 1956Ab 1. Juli 1985 bei Stretford Shipbreakers in Birkenhead verschrottet.
Novikov-Priboy1010525854731. Januar 1956Ab Oktober 1986 bei Salvamento y Demolicion Naval in Villanueva y Geltru verschrottet.
Izhevsk1021515844815. März 19561983 in der Sowjetunion verschrottet.
Yaroslavl1022517043426. März 1956Ab 24. Juni 1985 bei Stretford Shipbreakers in Birkenhead verschrottet.
Zlatoust1023539902819. März 1956Ab 1986 als Hulk genutzt.
Zavolzhsk102453979399. April 1956Ab September 1986 bei Salvamento y Demolicion Naval in Villanueva y Geltru verschrottet.
Khabarovsk1025506769929. April 19561985/86 im Register gelöscht und als Hulk genutzt.
Stalinabad1026533787426. Mai 19561962 Dushanbe, ab 18. September 1990 bei Sadan Kalkavan Ticaret in Aliaĝa verschrottet.
Sverdlovsk1027534663128. Juni 19561983 in der Sowjetunion verschrottet.
Ashkhabad1028502677416. Juli 19561983 in der Sowjetunion verschrottet.
Voroshilovgrad1029524400314. August 19561958 Murmansk, ab Oktober 1986 bei Salvamento y Demolicion Naval in Villanueva y Geltru verschrottet.
Zhigulevsk103051719715. September 1956Ab 1985 als Hulk genutzt, ab 7. März 1989 bei Carlo Eguia Ferri in Bilbao verschrottet.
Severnoye Ciyaniye103153213702. Oktober 19561983 in der Sowjetunion verschrottet.
Vitebsk1032538256822. Oktober 19561981 in der Sowjetunion verschrottet.
Ulyanovsk1033537235522. März 1957Ab 1. August 1982 bei Cantieri Navali della Palmaria in La Spezia verschrottet.
Kazan1034518436829. April 1957Ab 3. Januar 1983 bei DeCoMar in La Spezia verschrottet.
Daten: Miramar Ship Index[3]

Literatur

  • Wilhelm Blanke: Die Seefischerei Nordwest-Europas. Struktur und Probleme. = The Sea Fisheries of North-West Europe. Structure und Problems. Verlag Krögers Buchdruckerei, Hamburg-Blankenese 1956.
  • A. von Brandt, C. Birkhoff: Trawling: Deck Design and Equipment. In: Jan-Olof Traung (Hrsg.): Fishing Boats of the World. Band 2. Fishing News (Books) Ltd., London 1960, S. 102–113 (Digitalisat).
  • Hellmut Kleffel: 125 Jahre Kieler Howaldtswerke. Howaldtswerke AG, Kiel 1963.
  • Christian Ostersehlte: Von Howaldt zu HDW. 165 Jahre Entwicklung von einer Kieler Eisengießerei zum weltweit operierenden Schiffbau- und Technologiekonzern / Christian Ostersehlte. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2004, ISBN 3-7822-0916-8.
  • Vom Trawler zum Fang-Fabrikschiff. In: Seekiste. Nr. 4, April 1954, ZDB-ID 525624-0, S. 264–270.

Einzelnachweise

  1. Sowjet-Fischdampfer - KI - EL 1 in Der Spiegel 36/1963 vom 4. September 1963, S. 22–25
  2. CONSTRUCTION AND IMPORTS OF FISH FACTORY TRAWLERS FOR THE SOVIET FISHING (Memento vom 5. November 2010 im Internet Archive) (englisch)
  3. Miramar Ship Index-Startseite (englisch)
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