Polizeipräsidium (Königsberg)
Das Gebäude des ehemaligen Polizeipräsidiums[1] am Sowjetski-Prospekt 3–5 in Kaliningrad (früher Stresemannstraße 3–7) beheimatet heute die Kaliningrader Niederlassung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.
Lage und Umgebung
Es war das erste öffentliche Gebäude, das nach dem Abriss des Steindammer Tores auf dem früheren Festungsareal erbaut wurde. Es befindet sich in der Nähe eines damals „schon wichtigen Verkehrspunktes“[2] direkt hinter dem früheren Steindammer Tor: an der Kreuzung von Prospekt Mira und Sowjetski-Prospekt. Von dieser Kreuzung war das Gebäude nur durch die Händelstraße (ul. Gendelja) getrennt. Direkt gegenüber befindet sich der Bahnhof Kaliningrad Sewerny am Ploschtschad Pobedy.
Geschichte
Das Gebäude wurde um 1912/1924 nach Entwürfen des Geheimen Oberbaurats Oskar Launer im Stil der Neurenaissance unter Leitung des Geheimen Oberbaurats Eduard Fürstenau erbaut.
Neben der Polizeidirektion befand sich in der Zeit des Nationalsozialismus die Staatspolizeileitstelle Königsberg (Gestapo) im Gebäude, das damals die Adresse General-Litzmann-Straße 3–7 hatte.[3] Leiter der Gestapo in Königsberg waren Wilhelm Casper (1933), Erich von dem Bach-Zelewski (1934), Heinrich Vitzdamm (1940), Constantin Canaris, (1941) und Horst Freytag (1942). 1945 wurde das Gebäude vom Inlandsgeheimdienst des NKWD übernommen, dem Vorläufer des KGB.[4] Mit der Auflösung der Sowjetunion übernahm der russische Inlandsgeheimdienst FSB das Gebäude.
Architektur und Ausstattung
Die Schaufassade befindet sich an der Stresemannstraße. Zuerst betritt man einen Vorflur, der zu einer kleinen Halle führt. In der Halle befindet sich die Haupttreppe und andere Flure, die nach drei Seiten – in die anderen Teile des Haupttraktes – führen. Im Haupttrakt befanden sich Wach- und Büroräume meist zweibündig angeordnet. Der Haupttrakt selbst gruppiert sich rechtwinklig um einen Hof. Ein zweiter Trakt schließt sich dem Haupttrakt in schiefem Winkel an und nimmt dabei die Flucht der Händelstraße auf. Auch dieser zweiter Trakt umschließt einen Hof, in diesem Trakt befanden sich zur Händelstraße hin Wohnungen und nach hinten die Gefängniszellen.
Von der „reichen Dekoration im Neurenaissancestil“[5] haben sich nur das Portal zur Stresemannstraße und der hohe Giebel darüber erhalten. Die vier Figuren[6] über dem Portal sind verloren gegangen. Es fehlen heute auch die beiden kleinen Ecktürme zur Händelstraße und ein Turm auf dem früher viel höheren Mansarddach.[7]
Literatur
- Baldur Köster: Königsberg: Architektur aus deutscher Zeit. Im Anhang: Der Kneiphof. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2000, OCLC 237377396.
- Markus Podehl: Architektura Kaliningrada: wie aus Königsberg Kaliningrad wurde. Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 1. Herder-Institut, Marburg 2012, OCLC 816472756.
Einzelnachweise
- Sofern nicht anders ausgewiesen, folgt der Artikel Polizeipräsidium dem Werk von Köster, Nr. 56, S. 126: Polizeipräsidium.
- Köster, Nr. 56, S. 126: Polizeipräsidium.
- Gestapo Headquarters in the East Prussia, Yad Vashem, abgerufen am 29. Oktober 2015
- Prit Buttar: Battleground Prussia. Osprey, Oxford 2012, ISBN 978-1-84908-190-0, S. 451.
- Köster, Nr. 56, S. 126.
- Herbert Meinhard Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255-1945, Würzburg 1970, S. 44, Nr. 29.
- Podehl, S. 41: „Polizeipräsidium und Hufengymnasium waren im Stil der Neo-Renaissance gebaut worden“.