Sport Group TopCo

Die Sport Group TopCo GmbH ist ein weltweit tätiger deutscher Konzern mit Hauptsitz in Burgheim. Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit ist die Herstellung, der Vertrieb und die Installation von Kunstrasensystemen, Sportkunststoffbelägen und Kleinsportanlagen. Neben den Produkten werden auch Dienstleistungen zur Pflege der Anlagen vermarktet. Darüber hinaus werden auch Kunststoffprodukte und Beschichtungen für industrielle Anwendungen hergestellt. Teil des Konzerns ist das US-amerikanische Unternehmen Astroturf, dessen Namen in den USA als Synonym für Kunstrasen verwendet wird. Das Handelsblatt bezeichnete die Unternehmensgruppe 2019 als Weltmarktführer für Kunstrasen.[2]

Sport Group TopCo
Rechtsform GmbH
Gründung 1969 (Vorgängerunternehmen)
Sitz Burgheim
Leitung Christoph von Nitzsch, Klaus Hauschulte, Mathias Schwägerl
Umsatz 575,8 Mio. Euro[1]
Branche Bodenbeläge für Sportstätten
Website https://www.sportgroup-holding.com
Stand: 2021

Geschichte

Der Konzern führt seine Geschichte auf das heutige Tochterunternehmen Polytan GmbH zurück, das 1969 unter dem Namen Firl + Schretter Sportstättenbau OHG in Neuburg an der Donau gegründet wurde.[3] Die Firma spezialisierte sich auf die Installation von polyurethangebundenen Kunststoffbelägen für den Sportstättenbau. Polytan wurde 1970 als Handelsmarke eingetragen.[4][5]

Allerdings sind einige heutige Tochterunternehmen der Sport Group älter. So ging die Melos GmbH bei ihrer Gründung im Jahr 1936 auf die bereits zuvor bestehende Gummiwarenfabrik Worthmann & C. Bösch zurück.[6] Das Tochterunternehmen Astroturf sieht die Entwicklung des gleichnamigen Kunstrasens im Jahr 1965 als seinen Ursprung an.[7]

Der Laufbahnbelag Rekortan aus der Produktion von Polytan wurde 1969 im Olympiastadion Berlin aufgebracht und 1972 bei den Olympischen Spielen in München genutzt. Seit 1995 stellt Polytan Kunstrasensysteme her und erwarb dafür eine Polyurethanproduktionsstätte in Grefrath, die seitdem unter dem Namen Polytex firmiert.[5][8] Seit 2003 betreibt Polytex bei Kunstrasen eine vollständig vertikale Produktion. Hierzu wurde am Produktionsstandort in Grefrath eine Beschichtungs- und Extrusionsanlage für Kunstrasen installiert.[5] Ebenfalls 2003 nahm die Polytan GmbH erstmals als Lizenznehmer am FIFA Quality Programme for Footballturf teil und installierte im selben Jahr das erste von der Fifa zertifizierte Kunstrasenfeld.[9]

In den 2000er-Jahren stattete Polytan weitere Stadien und Arenen mit Kunstrasen und Laufbahnen aus. Darunter sind das Olympiastadion in München zur 18. Leichtathletik-Europameisterschaft (2002)[10][11], das Stadion in La Paz (Bolivien, 2004)[5], die Red Bull Arena in Salzburg (2005),[11][9] das Stadion Wankdorf in Bern (2005)[12] sowie das Stade de la Maladière vom FC Xamax Neuchatel (2005). Bei der Fußball-WM der U17 in Peru stattete Polytan vier von fünf Austragungsstätten aus.[9][13]

Im Jahr 2006 wurde die Sportfield Deutschland Holding GmbH gegründet, die Vorgängerin des heutigen Konzerns.[14]

Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 wählte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Poplytan-Produkte aus, um zur Nachwuchsförderung 1000 Minispielfelder mit Kunstrasen zu bauen. Auch nach Auslaufen des Projekts blieben die Minispielfelder ein wichtiges Geschäftsfeld. Seitdem hat Polytan mehr als 2000 dieser Anlagen in Deutschland gebaut.[15]

Von 2007 bis 2009 expandierte das Unternehmen und kaufte Produktions- und Installationsunternehmen in Australien, Deutschland, Frankreich, Schweden und den USA auf.[16] Mit dem erworbenen Installationsunternehmen STI (Sports Technology International) wurde Polytan im Markenverbund Polytan/STI 2011 erstmals FIFA Preferred Producer. 2012 folgte die Lizenzierung als Preferred Pitch Producer des International Rugby Boards (heute World Rugby) sowie Preferred Supplier der Fédération Internationale de Hockey. Ebenfalls 2012 wurde Polytan Ausstatter der Hockeyanlagen der olympischen Spiele in London.[16] Im Jahr 2014 erwarb Polytan das Unternehmen Team Sports, einen australischen Anbieter von Sport- und Freizeitanlagen.[17]

Im Jahr 2015 erfolgte ein Konzernumbau, indem die kurz zuvor gegründete Sport Group TopCo die Sport Group Holding GmbH erwarb. Kurz darauf erwarb die Sport Group Holding die Sportfield Deutschland Holding GmbH und damit die Muttergesellschaft des bisherigen Konzerns.[18]

Im Jahr 2016 erwarb der Konzern die US-amerikanischen Schwesterunternehmen Astroturf und Synlawn, einen 2006 gegründeten Anbieter von Kunstrasen für gestalterische Zwecke außerhalb von Sportanlagen (Landscaping), und im Folgejahr eine Produktionsanlage in Malaysia.[1] Ebenfalls 2016 stattete Polytan die Hockeyfelder bei den Olympischen Spielen in Rio,[19] 2020 die Olympischen Spiele in Tokio mit Kunstrasen aus.[20] Außerdem erhielt das Unternehmen auch den Auftrag für die nächsten beiden Spiele in Paris (2024) und in Los Angeles (2028).[21] Die Konzernmarke Laykold wurde 2020 offiziell als Ausrüster des Tennisturniers US Open anerkannt.[1]

Produkte von Konzernfirmen

Polytan GmbH

Die Polytan GmbH hat sich auf Laufbahnen, Allwetterplätze, Fallschutz, Kleinspielfelder und Kunstrasen spezialisiert.[22] Das Unternehmen entwickelt, produziert und installiert seine Produkte selbst und bietet zudem das Recycling alter Kunstrasen an.[22] Die Kunstrasensysteme des Unternehmens werden unter den Marken LigaTurf für Fußball, Poligras für Hockey und LigaGrass für gemischte Anwendungen vermarktet.[23] Bei Laufbahnen ist Polytan vor allem für das Produkt Rekortan bekannt.[24] Die Marke PolyPlay wird als Belag auf Spielplätzen, in Kindergärten, im Schul- oder Breitensport angeboten.[25] Seit 2007 bietet Polytan komplett ausgestattete Minispielfelder an. Dabei sind neben dem Kunstrasen oder Kunststoffboden auch die Tore, Banden und Ballfangnetze enthalten.[26] Digitale Leistungsdiagnostik vertreibt Polytan unter der Marke Polytan SMART.[27] Im Jahr 2020 führte Polytan einen CO2-neutralen Kunstrasen (LigaTurf Cross GT zero) aus nachwachsenden Rohstoffen in sein Sortiment ein und begann mit dem Einsatz von grünem Strom in der Produktion.[20] Die Fasern des Produkts bestehen bis zu 70 Prozent aus biobasiertem Kunststoff aus den Abfällen der brasilianischem Zuckerrohrernte.[28] Polytan bezieht sein Material vom brasilianischen Chemieunternehmen Braskem.[29] Seit 2022 wird das vollständige Recycling von Kunstrasen über das Konzernunternehmen FormaTurf angeboten.[30]

Astroturf

Astroturf produziert und verkauft insbesondere Kunstrasen. Anders als auf dem deutschen Markt spielt dabei auch die Gestaltung von nicht für den Sport genutzten Flächen mit Grasimitat eine Rolle. Zudem vermarktet Astroturf auch Produkte anderer Konzernmarken in den USA, beispielsweise den Laufbahnbelag Rekortan.[31]

Melos GmbH

Die Melos GmbH mit Sitz in Melle stellt Granulate aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk. Neben dem Einsatz im Kunstrasen, für Laufbahnbeläge und Fallschutzoberflächen wird das Material auch bei der Herstellung von Kabeln und für andere Industrieprodukte verwendet.[32]

Advanced Polymer Technology (APT)

Die Tochterfirma APT mit Sitz in Evans City, Pennsylvania, stellt die Materialien für Kunstrasen, Laufbahnen und Tennisplätze her, aber auch Beschichtungen für Fußböden, insbesondere in Parkhäusern.[33]

Synlawn

Synlawn ging aus einer 2003 begründeten Marke von Astroturf hervor und spezialisiert sich auf Kunstrasen, der nicht für sportliche Anwendungen gedacht ist, mit Ausnahme von künstlichem Golfrasen, für den es ein Synlawn-Produkt gibt. Das Unternehmen bedient die insbesondere in den USA verbreitete Nachfrage nach der Gestaltung öffentlicher und privater Flächen mit Kunstrasen. Auch imitierte bepflanzte Wände werden angeboten.[34]

Unternehmensstruktur

Der Hauptsitz der Sport Group TopCo ist Burgheim. Die Produktionsstätte der Polytan GmbH (Polytex) ist in Grefrath.

Der Konzern hat 672 Angestellte und 1159 gewerbliche Mitarbeiter (Stand Ende 2021). In den Konzernabschluss der Sport Group TopCo sind neben dem Konzernmutterunternehmen 33 weitere Gesellschaften voll konsolidiert. Es handelt sich jeweils um hundertprozentige Tochtergesellschaften. Damit ist das Unternehmen in Deutschland, Großbritannien, Schweden, den Niederlanden, Polen, Frankreich, den USA, Australien, China, Neuseeland, Malaysia und Singapur vertreten.[1]

Eigentümer der Sport Group TopCo sind zu annähernd 90 Prozent verschiedenen Fonds des Private-Equity-Unternehmens Equistone.[35]

Unternehmenswebsite des Tochterunternehmens Polytan

Einzelnachweise

  1. Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2021, abgerufen über bundesanzeiger.de
  2. Höpner Axel: Streit um Mikroplastik: Kunstrasenbauer fürchten um ihren Ruf. In: Handelsblatt online. 20.04.2019.
  3. Unternehmenswebseite Polytan, abgerufen am 25. April 2023
  4. Hofer, Joachim: Sport Group liefert Olympia-Kunstrasen. In: Handelsblatt online. 07.08.2016.
  5. Historie. In: Polytan. Abgerufen am 11. März 2022 (deutsch).
  6. Unternehmenswebseite Melos, abgerufen am 25. April 2023
  7. Unternehmenswebseite Astroturf, abgerufen am 25. April 2023
  8. Ulrike Gerards: Grefrath: Sportbeläge werden „grüner“. 22. Oktober 2019, abgerufen am 11. März 2022.
  9. Kunz, Ruedi: Werben für Kunstrasen. In: Der Bund, S. 23. 25. April 2006.
  10. ARD und ZDF sind live dabei. In: Vorarlberger Nachrichten, Nr. 180. 5. August 2002.
  11. Kunz, Rüdi: Reisende in Sachen Kunstrasen. In: Der Bund, S. 19. 11. Oktober 2005.
  12. Kunz, Ruedi: YB kickt bald auf Kunstrasen. In: Der Bund, S. 22. 28. März 2006.
  13. Firma Polytan. In: Sächsische Zeitung, S. 20. 1. August 2008.
  14. Jahresabschluss der Sportfield Deutschland Holding GmbH zum 31. Dezember 2006, abgerufen über bundesanzeiger.de am 27. April 2023
  15. Wentingmann-Kovarik, Silke: DFB-Minispielfeld für Hosena. In: Lausitzer Rundschau. 19. Dezember 2007.
  16. Internationale Laufbahnprofis. In: Döbelner Allgemeine Zeitung, S. 13. 16. Juli 2020.
  17. Sport Group strengthens global Polytan roll-out with Team Sports acquisition. In: ESTC - EMEA Synthetic Turf Council. 12. August 2014, abgerufen am 12. März 2022 (britisches Englisch).
  18. Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 30. März bis zum 31. Dezember 2015, abgerufen über bundesanzeiger.de am 27. April 2023
  19. Hofer, Joachim: Sport Group liefert Olympia-Kunstrasen: Der Siegeszug der Plastikhalme. In: Handelsblatt. 7. August 2016, abgerufen am 27. März 2022.
  20. Seidel, Jennifer: "Überwältigt" in Tokio. In: Kölnische Rundschau, S. 18. 24.07.2021.
  21. Polytan’s Australian-made climate positive hockey turf delivers at the Olympics. 25. August 2021, abgerufen am 12. März 2022 (amerikanisches Englisch).
  22. Das Unternehmen. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  23. Kunstrasen Archives. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  24. Rekortan Archives. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  25. PolyPlay Archives. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  26. Minispielfelder und Soccer Courts. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  27. Polytan SMART. In: Polytan. Abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  28. Träupmann, Susanne: Kunstrasen aus brasilianischem Zuckerrohr. In: Bonner General-Anzeiger, Nr. 39772, Rhein-Sieg-Zeitung Voreifel. S. 26. 14.08.2020.
  29. Kunststoff-Rasen wird grüner. In: EU-Recycling Magazin 03/2022. 3. März 2022, abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  30. FormaTurf: Kunstrasen-Recycling auf dem nächsten Level. In: Polytan. 2. November 2021, abgerufen am 12. März 2022 (deutsch).
  31. Unternehmenswebseite Astroturf, abgerufen am 28. April 2023
  32. Unternehmenswebseite Melos, abgerufen am 28. April 2023
  33. Unternehmenswebseite APT, abgerufen am 28. April 2023
  34. Unternehmenswebseite Synlawn, abgerufen am 28. April 2023
  35. [Notarbescheinigte Liste der Gesellschafter der Sport Group TopCo vom 22. November 2022, abgerufen unter handelsregister.de am 27. April 2023]
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