DotGNU
DotGNU war ein 2001 vorgestelltes GNU-Projekt, mit dem Ziel, eine Alternative für die Erstellung von Webservices und von C#-Applikationen zu bieten und damit der Konkurrenz von Microsoft zu begegnen. Vorbild war der Erfolg des GNU-Projekts als Lizenzmodell für herstellerunabhängige Software. Wichtigster Bestandteil von DotGNU ist Portable.NET.
DotGNU stand zunächst unter der GNU General Public License. Im Januar 2009 wurde es unter die GNU Lesser General Public License 2.1 gestellt.[1]
Offiziell seit Dezember 2012 wird am DotGNU-Projekt nicht mehr weitergearbeitet.
DotGNU Portable.NET
Portable.NET ist der wichtigste Teil von DotGNU. Es war ursprünglich ein separates Projekt und wurde 2001, kurz nach der öffentlichen Bekanntgabe von DotGNU, zu einem Teil des DotGNU-Projektes.[2] Fortan trug Portable.NET den Namen DotGNU Portable.NET. Bei dem Teilprojekt handelt es sich um eine Implementierung des .NET Framework bzw. des daraus hervorgegangenen internationalen Standards Common Language Infrastructure.
Zu den Bestandteilen von Portable.NET gehören im Wesentlichen die folgenden Komponenten (zumindest in der DotGNU-Version 0.7):[3]
- treecc, ein Werkzeug zur aspektorientierten Programmierung
- pnet, bestehend aus Laufzeitumgebung, C#-Compiler, Programmierwerkzeugen
- pnetlib, eine C#-Klassenbibliothek
Auch ein Just-in-time-Compiler gehört zu Portable.NET. Dieser Compiler nutzt auch die Bibliothek LibJIT. LibJIT zielt darauf ab, eine Grundlage für verschiedene virtuelle Maschinen und dynamische Skriptsprachen zu bieten.[4] LibJIT wurde aus DotGNU herausgelöst und nach der Einstellung des DotGNU-Projekts separat weiterentwickelt.
Einsatz
DotGNU war standardmäßig in der Linux-Distribution Debian 3.1 enthalten.[3]
Das Linux Magazine berichtete 2009, dass DotGNU in etlichen kommerziellen Applikationen zum Einsatz komme. Zum Beispiel setzte der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf DotGNU für die grafische Benutzeroberfläche seiner Software für ein Laser-Schneidegerät ein.[5]
Rezeption
Das britische Technologiemagazin The Register urteilte 2004, DotGNU und Mono seien „interessante Projekte für Menschen, die an Programmiersprachen, Compileraufbau und anderen, ziemlich esoterischen Hardcore-Gebieten der Softwaretechnik interessiert sind. Allerdings haben die Projekte keinen praktischen Nutzen und existieren nur mit der Unterstützung Microsofts.“[6]
Die amerikanische Ausgabe des Linux-Magazins beurteilte DotGNU 2005 insgesamt als weniger ausgereift als Mono. Als Vorteile von DotGNU nannte der Artikel, dass es standardmäßig im Betriebssystem Debian enthalten sei und dass es Bytecode, der unter Windows generiert worden ist, ohne Modifikationen ausführen könne. Nachteilig sei, dass Windows Forms nicht vollständig implementiert sei, dass es Fehler bei der Ereignisbehandlung und keine passende Entwicklungsumgebung gebe.[3]
Richard Stallman, Gründer des GNU-Projekts, sprach sich 2010 zwar für offene Implementierungen von .NET wie Mono und DotGNU aus, jedoch empfahl er, nicht in C# bzw. nicht für .NET zu programmieren, da die Gefahr von Patentklagen durch Microsoft nicht abgeschätzt werden könne.[7]
DotGNU und Portable.NET wurden in etlichen Fachbüchern und wissenschaftlichen Publikationen vorgestellt und erwähnt, z. B. in Leuf (2005).[8]
Literatur
- Jason King, Mark Easton: Cross-Platform .NET Development. Using Mono, Portable.NET, and Microsoft .NET, Apress 2004, ISBN 978-1-59059-330-1
Weblinks
Einzelnachweise
- Alexander Neumann: DOTGnu unter der LGPL, in: heise developer vom 14. Januar 2009, abgerufen am 14. Dez. 2015
- Andrew Orlowski: And then there were two open source .NET clones, in: The Register vom 2. August 2001, abgerufen am 14. Dez. 2015
- Michael Tschater: LOTS OF DOTS. Comparing the free .NET implementations Mono and DotGNU, in: Linux Magazine Nr. 61 (2005), S. 72–75
- Just-In-Time Compiler Library, abgerufen am 19. Dez. 2015
- Mayank Sharma: Singing Sharp, in: Linux Magazine Nr. 102 (2009), S. 22–27
- Neil Davidson: Mono and dotGNU: what's the point?, in: The Register vom 11. Feb. 2004, abgerufen am 19. Dez. 2015, Originalzitat: “Mono and dotGNU are interesting projects for people who are interested in computer languages, compiler construction and other fairly esoteric, hard-core areas of software engineering. But they have no practical use, and exist only with the patronage of Microsoft.”
- Glyn Moody: Richard Stallman on .NET, Mono and DotGNU., in: Computerworld UK vom 14. Juli 2010, abgerufen am 19. Dez. 2015
- Bo Leuf: The Semantic Web: Crafting Infrastructure for Agency, John Wiley & Sons 2005, ISBN 978-0-470-01522-3, S. 80