Punitivität
Der kriminologische Begriff Punitivität stammt vom lateinischen Wort punire ab und steht für die Bereitschaft und den Wunsch, Normabweichungen hart zu sanktionieren, und kann frei mit Straflust übersetzt werden. Punitivität bildet einen Gegensatz zu bessernden, resozialisierenden oder versöhnenden Reaktionen auf Delinquenz.
In der kriminologischen Literatur wird eine deutliche Zunahme der Punitivität seit Anfang der 1990er Jahre registriert – insbesondere in den USA und in Großbritannien. Für Deutschland hat Wolfgang Heinz die These von einer Entwicklung hin zu mehr Punitivität hingegen auf Basis einer empirischen Untersuchung der Strafrechtspflegestatistiken (Untersuchungszeitraum: bis einschließlich 2008) zurückgewiesen. Die These sei Ausdruck eines dem Zeitgeist entsprechenden Mythos, der sich empirisch jedoch nicht erhärten lasse.[1]
Literatur
- Helga Cremer-Schäfer, Heinz Steinert: Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie, 2. überarbeitete Auflage, Westfälisches Dampfboot, Münster 2004, ISBN 978-3-89691-680-8.
- David W. Garland: Kultur der Kontrolle. Verbrechensbekämpfung und soziale Ordnung der Gegenwart, Campus, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-593-38585-3.
- Alice Goffman: On the run. Die Kriminalisierung der Armen in Amerika, Kunstmann, München 2015, ISBN 978-3-95614-045-7.
- Fabian Kessl: Punitivität in der Sozialen Arbeit – von der Normalisierungs- zur Kontrollgesellschaft. In: B. Dollinger, H. Schmidt-Semisch (eds.): Gerechte Ausgrenzung? VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011. doi:10.1007/978-3-531-94083-0_5.
- Rüdiger Lautmann, Daniela Klimke, Fritz Sack (Hrsg.): Punitivität. Achtes Beiheft zum Kriminologischen Journal, Juventa, Weinheim 2004, ISBN 3-7799-0987-1.
- Loïc Wacquant: Elend hinter Gittern, UVK, Konstanz 2000, ISBN 3-87940-715-0.
Einzelnachweise
- vgl. Wolfgang Heinz, Neue Straflust der Strafjustiz – Realität oder Mythos?. In: Neue Kriminalpolitik, 23. Jahrgang, Heft 1/2011, S. 14–27, S. 27 (, abgerufen am 21. Februar 2024).