Polyzephalie
Polyzephalie (von altgriechisch πολύ poly, deutsch ‚viele‘ und κεφαλή kephali, deutsch ‚Kopf‘), deutsch: „Vielköpfigkeit“ oder „Mehrköpfigkeit“, bezeichnet allgemein das Auftreten mehrerer Köpfe bei Lebewesen. Bei zwei Köpfen spricht man von Dizephalie.
Biologie
Während in der Humanmedizin keine Fälle von Polyzephalie bekannt sind, gibt es aus der Biologie Einzelberichte:
In der Bibel
Im Neuen Testament:
- In der Offenbarung des Johannes bezwingt der Erzengel Michael als Drachentöter ein Untier mit sieben Häuptern (Offb 12,3 ).
Mythologie
In der Mythologie zahlreicher Kulturen treten vielköpfige Wesen auf, was durch tatsächliche biologische Fälle beeinflusst sein kann.
So ist Vielköpfigkeit ein prägnantes Merkmal slawischer Gottheiten. Die Kriegsgötter Triglaw, Svantovit und Rugievit wurden mit drei, vier bzw. sieben Köpfen dargestellt, Porenut wies ebenfalls vier Köpfe auf.
In der griechischen Mythologie treten viele Ungeheuer mit mehreren Köpfen auf. Der Hund Orthos besaß zwei, der Höllenhund Zerberus drei (nach einzelnen Erzählungen auch mehr), der Drache Ladon zwei oder drei (vereinzelt auch hundert), die Schlange Hydra neun und das Ungeheuer Typhon schließlich hundert Köpfe. Ferner erscheinen Hekatoncheiren mit „100 Händen“. Auch Skylla wurde mitunter als sechsköpfiges Seemonster beschrieben.
In der sumerischen Mythologie gibt es eine siebenköpfige Schlange namens Muš-sag-imin.
Auch im Hinduismus werden mitunter Ganesha und Shiva mit mehreren Köpfen dargestellt, oder auch die Dämonen Asura, Rakshasa, Ravana und Trishira.
Zahhak (Sohak) mit drei Köpfen kommt in der iranischen Mythologie vor.
Thrudgelmir (Þrúðgelmir), ein sechsköpfiger Riese, erscheint in der nordischen Mythologie.
Yamatanoorochi, die achtköpfige Schlange, ist Bestandteil der japanischen Mythologie
Heraldik
Mehrköpfigkeit taucht als Motiv auch in der Wappenkunde auf, so beim Dreiköpfigen Adler.
Literatur
- Raffaele Pettazzoni: Many-eyed The all-knowing God, S. 58–66, The all-knowing God
- Spinnenfuß & Krötenbauch. Genese und Symbolik von Kompositwesen. In: P. Michel (Hrsg.): Schriften zur Symbolforschung. Band 16. PANO Verlag, 2013, ISBN 978-3-290-22021-1,Symbolforschung
Einzelnachweise
- Three-headed turtle destined not to go far. CNN.com, 27. Januar 1999, abgerufen am 31. Dezember 2006.
- Diagonal View. 5. April 2008
- O. Keel: Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament. Am Beispiel der Psalmen. 5. Auflage, 1996, ISBN 978-3-525-53638-4