Petach Tikwa
Petach Tikwa (hebräisch פֶּתַח תִּקְוָה Petach Tiqwah/Petach Tiḳwah, deutsch ‚Tor der Hoffnung‘ [ ],[3] arabisch بتاح تكفا, DMG Bitāḥ Tikfā; auch Petah Tikva) ist eine Stadt in Israel. Sie liegt im Gebiet des Gusch Dan, nur wenige Kilometer östlich von Tel Aviv, im Zentralbezirk. Im Jahr 2018 zählte der Nachbarort Tel Avivs 244.275 Einwohner; er gehört damit zu den größten Städten Israels.
Petach Tikwa | |||
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Basisdaten | |||
hebräisch: | פתח תקווה | ||
arabisch: | بتاح تكفا | ||
Staat: | Israel | ||
Bezirk: | Zentral | ||
Gegründet: | 1878 | ||
Koordinaten: | 32° 5′ N, 34° 53′ O | ||
Höhe: | 15 m | ||
Fläche: | 35,868 km² | ||
Einwohner: | 244.275 (Stand: 2018)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 6.810 Einwohner je km² | ||
Gemeindecode: | 7900 | ||
Zeitzone: | UTC+2 | ||
Postleitzahl: | 49001-49197[2] | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Website: | |||
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Geschichte
Die Geschichte Petach Tikwas reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1878[4] gründeten Siedler aus Jerusalem eine erste Siedlung auf dem Land, das sie von den im Ausland lebenden Jaffaer Grundbesitzern Salim al-Kassar[4] und Anton al-Tayyan[4] im Dorf Mlabbis[4] gekauft hatten. Sie war die erste jüdische Bauernsiedlung („Moschava“) im damals osmanischen Palästina,[5] weshalb sie später den Beinamen „Mutter der Moschavot“ erhielt. Allerdings war die erste Ortsgründung „gescheitert durch Malaria und Überschwemmungen“.[6] Die „1882 dann 2., erfolgreiche Gründung, jetzt durch eingewanderte Juden“,[6] lag zeitgleich mit der Gründung von Rischon LeZion und Rosch Pina. Einer der ersten Siedler war Mordechai Diskin, ein Einwanderer aus Grodno.[7] Die Siedler benannten den neuen Ort nach einem Satz aus dem Buch Hosea: „Dann will ich ihr [gemeint ist Israel] von dorther ihre Weinberge geben und das Tal Achor zum Tor der Hoffnung machen.“ (Hos 2,17 ) Im Wappen steht auch noch der biblische Satz: „Wer sein Feld bestellt, wird satt von Brot“ aus dem Buch der Sprichwörter. (Spr 2,17 )
Ab 1888 erhielten die Siedler außerdem Unterstützung von Edmond de Rothschild, der viele Siedlungsprojekte im damaligen Palästina förderte. Die Siedlung hatte aufgrund von Missernten und Malaria zunächst erhebliche Probleme. Im Laufe der Zeit konnten die Malariasümpfe jedoch trockengelegt werden und die Gegend wurde zu einem Schwerpunkt des Zitrusfruchtanbaus. Dabei ergab sich ein weiteres Problem: der Transport der Ernte für den Export, die schnell und frisch zu den Schiffen des damals nächstgelegenen Hafens, nach Jaffa, gebracht werden musste. Das war mit Kamelkarawanen auf unausgebauten Sandpisten kaum zu bewerkstelligen.
Deshalb setzten sich die Orangenpflanzer schon unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg für eine Anbindung an die Eisenbahnhauptstrecke El Qantara–Haifa (Sinai-Bahn und Ostbahn) der Britischen Militärbahnen in Palästina ein. Bezahlen wollten die Militärbahnen die Bahnstrecke nicht und so investierte die Gemeinde Petach Tiqwah. Die Gemeinde konnte das benötigte Geld selbst nicht aufbringen, aber Zitruspflanzer gewannen Edmond de Rothschild dafür, einen Kredit über 20.000 Ägyptische Pfund für das Projekt zu gewähren. Die Palestine Railways bestanden allerdings darauf, dass die Siedler täglich mindestens 100 Fahrgäste garantierten. Diese machten demgegenüber zur Bedingung, dass an Schabbat kein Verkehr stattfinden dürfe, woraufhin die Eisenbahn darauf bestand, auch sonntags den Verkehr ruhen zu lassen.[8]
1921 ging die 6,5 Kilometer lange Stichbahn zwischen Ras el Ain, dem heutigen Rosch haAjin, an der Ostbahn und Petach Tikwa nach sechs Monaten Bauzeit in Betrieb. Sie kostete 53.000 Ägyptische Pfund statt der erwarteten 20.000. Deshalb beteiligte sich die Regierung des Mandatsgebietes an den Kosten und die Bahnstrecke gehörte als Kondominalbahn je zur Hälfte der Gemeinde Petach Tikwa und der Regierung.[9]
Sie war wirtschaftlich sofort ein Erfolg: Die Transportkosten für Orangen an die Küste sanken um mehr als die Hälfte. Auch der Reiseverkehr war unmittelbar erfolgreich; der Zug ersetzte eine vier- bis fünfstündige Fahrt im Pferdewagen über eine unbefestigte Sandpiste. Da nahmen Reisende auch die etwas umständliche Prozedur auf der Eisenbahn in Kauf: Ein oder zwei Personenwagen wurden an den Güterzug nach Ras el Ain angekuppelt und dort als Kurswagen an den Zug Haifa–El Qantara angehängt. In Lod mussten die Reisenden in den von Jerusalem kommenden Zug nach Jaffa umsteigen. Die Fahrzeit betrug – wenn alles pünktlich ablief – etwa 90 Minuten. Als 1928 die Straße nach Jaffa asphaltiert wurde, übernahmen Busse den Reiseverkehr und der Personenverkehr per Schiene endete. Ab 1949 wurde die Stichbahn in die Jarqonbahn einbezogen, die Petach Tiqwah direkt mit Tel Aviv verbindet. Petach Tikwa wuchs in den folgenden Jahren beträchtlich und erhielt 1937 das Stadtrecht. Josef Sappir war von 1940 bis 1951 Bürgermeister.
Nachdem der alte Bahnhof Petach Tiqwah 1993 geschlossen worden war, eröffneten im Jahre 2000 bzw. 2008 an der Jarqonbahn zwei neue Fernbahnhöfe, Petach Tiqwah Sgullah und Petach Tiqwah Qirjat Arjeh, wo seit 2023 Umsteigemöglichkeit zur Roten Linie des Danqal-Stadtbahnsystems der Metropole Tel Aviv besteht. Die Rote Linie bedient die Stadt mit sieben weiteren Halten.
Am 26. August 2020 ermordete ein 46-jähriger Palästinenser mit einem Messer einen 39-jährigen Israeli.[10]
Heutige Stadt
In Petach Tikwa gibt es noch einige historische Orte aus der Gründerzeit und ein historisches Museum im Museumskomplex Qiryat HaMuse'onim.[11] Petach Tikwa ist heute eine Stadt, an deren landwirtschaftliche Vergangenheit nur noch der so genannte Gründergarten im Stadtzentrum erinnert. Die zentrale Stütze der Wirtschaft ist die Industrie, vor allem in den Bereichen Textil, Metalle, Nahrungsmittel und Holz. In Petach Tikwa hat auch der weltweit operierende Pharmakonzern Teva seinen Sitz.
Der Tourismus spielt dagegen eine untergeordnete Rolle; von touristischem Interesse sind im Wesentlichen nur ein Denkmal zu Ehren Edmond de Rothschilds und die nahe der Stadt gelegenen Quellen des Flusses Yarkon im Jarkon-Afek-Nationalpark.
Partnerstädte
- Meerbusch (Deutschland, Nordrhein-Westfalen)
- Koblenz (Deutschland, Rheinland-Pfalz)
- Chicago (USA, Illinois)
- Subotica (Serbien)
- Bacău (Rumänien)
- Tschernihiw (Ukraine)[12]
Söhne und Töchter der Stadt
- Esther Raab (1894–1981), Dichterin
- Mordechai Zipori (1924–2017), Politiker
- Chanoch Bartow (1926–2016), Schriftsteller
- Urion Gallin (1928–2021), israelischer Leichtathlet
- Amotz Zahavi (1928–2017), Zoologe und Naturschützer
- Sara Japhet (1934–2024), Bibelwissenschaftlerin
- Amnon Altman (1935–2016), Altorientalist
- Ruth Almog (* 1936), Autorin
- Malachi Beit-Arié (1937–2023), Kodikologe und Paläograph
- Jehoschua Kenaz (1937–2020), Schriftsteller und literarischer Übersetzer
- Eliezer Waldman (1937–2021), Rabbiner, Politiker, Mitglied der Knesset
- Eliezer Oren (* 1938), Archäologe, Historiker und Hochschullehrer
- Gila Almagor (* 1939), Schriftstellerin und Schauspielerin
- Jiftach Spektor (* 1940), ehemaliger Kampfpilot und Brigadegeneral
- Uri Avner (1941–2014), Schachkomponist
- Dror Kashtan (1944–2024), Fußballspieler und -trainer
- Jossi Beilin (* 1948), Staatsmann, Mitglied der Knesset, Justizminister und stellvertretender Außenminister
- Israel Finkelstein (* 1949), Archäologe
- Tuvia Hod-Hochwald (1949–2019), israelisch-deutscher Rabbiner und Landesrabbiner von Rheinland-Pfalz
- Pnina Rosenblum (* 1954), Sängerin, Model, Schauspielerin, Politikerin und Unternehmerin
- Avram Grant (* 1955), Fußballtrainer
- Yuval Goren (* 1956), Archäologe
- Dov Khenin (* 1958), Politiker
- Uri Orbach (1960–2015), Politiker, Mitglied der Knesset, Minister für Senioren- und Pensionärsangelegenheiten
- Rami Saari (* 1963), Dichter, Übersetzer und Sprachforscher
- Saar Ben Yosef (* 1968), Schauspieler, Regisseur und Theaterlehrer
- Nick Deutsch (* 1972), australischer Oboist und Hochschullehrer
- Idan Tal (* 1975), Fußballspieler
- Yehuda Levi (* 1979), Schauspieler, Musiker und Model
- Tal Burstein (* 1980), Basketballspieler
- Yael Reuveny (* 1980), Regisseurin
- Michael Zandberg (* 1980), Fußballspieler
- Gal Alberman (* 1983), Fußball-Nationalspieler
- Gal Gadot (* 1985), Schauspielerin
- Shahak Shapira (* 1988), Satiriker, Musiker und Schriftsteller
- Lidor Cohen (* 1992), Fußballspieler
- Liel Abada (* 2001), Fußballspieler
Weblinks
Einzelnachweise
- אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Israel Postcode. postcodebase.com, abgerufen am 20. September 2014.
- M. J. Chayen: The Phonetics of Modern Hebrew. The Hague/Paris: Mouton, 1973; S. 31 (englisch).
- Nur Masalha: Palestine – A four thousand year history. 2. Auflage. Zed Books, London 2020, ISBN 978-1-78699-869-9, S. 330.
- Noam Zadoff: Geschichte Israels. Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75755-6, S. 14.
- Wolfgang Scheel: Lexikon biblischer Ortsbenennungen im modernen Israel. Eine Hilfe für Bibelstudium und Israelreise. 3. Auflage. Seidel, Hammerbrücke 2003, ISBN 3-933750-32-6, S. 65.
- Grodno. Encyclopedia Judaica, 2008 (englisch).
- Paul Cotterell: The Railways of Palestine and Israel. Tourret Books, Abingdon 1984, ISBN 0-905878-04-3, S. 33 (englisch).
- Walter Louis Rothschild: Arthur Kirby and the last years of Palestine Railways, 1945–1948. London 2007, Kap. 1, Abschnitt 1:(H) d. London, King’s College, phil. Dissertation, 2007 (englisch).
- Israeli stirbt nach Messerangriff. Israelnetz, 26. August 2020, abgerufen am 18. Oktober 2020.
- Museen in Petach Tikwa.
- Rat der Stadt Tschernihiw: Міста партнери. (Partnerorte) (ukrainisch).