Peters Operncafé Hartauer

Peters Operncafé Hartauer,[1] auch Café Hartauer oder Peters Operncafé, ist ein Caféhaus und wird als Künstlercafé bezeichnet. Es befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt in der Riemergasse 9, Ecke Jakobergasse.

Peters Operncafé Hartauer
Peters Operncafé Hartauer

Geschichte und Lokal

Das Lokal wurde am 25. September 1981 durch den Wiener Gastronomen Peter Jansky gegründet. Die Eröffnung erfolgte im Anschluss an die Uraufführung der Oper Baal von Friedrich Cerha, die zuvor am selben Abend in der Wiener Staatsoper stattgefunden hatte. Stargast der Eröffnung war die Opernsängerin Martha Mödl. Jansky beabsichtigte, ein Caféhaus zu schaffen, das speziell den Freunden von Belcanto und Oper allgemein gewidmet war. Er hatte sich zuvor bereits für den Erhalt und die Neuadaptierung des alten Wiener Centralbads in der unweit gelegenen Weihburggasse engagiert und einen Teil dieses Lokals (ohne Badebetrieb) seit Ende der 1970er Jahre als Caféhaus unter dem Namen „Kaiserbründl“ geführt.

In der Umgebung von Janskys Operncafé Hartauer waren mehrere Behörden und Verwaltungseinrichtungen angesiedelt, darunter das Finanzamt Innere Stadt und das Gerichtsgebäude Riemergasse.[2] Trotz städtebaulicher „Entwicklungsmaßnahmen“, Absiedlungen von Amtsgebäuden und die durch die Freigabe der Geschäftsmieten bedingte Veränderung der sozio-kulturellen Struktur des Gemeindebezirks konnte Jansky das Café Hartauer nahezu unverändert weiterführen.[3] Im September 2011 feierte das Café Hartauer sein 30-jähriges Bestehen.[3]

An den Wänden des Cafés hängen Fotos, Autogrammfotos und signierte Autogrammkarten von Stars der Wiener Staatsoper.[4] Der Schwerpunkt der Fotografien liegt auf den weiblichen Opernstars des 20. Jahrhunderts. Ausnahmen bilden hier lediglich der Countertenor Klaus Nomi und die Filmschauspielerin Zarah Leander. Für die Opernsängerin Rita Streich ist eine eigene kleine Vitrine eingerichtet. Das öffentlich zugängliche Gästebuch verzeichnet Einträge und Unterschriften zahlreicher bekannter Opernsänger, die an der Wiener Staatsoper auftraten. Die Opernsängerin Ljuba Welitsch war im Café Hartauer Stammgast.[3] Zu den Schauspielern, die das Café regelmäßig besuchten, gehörten unter anderem Marianne Schönauer, Gusti Wolf, Klaus Maria Brandauer und Wilfried Baasner.[3]

Es werden Gerichte der klassischen Wiener Küche serviert, auch Imbisse und Snacks (Gulaschsuppe, Toast). Das Lokal verfügt über eine ausführliche Weinkarte.

Architektur

Das Gebäude des Cafés wurde 1910 nach Plänen des Architekten Eugen Felgel als Miethaus erbaut. Für die bauliche Durchführung war Franz Zelenka verantwortlich.[5] Als Frühwerk Eugen Felgels ist das Haus Riemergasse 9 deutlich von der Schule Otto Wagners beeinflusst.[6] Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner beschrieb das Gebäude in seinem Hauptwerk Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert so: „Felgel, dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg einige sehr schön konzipierte Stadthäuser gelangen, scheint hier noch mehr im Motivischen verhaftet zu sein.“[7] In Reiseführern und Szene-Guides wird das Lokal daher unter anderem als „Jugendstillokal“ oder „Jugendstilcafé“ bezeichnet.

Rezeption

Die englische Ausgabe der Financial Times nannte im Juni 2007 in ihrem Reisejournal unter anderem das Café Hartauer und den Flohmarkt in der Kettenbrückengasse als Sinnbilder für die heutige Wiener Exzentrizität.[8] Sie beschrieb das Operncafé als einen „Tempel für tote Diven, einen Ort mit wehmütiger Stimmung und einer feierlichen Obsoleszenz; ein Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Die Atmosphäre entspreche eher der einer Séance als der einer musikalischen Abendunterhaltung.“[9]

Literatur

  • Christoph Dompke: 30 Jahre Operncafé Hartauer – eine Erfolgsgeschichte in Sachen Wiener Opernkultur. In: Orpheus, September/Oktober 2011, S. 51 f.
  • Geerd Heinsen: Die Oper lebt – Im Café Hartauer in Wien. In Orpheus, Jan. 1994, S. 12 f.
Commons: Peters Operncafé Hartauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. In der Eigenschreibweise auf der Website des Cafés sind alternierend die Formen Peters oder Peter’s, sowie Operncafé oder Operncafe zu finden.
  2. Im Gerichtsgebäude Riemergasse waren das Bezirksgericht Innere Stadt Wien, das Bezirksgericht für Handelssachen Wien, sowie das Handelsgericht Wien untergebracht, die im September 2003 in das Justizzentrum Wien-Mitte abgesiedelt wurden.
  3. Am 25. September 2011 feiert PETER’S OPERNCAFE HARTAUER seinen 30. Geburtstag.@1@2Vorlage:Toter Link/www.der-neue-merker.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Der Neue Merker, aktualisierte Fassung vom September 2011, zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2011.
  4. Wo am Nebentisch José Carreras an seinem Seidel nippt. In: Kurier, 19. August 2004.
  5. Franz Zelenka. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  6. Eugen Felgel. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  7. Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Residenz Verlag, Salzburg 1990, ISBN 3-7017-0635-2, S. 50.
  8. Alex Robertson: Neville Walker on Vienna. (Memento des Originals vom 7. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eurocheapo.com In: Budget Travel Tips – EuroCheapo, 2. Juli 2007; zuletzt abgerufen am 14. Oktober 2011.
  9. Neville Walker: Eccentricity everywhere.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ft.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Financial Times, 30. Juni 2007. Abgerufen am 11. November 2011. Originalzitat: A similarly lugubrious mood prevails at Peter's Operncafé Hartauer, a temple to dead divas in the Altstadt that recently celebrated its 25th anniversary, though such is the atmosphere of solemn obsolescence, it is astonishing to think of this place ever having been new. Scratchy old recordings of arias blast across the dimly lit room, which is sparsely peopled by an attentive clientele, mostly solitary and often gay. There is scarcely any movement, much less any sound, from the customers: the atmosphere is more that of a séance than of an evening's musical entertainment. The walls are covered with photographs of opera singers, many of them snapped with the eponymous Peter. Exceptions to the operatic rule are carefully chosen: the avant-garde 1980s countertenor Klaus Nomi, who died of Aids, and the diva of the Ufa melodramas, Zarah Leander, whose darkly soulful contralto suits the gloomy, smoky atmosphere. It's an intense, only-in-Vienna experience - at once eerily gothic and unintentionally comic, impossible to imagine in any other German-speaking city, or indeed in any protestant one.

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