Prusewo

Prosewo (deutsch Prüssau) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern im Gebiet der Landgemeinde Krokowa (Krockow) im Powiat Pucki (Powiat Putzig).

Prusewo
?
Prusewo (Polen)
Prusewo (Polen)
Prusewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Puck
Gmina: Krokowa
Geographische Lage: 54° 46′ N, 17° 59′ O
Einwohner: 305
Postleitzahl: 84-113
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GPU



Geographische Lage

Das Dorf liegt an der Grenze zwischen Hinterpommern und der historischen Region Westpreußen, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen), 30 Kilometer westnordwestlich von Puck (Putzig) an der Danziger Bucht und 32 Kilometer nordöstlich von Lębork (Lauenburg in Pommern).

Geschichte

Prüssau nordwestlich von Neustadt in Westpreußen und nordöstlich von Lauenburg in Hinterpommern auf einer Landkarte von 1910.
Ehemaliges Herrenhaus des Ritterguts Prüssau (Aufnahme 2010).

Die Region von Pommerellen gehörte seit 1309 zum Deutschordensstaat Preußen. Am 4. August 1376 gibt der Ordenskomtur Siegfried Walpot von Bassenheim „Marczin seinen rechten Erben“ 36 Hufen zu Prussow, um ein Dorf nach culmischem Recht zu gründen.[1] Die Dörfer im Burgbezirk Putzig, zu dem auch Prüssau gehörte, hatten an den Deutschen Orden Steuern zu zahlen, Naturalien zu liefern und waren zusätzlich zu bestimmten Dienstleistungen verpflichtet; so hatte das Dorf Prüssau ihm beispielsweise einen Soyner (Säumer) zu stellen.[2] Eine um 1400 errichtete Mühle zu Prussow zahlte jährlich zwei Mark.[3] Wie aus dem Danziger Komtureibuch hervorgeht, enthielt Prussow um 1400 nur noch 33 Hufen, von denen sieben wüst lagen.[4][5]

Bei der Zweiteilung Preußens durch den Zweiten Frieden von Thorn wurde das Putziger Gebiet dem autonomen, unter der Schirmherrschaft der Krone Polens stehenden Preußen Königlichen Anteils zugeordnet. Durch sein Dekret vom 16. März 1569 auf dem Lubliner Sejm kündigte König Sigismund II. August die Autonomie Westpreußens jedoch unter Androhung herber Strafen einseitig auf,[6][7] weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 als Fremdherrschaft empfunden wurde.[8]

Im Rahmen der ersten polnischen Teilung 1772 kam Prüssau zum Königreich Preußen. Im Jahr 1789 wird Pryssau als Gratialgut[9] und als königliches Amtsvorwerk mit sechs Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[10] Im 19. Jahrhundert war Prüssau ein Rittergut.[11] Das 1845 in Prüssau vorhandene Patrimonialgericht wurde nicht von königlichen Gerichten verwaltet.[12]

Die Bodenverhältnisse auf der Gemarkung des Dorfs Prüssau eignen sich gut für die Landwirtschaft.[13]

Bis 1919 war Prüssau ein Gutsbezirk im Kreis Neustadt, Amtsbezirk Kolkau, im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.[14]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde am 2. August 1919 ein Teil des Amtsbezirks Kolkau in den Kreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern umgegliedert.[15] Der Rest blieb weiterhin beim Kreis Neustadt, musste jedoch aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags am 10. Januar 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. Besitzer des nunmehr im Kreis Lauenburg gelegenen Ritterguts Prüssau war 1939 Eckhardt Fliessbach, dem außerdem auch das Gut Reckendorf gehörte.[16]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Prüssau zusammen mit ganz Hinterpommern und Westpreußen unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Prüssau erhielt den polnischen Ortsnamen Prusewo. In der darauf folgenden Zeit wurden die deutschen Einheimischen im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ größtenteils vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1864165[17]
1871147in zehn Wohngebäuden[11]
1925422darunter 360 Evangelische und 61 Katholiken[18]
1933391[19]
1939404[19]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 49.
  2. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 56–57.
  3. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 55.
  4. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 53–54.
  5. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 205.
  6. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104.
  7. A. Reusch: Westpreussen unter polnischem Scepter. Festrede gehalten am Elbinger Gymnasium am 13. Spt. 1872. In: Altpreußieche Monatsschrift, NF, Band 10, Königsberg 1873, S. 140–154, insbesondere S. 146.
  8. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104 ff.
  9. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, S. 59.
  10. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 174.
  11. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 228, Nr. 150.
  12. A. C. v. Vegesack (Hrsg.): Westpreußisches Provinzialrecht. Band 1, Danzig 1845, S. 469.
  13. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 7.
  14. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 230, Nr. 165
  15. Rolf Jehke: Amtsbezirk Kolkau (2011)
  16. Uwe Kerntopf: Reckendorf (Kreis Neustadt, Westpreußen) (Memento des Originals vom 9. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pom-wpru.kerntopf.com (1998 ff.)
  17. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1867, 7. Kreis Neustadt, S. 18, Nr. 165.
  18. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Prüssau im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (2011)
  19. Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.