Priesterloch

Ein Priesterloch (englisch priest hole) ist ein Schlupfloch (Versteck) für Priester. Solche finden sich noch heute in älteren, ehemals katholischen Häusern in England.

Im rechten Pilaster gibt es eine Geheimtür zu einem Priesterloch (Partingdale House, Middlesex)

Nachdem Heinrich VIII. die Kirche von England etabliert und den Supremat für die Krone von England reklamiert hatte, galt Katholizismus als Ungehorsam gegen den König und stand unter Hochverratsverdacht. Römisch-katholische Priester und Ordensleute wurden in England etwa ab dem Anfang der Regierungszeit von Königin Elisabeth I. im Jahr 1558 verfolgt. Die Maßnahmen gegen sie wurden verstärkt, nachdem es zu Aufständen und Unruhen gekommen war (z. B. Ridolfi-Verschwörung 1570/71, Babington-Verschwörung 1586 etc.). Teilweise dienten bereits zuvor (z. B. Exeter-Verschwörung 1538) und auch später noch fiktive Verschwörungen (z. B. Papisten-Verschwörung 1678) als Anlass für restriktive Maßnahmen gegen Katholiken.

Anordnung von Priesterlöchern

Priesterlöcher wurden in Burgen und Landhäusern katholischer Familien in England eingebaut bzw. ausgebaut. Es waren oft spartanische, jedoch kunstvoll angelegte Verstecke und Zugänge, in die der zelebrierende Priester im Notfall schlüpfen konnte. Diese Verstecke dienten auch als Aufbewahrungsort für die heiligen Gefäße und Altar-Möbel.

Viele solcher Verstecke werden zurückgeführt auf den Maurer, Laienbruder der Jesuiten und späteren Märtyrer Nicholas Owen, der diese geheimen Orte und Zugänge konstruiert haben soll, um das Leben der Verfolgten zu schützen.[1] In der East Riddlesden Hall war ein solches Versteck ein Teil des Schornsteins, in Ripley Castle und Harvington Hall (Worcestershire) ein Teil der Wandverkleidung. In Chesterton Hall (in der Nähe von Cambridge) war das Priesterloch ein Teil der Toilette.[2]

Owen wurde nach dem Gunpowder Plot 1605 in Hindlip Hall, Worcestershire, gefangen genommen und im Tower of London auf der Streckbank 1606 zu Tode gefoltert. Er wurde 1970 als Märtyrer heiliggesprochen (siehe auch: Vierzig Märtyrer von England und Wales).

Literarische Erwähnung

Priesterlöcher werden auch in der Literatur erwähnt und sind bzw. waren besonders im Bereich der Kriminalromane beliebte Sujets. So nimmt z. B. auch Agatha Christie in Poirot und der Kidnapper darauf Bezug:[3]

Poirot: „Davon später, Erledigen wir eines nach dem anderen, gehen wir methodisch vor. Gibt es im Haus kein besonderes Versteck? ›Waverly Court‹ ist ein altes Gebäude, und da gibt es manchmal Geheimkammern, in denen sich zur Zeit der Katholikenverfolgung Priester versteckten.
Mr. Waverly: „Bei Gott, ein solches Priesterversteck existiert tatsächlich! Man betritt es durch eine Geheimtüre in der Täfelung der Halle.
Poirot: „Ist diese Tür in der Nähe der Ratsstube?
Mr. Waverly: „Unmittelbar daneben.“
Poirot: „Voilà!“
Mr. Waverly: „Aber außer meiner Frau und mir weiß niemand etwas davon.“ …

Erwähnung in Filmen

Commons: Priesterloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe auch: Webseite der Jesuiten in Österreich (Memento des Originals vom 1. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jesuiten.at (PDF; 78 kB).
  2. Allan Fea in Project Gutenberg’s Secret Chambers and Hiding Places – Historic, romantic, & legendary Stories & Traditions about Hiding-Holes, secret Chambers, etc. (englisch).
  3. Zitat nach Agatha Christie in Hercule Poirot bittet zum Galgen. Scherz Verlag, Bern/ München/ Wien 1983, S. 180, deutsche Erstveröffentlichung.
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