Propyläen (München)
Die Propyläen an der Westseite des Münchner Königsplatzes wurden von Leo von Klenze im Auftrag von König Ludwig I. in Form eines Tempeleingangs (Propylon) errichtet. Sie sind neben dem Obelisken am Karolinenplatz das einzige Bauwerk Leo von Klenzes, das Ludwig I. der Stadt München übereignete.
Geschichte
Bereits 1816 wurde erwogen, die Propyläen zu bauen. Klenze, ein klassizistischer Architekt, Maler und Stadtplaner malte ein Bild der Propyläen, um für sein Projekt zu werben. Es dauerte 30 Jahre, bis der Auftrag tatsächlich erteilt wurde. Als König Ludwig I. 1848 abdanken musste, wurde das Projekt erneut in Frage gestellt – nicht zuletzt, weil München zu diesem Zeitpunkt hier kein Stadttor mehr benötigte, da die Stadt weit über den Königsplatz hinaus gewachsen war.
Klenzes Gemälde unterstrich die städtebauliche Bedeutung des Baus: Blickt man durch den Säulengang der Propyläen, sieht man die neu entstandene Achse der Brienner Straße, die über den Karolinenplatz mit dessen Obelisken zum Hofgartentor, zum Odeonsplatz und zur Ludwigstraße führt. Damit sind die Propyläen mit dem Siegestor Teil eines damals neu entstandenen Koordinatensystems, das die Königsresidenz in den Mittelpunkt Münchens rückte.
Schließlich wurden die Propyläen aus Privat-Mitteln Ludwigs I. erbaut – als Zeichen der Freundschaft zwischen Griechenland und Bayern sowie als Denkmal für den Freiheitskampf Griechenlands von 1821 bis 1829, den wittelsbacher König und Sohn Ludwigs Otto von Griechenland und die bayerische Armee. An den Wänden der Hauptdurchfahrt wurden die Namen griechischer Freiheitskämpfer angebracht. Der Bau begann 1854, 1862 wurden die Propyläen kurz vor dem Sturz des griechisch-bayerischen Königs Otto endlich eingeweiht.
Die Propyläen waren das repräsentativste Stadttor Münchens, der Hauptstadt des neuen Königreichs Bayern. Ihr Name bezieht sich auf die „Propylaia“, den Vorbau am Aufgang zur Akropolis im antiken Athen, die unter Perikles als Tempelbezirk ausgebaut wurde. In München sollte der Königsplatz einen vergleichbaren Vorbau erhalten. Damit wollte Leo von Klenze ein Bild des reinen Hellenismus nach Bayern verpflanzen.
Von 1862 bis 1928 dienten die Portale und das Haupttor der Propyläen als Durchgänge für den Verkehr. 1928 wurden diese für den Verkehr gesperrt und die Fahrbahnen seitlich verlegt.
Architektur
Die Propyläen sind das letzte rein klassizistische Bauwerk Münchens. Leo von Klenze entwarf sie nach dem Vorbild der Propyläen der Akropolis.
Die Propyläen wurden fast fugenlos aus großen Quadern gemauert und schlossen die Gestaltung des Königsplatzes ab. Sie vervollständigten den vorhandenen klassischen Kanon: Die ionische Glyptothek und die korinthische Antikensammlung wurden durch die Propyläen mit ihren dorischen Säulen ergänzt.
Zur Vorbereitung benutzte Klenze Dokumentationen über „Thor Dipylon“ in Athen und sichtete Aufzeichnungen vom „noch stehenden Thor von Messene“. Anschließend entschied er sich, das Stadttor mit zwei Türmen zu flankieren. Darüber hinaus wurde das Stadttor rechts und links von je drei dorischen Säulen eingefasst. Diese Säulen befinden sich auf einer angehobenen Plattform und tragen ein Giebeldreieck, das mit einem Figurenfries von Ludwig von Schwanthaler verziert wurde. Schwanthaler entwarf auch die Reliefs an den Turmwänden.
Jeder der beiden Türme ist ein mächtiger Quader mit einem großen Portal und einem offenen Raum im Obergeschoss. Die beiden Portale der Türme dienten dem Frachtverkehr, der beim Verlassen der Stadt durch das linke Tor (von der Innenstadt aus gesehen) fuhr, stadteinwärts gelangte der Frachtverkehr durch das rechte Tor. Es herrschte somit Linksverkehr. Das monumentale Tor in der Mitte der Propyläen war Reitern und den Stadtwägen vorbehalten. Die Unterseite der Dächer der Türme wurde als Kassettendecke gestaltet. Um sich im Obergeschoss zwischen den Türmen zu bewegen, hätte man über die Brüstung auf das Flachdach des niedrigeren Mittelbaus klettern müssen. Dort sollte man im Verteidigungsfall hinter einer niedrigeren Aufmauerung Schutz finden.
Während sich im Außenbereich dorische Säulen finden, tragen im Inneren ionische Säulen das Dachgebälk der Propyläen. Zudem zeigen der Grundriss wie auch der Schnitt des Torbaus, dass im Untergeschoss das Gebäude durch Treppen, Plattformen und Durchgänge durchquert werden konnte.
Die klassizistischen Architekten jener Zeit wussten, dass griechische Tempel farbig gestaltet waren. Doch war unbekannt, wie es im antiken Griechenland gelang, Marmorflächen mit leuchtenden Farben zu versehen. Leo von Klenze wollte dem Gebäude einen prächtigen Farbenschmuck verleihen, doch fand auch er keine Lösung für das Auftragen der Farben. So plante er stattdessen eine plastische Verzierung der Propyläen.
Bildprogramm der Giebel
Westgiebel
Ostgiebel
Weblinks
Literatur
- Propyläen in München. Von Herrn L. v. Klenze, königl. Bayerischem Geheimrath. In: Allgemeine Bauzeitung. Wien 1861, S. 203–204.