Postadoleszenz

Die Postadoleszenz (lat. post „nach“, adolescere „heranwachsen“; auch Nachjugend) stellt eine eigenständige Lebensphase dar, die zwischen Jugend und Erwachsenenalter angesiedelt wird. Ihre erste Erwähnung findet sich 1968 bei Kenneth Keniston für die amerikanische Jugend,[1] im deutschen Sprachraum fand sie seit den späten 1980er Jahren verstärkt Verwendung.

Junge Erwachsene werden bei einem Debütantenball offiziell in die Gesellschaft eingeführt (Chrysanthemenball in München 1996)

Die Postadoleszenz ist gekennzeichnet durch sogenannte Statusinkonsistenzen, wie z. B. einer finanziellen Unabhängigkeit bei gleichzeitigem Verbleiben im Elternhaus. Begriffe wie Nesthocker oder Nestflüchter stehen für junge Menschen dieser Phase, die in der Regel zwischen 18 und 29 Jahren angesiedelt wird. Bedeutsam für diese Phase ist das Auseinanderfallen von verschiedenen Aspekten, die man für den Erwachsenenstatus als grundlegend betrachtet (finanzielle Unabhängigkeit, Partnerschaft, eigener Haushalt, Berufstätigkeit, Partizipation am gesellschaftlichen und politischen Leben). Damit bestehen enge Beziehungen zwischen dieser sozialwissenschaftlichen Einordnung und entwicklungspsychologischen Konzepten (Erikson), welche die durch Personen zu bewältigenden Statuspassagen als bedeutsam für die Ausbildung einer eigenen Identität des Menschen erachten.

Die in den letzten Jahrzehnten zunehmende Tendenz zur Postadoleszenz wird ursächlich auf die zunehmende Verlängerung der Schulzeit und einer Erhöhung der Studierendenquote zurückgeführt. Insbesondere die Studienphase stelle eine „Zwischenwelt“ dar, in der häufig eine relative große Selbständigkeit von geringer Verantwortungslast und finanzieller Abhängigkeit geprägt sei.[2][3]

Literatur

  • Martina Gille, Sabine Sardei-Biermann, Wolfgang Gaiser, Johann de Rijke: Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland. Lebensverhältnisse, Werte und gesellschaftliche Beteiligung 12- bis 29-Jähriger. VS Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3531151576
  • Klaus Hurrelmann: Lebensphase Jugend: Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung. 9. Aufl. Weinheim 2006, ISBN 978-3779914808
  • Heinz Reinders: Jugendzeit: Time out? Zur Ausgestaltung des Jugendalters als Moratorium. VS Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 381003987X
  • Rainer K. Silbereisen, Lazlo A. Vaskovics, Jürgen Zinnecker (Hrsg.): Jungsein in Deutschland. Jugendliche und junge Erwachsene 1991 und 1996. Leske & Budrich, Opladen 1996, ISBN 3-8100-1681-0

Einzelnachweise

  1. Kenneth Keniston: Young radicals. Notes on admitted youth. New York: Harvest 1968
  2. Soziale Beziehungen im Lebenslauf: Lehrbuch der sozialen Entwicklung. Ulrich Schmidt-Denter, BeltzPVU, 2005, S. 161 (ISBN 3621275630)
  3. Bildungserfolg und Migration: Biographien junger Frauen in der Einwanderungsgesellschaft. Merle Hummrich, VS Verlag, 2002, S. 105 (ISBN 3810034290)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.