Petasis-Reagenz

Bei dem Petasis-Reagenz handelt es sich um den Titankomplex Dimethyltitanocen. Es kann analog dem Tebbe-Reagenz zur Olefinierung von Ketonen, Aldehyden, Estern und Lactonen verwendet werden. Gegenüber dem Tebbe-Reagenz besitzt es den Vorteil der leichteren Herstellung und der höheren Stabilität. Des Weiteren erlaubt es auch die Einführung größerer Reste, während mit dem Tebbe-Reagenz nur eine Methenylierung möglich ist.[2]

Strukturformel
Strukturformel der Petasis-Reagenz
Allgemeines
Name Petasis-Reagenz
Andere Namen
  • Bis(η5-2,4-cyclopentadien-1-yl)dimethyltitan (IUPAC)
  • Dimethyltitanocen
Summenformel C12H16Ti
Kurzbeschreibung

orangefarbene Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1271-66-5
EG-Nummer (Listennummer) 679-889-8
ECHA-InfoCard 100.204.841
Wikidata Q417078
Eigenschaften
Molare Masse 208,13 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 304315336361d373412
P: 210264280301+310303+361+353304+340331[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Das Reagenz ist nach dem zyprisch-US-amerikanischen Chemiker Nicos A. Petasis (* 1954) benannt.

Herstellung

Die Herstellung des Petasis-Reagenz kann leicht aus Titanocendichlorid durch Substitution mit Methyllithium oder Methylmagnesiumchlorid bewerkstelligt werden.[3] Im Folgenden wird als Abkürzung für die Cyclopentadienyl-Liganden der auftretenden Komplexverbindungen die Abkürzung Cp verwendet.[4]

Synthese der Petasis-Reagenz
Synthese der Petasis-Reagenz

Reaktionsmechanismus

Das Petasis-Reagenz wird analog dem Tebbe-Reagenz verwendet. Wahrscheinlich wird auch als aktive Spezies das gleiche Schrock-Carben gebildet. Die Reaktion wird allerdings bei höherer Temperatur (60–80 °C) durchgeführt. Dies ist nötig um aus dem Titankomplex Methan abzuspalten und so einen Carbenkomplex zu bilden.[4]

Bildung des Petasis-Carbens
Bildung des Petasis-Carbens

Die Methylenierung verläuft analog der Reaktion mit der Tebbe-Reagenz: Das durch Methanabspaltung erhaltene Schrock-Carben addiert zunächst an die Carbonylkomponente unter Bildung eines Oxatitanacyclobutans. Nach Ringöffnung erhält man das methylenierte Produkt. Ähnlich wie im Falle des Phosphors bei der Wittig-Reaktion ist die Affinität von Titan zu Sauerstoff Triebkraft der Reaktion.

Einsatz des Petasis-Reagenz’
Einsatz des Petasis-Reagenz’

Verwendung

Verwendet wird das Petasis-Reagenz zur Methylenierung von Ketonen, Estern, Aldehyden und Lactonen. Besonders bei Carbonylfunktionen, die durch die Wittig-Reaktion nicht olefiniert werden können (z. B. Ester, Lactone), bietet das Petasis-Reagenz eine Alternative. Anders als beim Tebbe-Reagenz lassen sich auch in bedingtem Umfang größere Reste, wie zum Beispiel einen Benzylidenrest, einführen.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Bis(cyclopentadienyl)dimethyltitanium bei Thermo Fisher Scientific, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  2. Tanja Schirmeister; Carsten Schmuck; Peter Richard Wich: Beyer / Walter Organische Chemie. 25., völlig neu bearbeitete Auflage. Hirzel, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-7776-1673-5, S. 700701.
  3. Karl Clauss, Herbert Bestian: Über die Einwirkung von Wasserstoff auf einige metallorganische Verbindungen und Komplexe. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 654, Nr. 1, 15. Juni 1962, S. 8–19, doi:10.1002/jlac.19626540103.
  4. Jie Jack Li: Name reactions: A collection of detailed mechanisms and synthetic applications. 5. edition Auflage. Springer, Cham 2014, ISBN 978-3-319-03979-4, S. 474475, doi:10.1007/978-3-319-03979-4.
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