Polyglobulie

Eine Polyglobulie (Kompositum aus gr. πολύ „viel“ und lat. globulus „Kügelchen“; wegen des Hämoglobins), eine Erythrozytose (von gr. ερυθρός, erythrós; dt. „rot“ und gr. κύτταρο, kýttaro; dt. „Zelle“ sowie gr. -όση, -óse; substantivierende Endung wie dt. „-heit“) oder eine sekundäre Polyzythämie (von gr. αίμα, häma; dt. „Blut“; in Abgrenzung von primären Formen der Polyzythämie) nennt man eine durch gesteigerte Blutneubildung erhöhte Erythrozytenzahl oder Hämoglobinkonzentration im Blut. Im Blutbild findet sich ein erhöhter Hämatokritwert.

Klassifikation nach ICD-10
D75.0 Familiäre Erythrozytose
D75.1 Sekundäre Polyglobulie [Polyzythämie]
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ursachen

Differenzialdiagnose

Eine nur scheinbare Polyglobulie, eine Pseudopolyglobulie (oder Eindickungspolyglobulie)[1] tritt auf etwa beim Verlust von Volumen im Blutkreislauf durch Austrocknung oder durch Verbrennungen: Hier ist der relative Anteil an Feststoffen im Blut zu hoch (erhöhter Hämatokrit), ohne dass – wie definitionsgemäß bei einer Polyglobulie gefordert – die Neubildung der roten Blutkörperchen gesteigert wäre.

Differentialdiagnostisch ist auch abzuklären, ob als Ursache eine Polycythaemia vera in Frage kommt.

Auswirkungen

Durch die Bluteindickung werden die Fließeigenschaften des Blutes verschlechtert (die Viskosität nimmt zu). Es können sich Thrombosen (im Auge etwa als Zentralvenenthrombose) entwickeln, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt vergrößert sich. Bleibt ein Anteil des vermehrten roten Blutfarbstoffs ungesättigt von Sauerstoff, bildet sich eine Zyanose aus, obwohl die Sauerstoffversorgung des Organismus ausreichend sein kann.

Behandlung

Beseitigung der Ursachen, Infusionen zur Blutverdünnung oder entsprechende Medikamente, Infektionsprophylaxe, Aderlass.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ludwig Heilmeyer, Herbert Begemann: Blut und Blutkrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 376–449, hier: S. 417–419 (Die Polyglobulie und die Polycythaemia vera).

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