Petersbergbahn

Die Petersbergbahn war eine schmalspurige Zahnradbahn, sie verband vom 20. April 1889 bis zum 21. September 1958 Königswinter am Rhein mit dem Gipfel des im Siebengebirge gelegenen Petersbergs.

Petersbergbahn
Ehemaliger Lokschuppen (Rückseite) der Petersbergbahn (2013)
Ehemaliger Lokschuppen (Rückseite) der Petersbergbahn (2013)
Streckenlänge:1,75 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 260 
Zahnstangensystem:Riggenbach
1,350 Petersberg (bis 1919) 331 m
1,750 Petersberg (ab 1920) 331 m
1,600 Straße „Petersberg“
Ausweiche
0,800 Wartungspunkt „Am Dömchen“
0,500 Mirbesbach 81 m
0,000 Königswinter Talbahnhof (bis 1919) 60 m
0,100 zum Lokschuppen
Rechte Rheinstrecke von Köln
0,000 Königswinter Talbahnhof (ab 1920) 60 m
Rechte Rheinstrecke nach Wiesbaden
Denkmal der Bergstation
Hotel Nelles auf dem Petersberg mit Bergstation und Vorstellwagen (um 1900)
Fahrkarten der Betriebsjahre 1898–1905 (Zeilen 7/8), Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, Sammlung Fritz Hellmuth (Opernsänger)

Geschichte

Äußerer Anlass war der Bau eines Hotels auf dem Petersberg. Die in Meterspur ausgeführte Bahn hatte nach der Verlängerung zum Staats-Bahnhof Königswinter eine Länge von 1,750 km und überwand Steigungen bis zu 26 %. Wegen dieser extremen Steigung (steilste Zahnradbahn in Deutschland) bekam die Petersbergbahn eine besondere Betriebserlaubnis, da das Zahnstangensystem Riggenbach in Deutschland bei Zahnradbahnen (gilt nicht für Standseilbahnen) nur bis 25 % maximaler Steigung zulässig war und ist. Die Strecke wies auch einen sehr flachen Teil auf, so dass auf diesem kurzen Streckenabschnitt ein Kuppeln der einzelnen Fahrzeuge bei Berg- und Talfahrt erlaubt war. Der Kupplungsbügel wurde jeweils vom Heizer der Zahnradlokomotive bedient. Dieser flache Streckenabschnitt befand sich zwischen dem Tal-Bahnhof und kurz vor der größten Steigung. Wurde die Zahnradbahnlokomotive mit einer Lok von der Drachenfelsbahn getauscht, wurde dieser Kupplungsbügel ausgebaut und bei der neu stationierten Lok eingebaut. Ebenso wurde der vordere Puffer der neuen Zahnradlok um zirka 20 cm nach unten versetzt. Dies geschah deswegen, weil alle Vorstellwagen der Petersbergbahn eine andere Pufferhöhe über der Zahnstange hatten, als jene der Drachenfelsbahn. Die Strecke besaß auf halber Höhe eine Ausweichstelle für die seltenen Zugkreuzungen. Erster Betreiber war die Petersberger Zahnradbahn AG. Die Zugkompositionen sahen immer wie folgt aus: Eine Zahnradlokomotive mit einem Personenwagen oder eine Zahnradlokomotive mit einem Güterwagen. Zirka von 1948 bis um 1953 waren wieder zwei Dampflokomotiven gleichzeitig auf der Petersbergbahn stationiert.

1912 erwarb Ferdinand Mülhens, Chef und Inhaber des Hauses 4711 in Köln das Hotel und die Bahn. Unter seiner Leitung wurde die Petersbergbahn verlängert und der Talbahnhof dabei an den Staats-Bahnhof Königswinter verlegt. Schon 1914 genehmigt, verzögerte sich die Fertigstellung dieses Projekts durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zur landespolizeilichen Abnahme Ende März 1921.[1] 1923 fusionierte Mülhens die Petersbergbahn mit der benachbarten Drachenfelsbahn zur Bergbahnen im Siebengebirge AG, nachdem er schon einige Jahre lang Besitzer beider Zahnradbahnen im Siebengebirge war.

Im Ersten Weltkrieg verkehrte die Petersbergbahn vom 16. April 1915 bis zum 21. Mai 1920 nicht. Während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1944 – wurde die Petersbergbahn eingestellt. Der Betrieb wurde nach Kriegsende 1947 wieder aufgenommen. Ab dem 3. Oktober 1949 fuhr die Petersbergbahn ausschließlich für Bedienstete der auf dem Petersberg ansässigen Alliierten Hohen Kommission, monatlich waren etwa 500 Fahrten zu leisten.[2]

Am 21. September 1958 wurde der Betrieb auf der Petersbergbahn eingestellt. Das schwere Unglück auf der benachbarten Drachenfelsbahn eine Woche zuvor hatte entgegen vielen anderslautenden Quellen keinen Einfluss auf die Stilllegung der Petersbergbahn. Die reguläre Betriebseinstellung aus wirtschaftlichen Gründen war ohnehin zum Ende der Saison 1958 geplant. Die örtliche Presse berichtete, dass nach dem Unglück auf der Drachenfelsbahn zahlreiche Ausflügler in den letzten Septembertagen 1958 auf die Petersbergbahn auswichen, der Betrieb also unvermindert weiterging. Die kurz darauf folgende Stilllegung wurde dadurch jedoch nicht verhindert. Anschließend wurde die Bedienung des Petersbergs von Omnibussen übernommen.

Die Gleisanlagen blieben bis etwa Mitte der 1970er-Jahre erhalten, danach wurden sie abgebaut. Erst 1975 wurde die Petersbergbahn auch juristisch stillgelegt, d. h. entwidmet. 1992 wurde der überdachte Bahnsteig in Königswinter abgerissen. Erhalten blieb der dreiständige Lokomotiv- und Wagenschuppen inklusive Portalkran, Wartungsgruben und Zahnstangengleisen an der Grenze zum Areal der ehemaligen Lemmerz-Werke. Außerdem sind Teile des originalen Metallzauns an der Talstation sowie Reste der Wartungsstation Am Dömchen erhalten. Auf dem Petersberg erinnern heute nur noch ein kleines Denkmal auf dem ehemaligen Terrain der Bergstation und die teilweise einseitig noch erhaltene Straßenbrücke am Gipfel an die einstige Bahn.

Fahrzeugliste

Dampflokomotiven

Betriebs-Nr. Bauart Hersteller Baujahr Fabriknummer Petersbergbahn weitere Nutzung Foto
1 "Königswinter" 2/a-n2t ME 1888 2308 1888-vor 1929 ++1926-29
2 "Petersberg" 2/a-n2t ME 1888 2309 1888-vor 1929 ++1926-29
4 (2)1'/b-h2t ME 1928 4220 1951–1958 ++1958? 1928–1951 Drachenfelsbahn
Drachenfelsbahn und Petersbergbahn, Dampflok 4, ME 4220/1928, Bergstation Petersberg
5 (2)1'/b-h2t ME 1926 4161 19xx-1938 1926-19xx Drachenfelsbahn; 1938–1939 Niederwaldbahn, Rüdesheim als "Saar"; 1939–1952 ++1952
1" (2)1’/b-h2t ME 1929 4225 1938?-1958 ++1958? 1929–1938? Drachenfelsbahn

Vorstellwagen

Betriebs-Nr. Bauart Hersteller Baujahr Fabriknummer Petersbergbahn weitere Nutzung Foto
1 ME 1889 1889–1958 19xx Umzeichnung in Nr. 7 der Bergbahnen im Siebengebirge
Vorstellwagen 1 (7) der Petersbergbahn, ME, 1889, Bergstation Petersberg
2 ME 1889 1889–1958 1949 Umbau zum geschlossenen Wagenkasten mit Dampfheizung für den Dienstverkehr der Alliierten Hohen Kommission zum Petersberg, Umzeichnung in Nr. 8 der Bergbahnen im Siebengebirge
3" 1884 1950–1953 +1953 wegen Umbau; 1963 1884–1950 Niederwaldbahn Nr. 6, Rüdesheim; 1950 und 1953 Drachenfelsbahn; 1950 Umbau zum geschlossenen Wagenkasten mit Dampfheizung für den Dienstverkehr der Alliierten Hohen Kommission zum Petersberg; 1953 Umbau zum ET I +1963; 1963 abgestellt bei der stillgelegten Petersbergbahn; 1963-? als Baubude in Bonn-Beuel
Vorstellwagen 3" nach seinem Umbau zum ET I (1953)

Güterwagen

Betriebs-Nr. Bauart Hersteller Baujahr Fabriknummer Petersbergbahn weitere Nutzung Foto
(1) Niederbordwagen Eigenbau? 1883  ? 1889–1957 ab 1883 auch bei der Drachenfelsbahn unter anderem als Werkstattwagen i. E.; 2018 i. E. ebenda
Drachenfelsbahn, Niederbordwagen (1) 1883, zwischen 1889 und 1957 auch bei der Petersbergbahn i. E., Werkstatt, Talstation Drachenfels (2018)
(2) Niederbordwagen ME 1889  ? 1889–1958 1958 an Drachenfelsbahn als Werkstattwagen?; Verbleib unklar, möglicherweise identisch mit (1)

Sonstiges

  • Pro Zugfahrt durfte nur ein Vorstellwagen befördert werden.
  • Die Länge der Riggenbach’schen Leiterzahnstangen betrug 3,00 m pro Stück (Hersteller-Standardmaß).
  • Die Sprossen oder Stege der Leiterzahnstangen waren in den Anfangsjahren eingenietet, später eingeschweißt.
  • Pfingsten 1929: Eine Zahnradlokomotive (Lok 1 oder 2) entgleiste auf der Talfahrt. Als Ursache wurde ein Getriebeschaden vermutet. Dieses wurde allerdings niemals amtlich nachgeprüft.
  • Die Lokomotiven 1 und 2 wurden zwischen 1926 und 1929 verschrottet.
  • Um 1950 waren wieder zwei Dampflokomotiven (Lok 1’’ & Lok 4) mit zwei umgebauten Vorstellwagen (Vorstellwagen No. 8 & ehem. No. 3" der Drachenfelsbahn) bei der Petersbergbahn für den Personenverkehr stationiert, sowie der offene Vorstellwagen No. 7.
  • Talstation mit drei Zahnstangenweichen, sowie einer Schiebebühne zum Lokschuppen.
  • Ausweichstelle mit zwei Zahnstangenweichen, sowie einer Weichenstellerbude, diese wurde später auf die Drachenfelsbahn umgesetzt, da es ab zirka 1952 keine Zugkreuzungen mehr in der Ausweichstelle gab. Andere Quellen berichten von 1938.
  • Bergstation: eine Weiche mit zwei Stumpfgleisen, mit Bahnsteig, ein kleines Stationsgebäude.
  • 1919–1920, Verlegung der Talstation und der Bergstation, neue Streckenlänge 1750 m: Die Strecke in Richtung Staatsbahnhof wurde um 400 m verlängert, gleichzeitig wurde die Strecke mit der Bergstation um zirka 50 m verlegt aber nicht verkürzt. Damit verbunden war auch die heute noch gültige Kilometerangabe.
  • Nachdem der ET I bei der Drachenfelsbahn ausgemustert wurde, wurde der Triebwagen im Talbahnhof der Petersbergbahn abgestellt. Später wurde er als Bauwagen weiterverkauft.

Galerie

Literatur

Commons: Petersbergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Winfried Biesing: Der Petersberg. Von der Fliehburg zur Residenz für Staatsgäste. Heel Verlag, Königswinter 1990, ISBN 3-89365-186-1, S. 53, 56/57.
  2. Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik: Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 47.
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