Schleifmühle
Als Schleifmühle oder Pleißmühle[1] wurden wasser- oder windgetriebene Mühlen bezeichnet, die zum Schleifen von Werkstoffen oder zum Schärfen von Werkzeugen dienten. Schleifmühlen entstanden zum Sägen und Schleifen von Natursteinen oder zum Glasschleifen aber auch zum Polieren von Rüstungen. Eine kleine Schleifmühle nennt man Schleifkotte oder Schleifkotten
Geschichte
Die seit dem 12. Jahrhundert in Mitteldeutschland weit verbreiteten Wassermühlen wurden mit der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnenden Industrialisierung genutzt, um mit Hilfe von Transmissionsriemen Kräfte zu übertragen. Die ältere technische Lösung war die Kraftübertragung durch ein so genanntes Stockgetriebe. Dadurch wurde der Betrieb von Steinsägen und Schleifrädern ermöglicht.
Der häufigste Standort von Schleifmühlen war naturgemäß an Wasserläufen in bergiger Landschaft. Aber auch Windmühlen wurden als Schleifmühlen eingesetzt, wenn der Standort ausreichend Windkraft bot.
Erhaltene Schleifmühlen
Eine noch als Schauanlage funktionstüchtige Schleifmühle mit Stockgetriebe steht in Schwerin am Faulen See. Hier wird das Schleifen und Trennen von Steinen gezeigt. Die Schauanlage wurde 1985 nach historischem Vorbildern des 18. Jahrhunderts rekonstruiert.
In Lauf an der Pegnitz steht die „Schleif“, eine noch funktionsfähige historische Schleifmühle. 1380 erstmals erwähnt und bis 1988 kommerziell in Betrieb. Heute wird sie bei Vorführungen im Betrieb gezeigt. Große Schleifsteine dienen zum Schärfen nicht nur von Messern, sondern auch Sicheln, Sensen, Hacken, Strohmessern, Sägen, Schaufeln, Mistgabeln, Scheren, Stemmeisen, sowie auch Wetzsteinen und kleineren Schleifsteinen. Riemenantriebe übertragen die Wasserkraft auch auf Bohrmaschinen und Drehbänke.[2] Schleifmüller führten auch alle Spitz- und Schneidwaren.
Eine als Windmühle ausgeführte Schleifmühle ist mit der Scheuermühle Jordhamn auf Öland erhalten geblieben.
Literatur
- Grewe, Klaus: Die Reliefdarstellung einer antiken Steinsägemaschine aus Hierapolis in Phrygien und ihre Bedeutung für die Technikgeschichte. Internationale Konferenz 13.−16. Juni 2007 in Istanbul (Memento vom 11. Mai 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,0 MB), in: Bachmann, Martin (Hrsg.): Bautechnik im antiken und vorantiken Kleinasien, Byzas, Bd. 9, Istanbul 2009, ISBN 978-975-807-223-1, S. 429–454
- Torsten Rüdinger, Philipp Oppermann: Kleine Mühlenkunde. Deutsche Technikgeschichte vom Reibstein zur Industriemühle. 2. Auflage. Edition Terra, Berlin 2012, ISBN 978-3-9811626-7-7.
Einzelnachweise
- Pleiß von pleistern = verputzen, glätten, polieren mit Kalk (Rüstungen mussten poliert werden, um glänzend und rostabweisend zu sein), siehe Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1961, Band 13, bearbeitet von Matthias von Lexer, Leipzig 1889, Reprint München 1991
- Schleifmühle in Lauf an der Pegnitz