Puer natus in Bethlehem
Puer natus in Bethlehem ist ein lateinisches kirchliches Weihnachtslied. Es ist in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, auf deutsch ist es bekannt als Ein Kind geborn zu Bethlehem.
Geschichte
Der Ursprung des gregorianischen Hymnus ist unbekannt. Er wird seit dem 14. Jahrhundert im Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag bzw. zu Epiphanias (6. Januar, Erscheinung des Herrn, Dreikönigstag) gesungen. Zeitweise wurden im deutschen, dänischen und schwedischen Sprachraum die Verse abwechselnd in lateinisch (Chor) und in der Volkssprache (Gemeinde) gesungen; dies gilt als ein früher Versuch der gesanglichen Einbeziehung der Gemeindemitglieder in den Gottesdienst.
Der älteste bekannte lateinische Text stammt von Anfang des 14. Jahrhunderts, die Anzahl der Verse schwankt in den verschiedenen Aufzeichnungen. Eine erste deutsche Übersetzung stammt von Heinrich Laufenberg aus dem Jahr 1439. Die bekannteste deutsche Variante Ein Kind geborn zu Bethlehem findet sich im Gesangbuch des Valentin Bapst von 1545, sie umfasst 10 Verse. Die volkstümliche Liedmelodie, die nicht auf der gregorianischen Weise basiert, findet sich erstmals bei Lucas Lossius 1553. Johann Sebastian Bach (1685–1750), der sich 1724 dieses Themas zunächst in der Kantate angenommen hatte (Sie werden aus Saba alle kommen, BWV 65, später als Orgelchoral im „Orgelbüchlein“, BWV 603), fügte einen zusätzlichen Vers ein. Werner Neumann vermutet allerdings, dass der Text aus der Feder von Christian Weiß d. Ä. (1671–1737), Pastor an der Thomaskirche in Leipzig stammt.[1]
Es gibt unzählige weitere Kompositionen, u. a. von
- Michael Praetorius (1571–1621): Puer natus in Bethlehem (4-stimmig), Ein Kindelein so löbelich (4-stimmig)
- Johann Hermann Schein (1586–1630): Ein Kind geborn zu Bethlehem (6-stimmig)
- Samuel Scheidt (1587–1654): Puer natus in Bethlehem (8-stimmig), Ein Kind geborn zu Bethlehem (6-stimmig)
- Dietrich Buxtehude (1637–1707): Puer natus in Bethlehem (Orgelchoral), Buxtehude-Werke-Verzeichnis 217
Heute wird das Lied fast ausschließlich als Orgel- oder Chorwerk aufgeführt. Im Evangelischen Gesangbuch der Evangelischen Kirche im deutschsprachigen Raum ist es nicht mehr verzeichnet. Im alten Gotteslob von 1975 war Puer natus in Bethlehem unter Nr. 146 als Ein Kind geborn zu Bethlehem veröffentlicht. Im Stammteil des 2013 eingeführten neuen Gotteslobes ist das Lied nicht mehr enthalten. Im gemeinsamen Diözesanteil (Anhang) der Bistümer der Kirchenprovinz Hamburg ist Ein Kind geborn zu Bethlehem unter Nr. 740 aufgenommen worden. Zudem wurde es dort – wie schon im alten Gotteslob – als ökumenisches Lied gekennzeichnet.[2] Im Reformierten Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz ist das Lied unter Nr. 386 enthalten – mit dem deutschen Text Ein Kind geborn zu Bethlehem, im Katholischen Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz unter Nr. 353.
Text in Lateinisch und Deutsch
Lateinischer Text | Deutscher Text, Straßburg 1560[3] | Gotteslobalt 146[4] |
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Puer natus in Bethlehem, |
EIn Kind geborn zu Bethlehem / Zu Bethlehem / |
Ein Kind geborn zu Bethlehem, - Bethlehem; |
Refrain: | ||
Assumpsit carnem Filius, | ||
Per Gabrielem nuntium, | ||
Tamquam sponsus de thalamo, | ||
Hic iacet in praesepio, |
HIe ligt es in dem kripffelein / Dem kripffelein / |
Hier liegt es in dem Krippelein, - Krippelein; |
Cognovit bos et asinus, |
DAs öchslein vnd das eselein / das eselein / | |
Et Angelus pastoribus, | ||
Reges de Saba veniunt, |
DIe köng aus Saba kamen dar / Kamen dar / |
Die König' aus Saba kamen her, - kamen her; |
Intrantes domum invicem, |
Sie gingen in das Haus hinein, - Haus hinein | |
De Matre natus Virgine, |
SEin Mutter ist die Reine magt / reine magt / | |
Sine serpentis vulnere, |
DIe schlang jn nit vergifften kond / Vergifften kond / | |
In carne nobis similis, |
ER ist gar vns gleich nach dem fleisch / Nach dem fleisch / | |
Ut redderet nos homines, |
DAmit er jhm vns machet gleich / Machet gleich / |
Sie fielen nieder auf ihre Knie, - ihre Knie |
In hoc natali gaudio, |
FVr solche Gnadenreiche zeit / Reiche zeit / |
Für solche gnadenreiche Zeit, - reiche Zeit, |
Laudetur sancta Trinitas, |
Eine alternative Textfassung stammt von Michael Praetorius; sie wurde später mit einer anderen Melodie unterlegt zu einem eigenständigen Lied.
Ein Kindelein so löbelich
ist uns geboren heute,
von einer Jungfrau säuberlich,
zu Trost uns armen Leuten.
Wär’ uns das Kind’lein nicht gebor’n
so wär’n wir allzumal verlor’n.
Das Heil ist unser alle.
Eia, du süsser Jesu Christ,
das du Mensch geboren bist,
behüt uns vor der Hölle.
Joseph, lieber Joseph mein,
hilf mir wiegen das Kindelein,
Gott, der wird dein Lohner sein
im Himmelreich
der Jungfrauen Kind Maria.
Eia.
Übersetzungen
Eine dänische Übersetzung „Ith Barn er fød i Bethlehem…“ steht im dänischen Gesangbuch von Hans Tausen, En Ny Psalmebog von 1553. Nikolai Frederik Severin Grundtvig verfasste den heute bekannten Text „Et Barn er født i Bethlehem…“ (vergleiche Grundtvig: Sang-Værk til den danske Kirke-Skole [Salmer og aandelige Sange], Band 2, Kopenhagen 1873, Nr. 59, mit dem Hinweis „egen Folkemelodi“ [traditionelle Volksliedmelodie dazu]). Diese Fassung steht in den Gesangbüchern der dänischen Heimvolkshochschulen (vergleiche K. Bjerre – L. Kiil, Sanghåndbogen [Liederhandbuch], Kopenhagen 1999 [zu Højskolesangbogen, 17. Ausgabe, 1989], S. 84). „Et Barn er født i Bethlehem, thi glæde sig Jerusalem…“ in Den Danske Salmebog (dänisches Kirchengesangbuch), Kopenhagen 2003, Nr. 104, gehört zu den populärsten dänischen Weihnachtsliedern.[5]
Eine dänische Übersetzung zu dem Text im Enchiridion, Zwickau 1528[6], „Ein Kindelein so löbelich ist uns geboren heute...“ (Praetorius-Text) als „Ein gesang von der gepurt Christi, den man auff Weihnachten singet...“, erschien im dänischen Gesangbuch, Rostock 1529, als „Et lidet barn saa ærefuldt...“, wahrscheinlich parallel zur niederdeutschen Fassung von 1530 „Ein Kindelin so lavelick...“, auf die N. K. Andersen in seinem Kommentar zum dänischen Gesangbuch Ludwig Dietz, Salmebog von 1536, Kopenhagen 1972, zu Nr. 20 und Nr. 42, hinweist. Hans Tausen übersetzte in En Ny Psalmebog von 1553 „Ith lidet Barn saa ærefuldt…“, aber diese Übersetzung hat sich gegenüber dem heutigen „Et lidet Barn så lysteligt…“ von Dietz 1536 nicht durchsetzen können. Den Danske Salmebog, Kopenhagen 2003, Nr. 102, druckt „Et lidet barn så lysteligt…“, das zuerst im dänischen Gesangbuch Malmö 1528 gedruckt wurde, von Nikolai Frederik Severin Grundtvig 1837 aufgegriffen und mehrfach 1843, 1845 usw. bearbeitet wurde und das auch in das Gesangbuch der dänischen Heimvolkshochschulbewegung Eingang fand: Højskolesangbogen, 18. Ausgabe, 2006, Nr. 234 (nach Grundtvig 1837 usw., „Vorlage“: Luther…, übersetzt von Arvid Petersen [Pedersen] 1529; Melodieverweis auf C. Balle 1855).[7]
Literatur
- Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. 3. Band. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1894, S. 639 (Digitalisat).
- Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 1060–1061.
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 deutsche Advents- und Weihnachtslieder. 12. Auflage. Schott, Mainz 2008, ISBN 978-3-254-08213-8, S. 38–39.
- Wilhelm Thomas, Konrad Ameln: Das Weihnachtslied. Bärenreiter, Kassel 1932, DNB 57749712X.
Weblinks
- Bach-Kantaten, Ein Kind geborn zu Bethlehem
- Gemeinfreie Noten von Puer natus in Bethlehem in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
Audiolinks
Einzelnachweise
- Werner Neumann (Hrsg.): Johann Sebastian Bach. Sämtliche Kantatentexte. Unter Mitbenutzung von Rudolf Wustmanns Ausgabe der Bachschen Kantatentexte. Leipzig 1956.
- Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Ausgabe für die (Erz-)Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück. Herausgegeben von den (Erz-)Bischöfen Deutschlands und Österreich und dem Bischof von Bozen-Brixen. Stuttgart/Osnabrück 2013.
- Das Gros Kirchen Gesangbuch, S. 259–261 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Der Liedtext und die Melodie im Hamburger Diözesanteil unter Nr. 740 sind mit dem Lied 146 des alten Gotteslobes identisch.
- Vgl. Otto Holzapfel: Liedverzeichnis: Die ältere deutschsprachige populäre Liedüberlieferung mit weiteren Hinweisen zu „Ein Kind geboren zu Bethlehem, des freuet sich Jerusalem...“ = Online Update Januar bis März 2022 = Germanistik im Netz / GiNDok [UB Frankfurt/M] = https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de files = Liedverzeichnis = Update 2023 "www.ebes-volksmusik.de" (obere Adressleiste des Browsers).
- andere Ausgabe neben dem Erfurter Enchiridion von 1524
- Vgl. Otto Holzapfel: Liedverzeichnis: Die ältere deutschsprachige populäre Liedüberlieferung mit weiteren Hinweisen zu "Ein Kindelein so löbelich..." = Online Update Januar bis März 2022 = Germanistik im Netz / GiNDok [UB Frankfurt/M] = https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de files = Liedverzeichnis = Update 2023 "www.ebes-volksmusik.de" (obere Adressleiste des Browsers).