Planetarium am Insulaner
Das Planetarium am Insulaner im Berliner Ortsteil Schöneberg ist ein Großplanetarium mit 291 Sitzplätzen. Es liegt am Munsterdamm 90 – am Fuße des Insulaners, auf dessen Gipfel sich etwa 100 m östlich die Wilhelm-Foerster-Sternwarte (WFS) befindet. Hier können Besucherinnen und Besucher 360°-Fulldome-Veranstaltungen, astronomische Live-Vorträge, Hörspiele, Lesungen, Musikshows sowie Kinderprogramme erleben. Auf der Wilhelm-Foerster-Sternwarte kann man bei klarem Wetter mit eigenen Augen durch die großen Fernrohre schauen und zahlreiche Himmelsobjekte beobachten. Beide Institutionen wurden bis zum 30. Juni 2016 vom Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V. betrieben, seit 1. Juli 2016 gehören sie zusammen mit der Archenhold-Sternwarte in Alt-Treptow und dem Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg zur neugegründeten Stiftung Planetarium Berlin, einer Stiftung des öffentlichen Rechts. Der ehemalige Trägerverein engagiert sich als Förderverein und in eigenen Projekten. Bis Sommer 2023 blickten im Planetarium am Insulaner knapp sehs Millionen Besucher in den Sternenhimmel.[1] Seit dem 9. Juli 2023 ist das Planetarium am Insulaner für umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten geschlossen und wird in den nächsten Jahren zu einem zukunftsweisenden Bildungszentrum umgebaut.[2]
Die Geschichte des Planetariums
Am 18. Juni 1965 wurde das Planetarium eröffnet. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 20 Metern. Der in den Fußboden versenkbare Sternprojektor vom Typ Zeiss Vb kann insgesamt über 8900 Sterne an die Decke des Planetariums projizieren. Der Bau ersetzte das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Planetarium am Zoo, das in unmittelbarer Nähe des Flakturms bis 1944 als Kino für Soldaten benutzt und Tag und Nacht bespielt worden war. In Berlin gab es zu dieser Zeit nur das Kleinplanetarium in der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow, das jedoch aufgrund der Teilung der Stadt nicht mehr allen Besuchern zugänglich war. Mit Unterstützung des Bezirks Schöneberg sowie der Senatsverwaltung für Schulwesen und mit finanziellen Mitteln der Berliner Zahlenlotterie entstand das Zeiss-Planetarium nach Plänen und unter der Leitung des Architekten Carl Bassen, der auch die Sternwarte auf dem Insulaner errichtet hatte. Zusammen mit einem kleinen Hörsaal wurde der Neubau zunächst Planetarium und Lehrgebäude genannt. Der Standort am Insulaner ist insofern gut gewählt, weil das Planetarium und die benachbarte Sternwarte kooperieren können. So gibt es an einem Standort eine Kombination aus digitaler Videoprojektion in 360°-Fulldome und der Möglichkeit den natürlichen Sternenhimmel sowie astronomische Objekte zu beobachten.
Im Jahr 1980 wurde angefangen, den Bürobau zu errichten. Mit dem Bau eines Sonnenteleskops auf dem Dach des Planetariums 1982 wurde eine direkte Übertragung des Bildes in das Planetarium möglich. Witterungsbedingt ist dieses mittlerweile so stark beschädigt, dass es nicht mehr einsatzfähig ist. 1988 brannte die Außenhülle des Planetariums und musste repariert werden.[3] Die Technik blieb unversehrt, allerdings mussten das Kupferdach und die Bestuhlung erneuert werden.
Im Zuge einer baulichen Erweiterung entstand im Jahr 1989 die astronomische Bibliothek. Seit 1991 stehen sowohl die Wilhelm-Foerster-Sternwarte als auch das Planetarium am Insulaner unter Denkmalschutz. Im Jahr 2003 wurde die Innenkuppel des Planetariumssaals erneuert und 2010 die Planetariumstechnik um ein 360°-Fulldome-System erweitert.
Im Juni 2015 feierte das Planetarium am Insulaner seinen 50. Geburtstag mit zahlreichen Programmen und einer Festschrift.
Seit 1. Juli 2016 gehören das Planetarium am Insulaner und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte zur neu gegründeten Stiftung Planetarium Berlin, die alle astronomischen Einrichtungen Berlins unter einem Dach vereint. Der Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V. übernimmt seitdem als Förderverein weiterhin verschiedene Aufgaben.
Seit Juli 2023 ist das Planetarium für mehrere Jahre zum Zwecke umfangreicher Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen geschlossen (voraussichtliche Wiedereröffnung 2026). Das Ziel ist die Errichtung eines astronomischen Bildungszentrums auf modernsten Standards, ausgestattet mit neuester Technik, unter anderem werden ein neuer Sternprojektor und neue LED-Projektoren eingebaut. Äußerlich wird das Gebäude gemäß des Denkmalschutzes zurück in seine ursprüngliche Form geführt und der überdachte, offene Eingangsbereich freigelegt.[4]
Die Geschichte des Planetariums ist nachzulesen im Umgang der Planetariumskuppel und im Kurzportrait Die Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V. in Berlin.[5]
Das Gebäude
Charakteristisch für das Planetarium ist die vom Munsterdamm sichtbare Kuppel, in der auch der Vortragssaal untergebracht ist. Unter der 20-Meter-Kuppel finden 291 Besucher in bequemen Liegestühlen Platz. Hier finden 360°-Fulldome-Veranstaltungen, astronomische Live-Vorträge, Hörspiele, Lesungen, Musik- sowie Kinderprogramme statt. Nebenan befindet sich der Eingangsbereich mit dem Foyer und diversen Vitrinen, daran schließt sich der Bürobau mit einem Seminarraum sowie Verwaltungs- und technischen Räumen an. Dahinter liegt die Bibliothek, in der es astronomische Literatur und Zeitschriften gibt. Die Bücherei ist als ein kleiner Turm gebaut, der – wie das gesamte Bürogebäude – verglast ist und bläulich beleuchtet wird.
Die technische Ausstattung
Das Planetarium am Insulaner arbeitet mit einem sogenannten Hybridsystem, das Sternprojektor und 360°-Fulldome-Projektion miteinander kombiniert. Dadurch sind einmalige, dreidimensionale Visualisierungen möglich.
Um den Sternenhimmel in die 20-Meter-Kuppel zu projizieren, kommt ein historischer Planetariumsprojektor vom Typ Zeiss Vb aus dem Jahr 1965 zum Einsatz, der insgesamt über 8900 Sterne erzeugen kann und sich bei Bedarf in den Fußboden einfahren lässt. Zusatzgeräte können außerdem Kometen, Sternschnuppen, Koordinatensysteme oder Mond- und Sonnenfinsternisse darstellen. Rundum ist am Horizont aus ein Millimeter starkem und geschwärztem Stahlblech das vom Insulaner aus gesehene Panorama von Berlin angedeutet, so dass für die Besucher ein realistischer Eindruck des Sternenhimmels entsteht.
Mit dem powerdome®VELVET-System der Firma Zeiss werden seit 2010 Bilder und Videos mit acht ZEISS VELVET Videoprojektoren für die 360°-Fulldome-Projektion in die Kuppel projiziert. Die Verbindung aus analogem Sternprojektor und digitalem Planetarium ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern nicht nur die Sterne von der Erde aus zu sehen, sondern auch die Erde und das Sonnensystem zu verlassen und dreidimensional durch das Universum zu reisen. Die auf astronomischen Datenbanken basierende 3D-Software visualisiert das gesamte beobachtbare Universum. Auch wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen werden durch den Einsatz von 360°-Fulldome-Projektionen zu einem einzigartigen visuellen Erlebnis.
Die hierfür notwendigen Mittel für die Sanierung wurden durch die Deutsche Klassenlotterie Berlin (2,7 Millionen Euro) zur Verfügung gestellt und weitere 1,2 Millionen Euro stammten aus einem Konjunkturprogramm.[6]
Der Laser ist ein Diodenlaser der Firma Omicron-Laserage. Steuerung und Effektbänke, ebenfalls von Omicron-Laserage, stammen von 1997. Momentan ist der Laser aus technischen Gründen selten im Einsatz und wird hauptsächlichen bei Sonderveranstaltungen mit bereits programmierten Laser-Kurzclips genutzt.
Veranstaltungen und Inhalte
Im Planetarium können Besucherinnen und Besucher faszinierende 360°-Fulldome-Veranstaltungen, astronomische Live-Vorträge, Hörspiele, Lesungen, Musikshows sowie Kinderprogramme erleben.
Unter der Woche besuchen viele Kindergarten- und Schulklassengruppen auf das jeweilige Alter, beginnend ab vier Jahren, abgestimmte Veranstaltungen. Darunter gibt es Klassiker der Kinderliteratur aufbereitet für ein Fulldome-Erlebnis wie Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond [7] nach dem Bestseller von Torben Kuhlmann oder Programme wie Jenseits der Sonne – Auf der Suche nach einer neuen Erde,[8] die die Kinder an die Grundlagen der Astronomie heranführen. Schulkinder reisen unter anderem Mit Raketen zu Planeten [9] oder mit dem Raumschiff Erde.[10] Die meisten Veranstaltungen werden live moderiert oder haben einen gewissen Live-Anteil.
Mehrmals pro Woche finden Veranstaltungen aus dem Themengebiet der Astronomie und der angrenzenden Wissenschaften statt, verständlich und visuell ansprechend aufbereitet. Hier reichen die Themen von Schwarzen Löchern über Polarlichter, die Entstehung der Erde bis hin zu einem Spaziergang am aktuellen Himmel über Berlin. Mittwochs werden in den Mittwochsvorträgen „Wissenschaft live“ spezielle astronomische Themen von Gästen vorgestellt und können von den Besuchern diskutiert werden.
Gerade am Abend oder am Wochenende gibt es auch zahlreiche Veranstaltungen, bei denen der Sternenhimmel als Kulisse dient, so zum Beispiel literarische Vorstellungen und Musikprogramme. Von klassischer Musik über die Musik des 19. Jahrhunderts bis zu elektronischer Musik ist alles vertreten. Dabei zeichnet sich das Programm durch eine große Vielfalt aus, auch was die Herkunft der Musik angeht: Neben mitteleuropäischen Quellen werden unter anderem auch japanische oder irische Stücke gespielt. Darunter auch Livekonzerte. Verschiedene Lasershows werden im Wechsel gespielt, bei denen auch besonders die Musikanlage ausgeschöpft wird. Besonders beliebt sind die Veranstaltungen die Hörspielkinos, in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Hier können Besucher entspannt zurücklehnen, in die Sternen schauen und Hörspiel-Highlights von Krimis über aufregende Romane bis hin zu Klassikern der Literatur genießen.
Besonders hervorzuheben ist der angesprochene Standortvorteil von Planetarium und Sternwarte, da die Besucher beides miteinander kombinieren können. Planetarium und Sternwarte arbeiten auch bei astronomischen Live-Ereignissen zusammen, je nach Wetterlage können astronomische Bilder aus der Sternwarte oder aus anderen Teilen der Welt in die Kuppel des Planetariums übertragen werden.
Das Planetarium galt bis 2015 als Außenstelle des Standesamtes Tempelhof-Schöneberg und konnte zu dieser Zeit für Hochzeiten genutzt werden.
In Kooperation mit dem Verein der Wilhelm-Foerster-Sternwarte werden verschiedene Arbeitsgemeinschaften durchgeführt, die auch Nichtmitgliedern offen stehen. Die Astronomische Arbeitsgemeinschaft ist ein allgemeiner Treffpunkt für Amateurastronomen, darüber hinaus gibt es Arbeitsgemeinschaften zu den Themen Praxis (z. B. Astrofotografie, Astronomiegeschichte, Berliner Mondbeobachter, Theorie).[11]
Siehe auch
Weblinks
- Planetarium Berlin
- Website des Vereins Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V. mit Planetarium am Insulaner (WFS e. V.) mit Informationen zur Geschichte, zum Programm und zur Sternwarte
- Eintrag 09066638 in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- Stiftung Planetarium Berlin: Geschichte Planetarium am Insulaner. In: Website der Stiftung Planetarium Berlin. 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- Ghazal Weber: Ein Planetarium für die Zukunft. In: Stiftung Planetarium Berlin. Stiftung Planetarium Berlin, 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- Egbert Wodrich: Feuer im Planetarium Berlin. In: Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (Hrsg.): schadenprisma. Zeitschrift für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. 17. Jahrgang, Nr. 4. Kiel November 1988 (schadenprisma.de [PDF]).
- Ghazal Weber: Ein Planetarium für die Zukunft. In: Stiftung Planetarium Berlin. Stiftung Planetarium Berlin, 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- Stiftung Planetarium Berlin: Geschichte des Planetariums am Insulaner. In: Stiftung Planetarium Berlin. Stiftung Planetarium Berlin, 2023, abgerufen am 10. November 2023.
- Pressevorführung im Planetarium am Insulaner – Sanierung und Hightech-Installation machen Planetarium zum Berlin-Highlight. Pressemitteilung vom 23. September 2011 bei berlin.de
- „Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond“
- „Jenseits der Sonne – Auf der Suche nach einer neuen Erde“
- „Mit Raketen zu Planeten“
- „Raumschiff Erde“
- Arbeitsgemeinschaften. In: Wilhelm Foerster Sternwarte Berlin. 15. November 2018, abgerufen am 16. Februar 2024.