Phytoparasitismus

Als Phytoparasitismus (altgriechisch παρά para „neben“, σιτεῖν sitein „mästen, sich ernähren“) bezeichnet man den parasitischen Ressourcenerwerb von Pflanzen. Sie erwerben einige lebensnotwendige Ressourcen mittels einer Wirtspflanze, häufig dient diese der Versorgung mit Nährstoffen.

Bei Phytoparasiten werden folgende zwei Gruppen unterschieden:

Parasitische Blütenpflanzen

Große Sommerwurz (Holoparasit) mit Klappertöpfen (Hemiparasit) im Hintergrund

Die parasitischen Blütenpflanzen schmarotzen direkt mit Hilfe besonderer Organe (Haustorien) auf anderen Blütenpflanzen. Sie lassen sich nach Kriterien weiter unterteilen, und zwar

Früher wurde angenommen, dass die Halbschmarotzer Gefäßparasiten, die Vollschmarotzer dagegen Siebröhrenparasiten seien. Die beiden Begriffspaare sind aber nicht völlig deckungsgleich, da es Vollschmarotzer wie die Schuppenwurzen gibt, die dennoch nur das Xylem ihrer Wirtspflanzen anzapfen [1], und andererseits Halbschmarotzer wie die Mistel auch Phloemkontakt haben können [2]. Darüber hinaus ist auch die Grenze zwischen Hemi- und Holoparasiten nicht so eindeutig, wie die Definition vermuten lässt. So lebt etwa der Alpenrachen (Tozzia alpina) in seinen ersten Entwicklungsstadien unterirdisch als Vollschmarotzer, ergrünt aber nach dem Durchbrechen der Erdoberfläche und ernährt sich fortan als Halbschmarotzer[3].

Myko-heterotrophe Pflanzen

Die myko-heterotrophen Pflanzen (MHP) sind aus Mykorrhizapflanzen hervorgegangen, bei denen die mutualistische Symbiose sich in Richtung Parasitismus verschoben hat. Sie erhalten von ihrem Pilzpartner nicht mehr nur Wasser und Nährsalze, sondern auch organische Kohlenstoffverbindungen. Die Mykorrhizapilze der myko-heterotrophen Pflanzen können saprotroph oder parasitisch sein. In vielen (möglicherweise den meisten) Fällen handelt es sich aber um Mykorrhizapilze, die Ekto- oder arbuskuläre Mykorrhizen ausbilden.[4] Ihre Symbiosepartner (Waldbäume) sind die ursprüngliche Quelle des vom Pilz an die myko-heterotrophe Pflanze weitergeleiteten Kohlenstoffs.[5]

Auch bei den myko-heterotrophen Pflanzen gibt es chlorophyllfreie (vollmykotrophe) Arten wie den Fichtenspargel und die Vogel-Nestwurz und Arten, die noch Blattgrün besitzen und nur partiell myko-heterotroph (PMHP) oder mixotroph sind (Beispiele: Weißes Waldvöglein, Kleinblättrige Stendelwurz, Violetter Dingel, Korallenwurz).[6]

Quellen

  1. Hubert Ziegler: Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 68 (1955), S. 311–318.
  2. G. Sallé: Le phloeme des cordons corticaux du Viscum album L. (Loranthaceés). In: Protoplasma 87 (1976), S. 17–25.
  3. Hans Christian Weber: Zur Biologie von Tozzia alpina L. (Standort, Wirtspflanzen, Entwicklung, Parasitismus). In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 49 (1973), S. 237–249, ISSN 0005-8041
  4. J. R. Leake: Myco-heterotroph/epiparasitic plant interactions with ectomycorrhizal and arbuscular mycorrhizal fungi. In: Current Opinion in Plant Biology 7 (2004), S. 422–428.
  5. Jonathan R. Leake: Plants parasitic on fungi: unearthing the fungi in myco-heterotrophs and debunking the ‚saprophytic‘ plant myth. In: Mycologist 19 (2005), S. 113–122.
  6. Martin I. Bidartondo u. a.: Changing partners in the dark: isotopic and molecular evidence of ectomycorrhizal liaisons between forest orchids and trees. In: Proceedings of the Royal Society London, Series B 271 (2004), S. 1799–1806.
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