Persönlichkeiten des Pietismus
Der Pietismus ist nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im kontinentaleuropäischen Protestantismus.[1]
Zur pietistischen Bewegung gehören zahlreichen Persönlichkeiten, die diese Bewegung beeinflusst haben und/oder von dieser beeinflusst wurden. Sie sollen im Folgenden systematisch aufgeführt werden, sofern ihre Wirksamkeit von überregionaler Bedeutung war bzw. ist:
Reformierte Pietisten von 1660–1780
- Friedrich Adolf Lampe (1683–1709)
- Joachim Neander
- Samuel Nethenus
- Gerhard Tersteegen (1697–1769)
- Theodor Undereyck (1635–1693)[2].
Lutherische Pietisten von 1670–1780
- Hermann Jung (1608 oder 1609 bis 1678)
- Philipp Jacob Spener (1635–1705)[3]
- Georg Friedrich Rogall
- Franz Albert Schultz
- Johann Friedrich Starck
- Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode
- Anton Heinrich Walbaum
Hallische Pietisten
- Carl Hildebrand von Canstein (1667–1719)
- August Hermann Francke (1663–1727)[4]
- Gotthilf August Francke
- Johann Julius Hecker
- Johann Daniel Herrnschmidt
- Heinrich Plütschau
- Samuel Urlsperger (1685–1772) – Leiter des Geistlichen Ministeriums in Augsburg
- Bartholomäus Ziegenbalg
Württembergische Pietisten
- Johann Albrecht Bengel (1687–1752)
- Johann Christoph Blumhardt
- Johann Friedrich Flattich (1713–1797) – origineller pietistischer Pfarrer
- Johann Ludwig Fricker (1729–1766)
- Christoph Ulrich Hahn (1805–1881) – Pfarrer und Förderer der Inneren Mission
- Johann Michael Hahn (1758–1819) – einflussreicher Denker und Gründer der bis heute existierenden Hahn'schen Gemeinschaften
- Philipp Matthäus Hahn (1739–1790)
- Philipp Friedrich Hiller (1699–1769) – Pfarrer und Liederdichter
- Johann Andreas Hochstetter (1637–1720)
- Ludwig Hofacker (1798–1828) – Pfarrer und Initiator der Stuttgarter Predigerkonferenz
- Wilhelm Hofacker (1805–1848) – Pfarrer in Stuttgart
- Gottlieb Wilhelm Hoffmann (1771–1846) – Gründer und erster Vorsteher der unabhängigen Gemeinde Korntal
- Sixt Karl Kapff (1805–1879) – Pfarrer, Kirchenpolitiker und Förderer der Inneren Mission
- Albert Knapp (1798–1864) – Pfarrer, Publizist, Liederdichter
- Immanuel Gottlieb Kolb (1784–1859) – Herausgeber des Hahn-Nachlasses, Ehrenbürger von Dagersheim und Korntal
- Johann Ludwig Krapf (1810–1881) – Afrikaforscher und Missionar
- Johann Jacob Moser (1701–1785) – Staatsrechtler
- Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782)
- Beate Paulus, geb. Hahn (1778–1842) – Pfarrfrau, Verfasserin diverser Wochenbücher, Tochter von Philipp Matthäus Hahn
- Christian Gottlob Pregizer (1751–1824) – Pfarrer und Gründer der bis heute bestehenden Pregizer Gemeinschaften
- Johann Georg Rapp (1757–1847) – Separatistenführer
- Charlotte Reihlen, geb. Mohl (1805–1868) – Initiatorin diverser diakonischer und missionarischer Einrichtungen
- Jeremias Friedrich Reuß (1700–1777) – Theologieprofessor in Tübingen
- Johann Friedrich Rock (1678–1749) – Führer der Inspirationsbewegung, in Württemberg geboren
- Friedrich Christoph Steinhofer (1706–1761)
- Gustav Werner (1809–1887) – pietistischer Sozialreformer
Vertreter der Herrnhuter Brüdergemeine
- Henriette Catharina von Gersdorff – Großmutter Zinzendorfs
- August Gottlieb Spangenberg
- Nikolaus Graf von Zinzendorf (1700–1760)[5]
Radikale Pietisten
- Gottfried Arnold (Theologe) (Hauptwerk „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie“) war der Wegbereiter einer modernen, kritischen kirchengeschichtlichen Forschung
- Johann Konrad Dippel (Posthume Gesamtausgabe: Eröffneter Weg zum Frieden mit Gott und allen Creaturen. Berleburg 1747. 3 Bände.)
- Eberhard Ludwig Gruber (Führungspersönlichkeit der Inspirierten)
- Johann Jacob Haug: (Wichtigster Initiator der Berleburger Bibel, einer Bibelausgabe mit Kommentaren, die im Radikalen Pietismus allgemein gelesen wurde)
- Ernst Christoph Hochmann von Hochenau
- Jean de Labadie (Separatist innerhalb der reformierten Kirche, Gründer der „Labadisten“)
- Alexander Mack (Führer der Schwarzenauer Neutäufer)
- Johann Daniel Müller (* 1716) wirkte als Konzertdirektor in Frankfurt am Main im Umkreis des jungen Goethe und wurde dann als Begründer der Vereinigungskirche „Offenbarung Christi“ zum Autor von mindestens 27 Büchern, darunter Elias mit dem Alcoran Mahomeds
- Johann Wilhelm Petersen und seine Ehefrau Johanna Eleonora von Merlau
- Johann Henrich Reitz: (Hauptwerk „Historie der Wiedergebohrnen“)
- Johann Friedrich Rock (Führungspersönlichkeit der Inspirierten)
- Johann Jakob Schütz (Führungspersönlichkeit der Frankfurter Separatisten, der „Saalhofpietisten“)
- Charles Hector de St George Marquis de Marsay und seine „Eheschwester“ Clara von Callenberg
- Johann Tennhardt
Spätpietisten und geistesverwandte Personen zwischen 1780 und 1820
- Matthias Claudius
- Samuel Collenbusch
- Johann Heinrich Jung-Stilling
- Friedrich Gottlieb Klopstock
- Johann Kaspar Lavater
- Johann Friedrich Oberlin
- Christian Friedrich Spittler – Gründer der Basler Mission
- Johann August Urlsperger – Gründer und Förderer der Deutschen Christentumsgesellschaft in Basel
- Thomas Wizenmann
Die Erweckten des 19. Jahrhunderts
- Samuel Elsner, Kaufmann und Verleger in Berlin
- Ernst Ludwig von Gerlach
- Alois Henhöfer
- Juliane von Krüdener
- Johannes Jaenicke (1748–1827), Pfarrer in Berlin
- Baron Hans Ernst von Kottwitz (1757–1843)
- Friederike von Reden
- Friedrich August Gottreu Tholuck (1799–1877), Professor in Halle
- Johann Heinrich Volkening
- Johann Hinrich Wichern (1808–1881), Vordenker der Inneren Mission
Neupietisten vom ausgehenden 19. bis in die Gegenwart
In Deutschland
- Wilhelm Busch
- Remmer Janssen, ostfriesischer Erweckungsprediger
- Christoph Kukat, ostpreußischer Erweckungsprediger
In der Schweiz
- Franz Eugen Schlachter Prediger der Evangelischen Gesellschaft
- Karl Stettler-von Rodt Gründer der Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern
In Russland
- Eduard Wüst – Erweckungsprediger unter den deutschsprachigen Mennoniten, aus denen unter seinem Einfluss die Mennonitischen Brüdergemeinden hervorgingen
Deutsche Pfingstbewegung
- Jonathan Paul – Prediger und Gründungsgestalt der deutschen Pfingstbewegung
Vom Pietismus beeinflusste Denker/Theologen
Vom Pietismus beeinflusste Politiker
Genannt seien exemplarisch
- der Reichskanzler Georg Michaelis
- der ehemalige deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann, geprägt durch die Pfarrer Friedrich Graeber und Wilhelm Busch in Essen/Ruhr
- der ehemalige deutsche Bundespräsident Johannes Rau, Sohn eines Wuppertaler Kaufmanns und nebenamtlichen Predigers
- die Politologin Christina Rau geb. Delius, Enkelin von Gustav Heinemann und Ehefrau von Johannes Rau.
Literatur
Monographien
a) Allgemeine Darstellungen:
- Martin Brecht, Klaus Deppermann, Hartmut Lehmann, Ulrich Gäbler (Hrsg.): Geschichte des Pietismus Bd. 1–4. Göttingen 1993–2004 (Standardwerk).
- Martin H. Jung: Pietismus. Frankfurt a. M. 2005 (fischer kompakt).
- Peter Schicketanz: Der Pietismus von 1675–1800, Leipzig 2001.
- Heinrich Schmid: Die Geschichte des Pietismus C.H. Beck'sche Buchhandlung, Nördlingen 1863[6].
- Johannes Wallmann: Der Pietismus. [2. Aufl.] Göttingen 2005 (UTB, 2598) (rascher, umfassender Überblick über den klassischen Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts).
b) Spezielle Themen (einschl. Forschungsbericht):
- Claus Bernet: Das deutsche Quäkertum in der Frühen Neuzeit. Ein grundsätzlicher Beitrag zur Pietismusforschung. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 60, 2008, S. 214–234.
- Dietrich Blaufuß: Korrespondierender Pietismus. Ausgewählte Beiträge. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2003. (S. 359–386 umfassender Forschungsbericht [tabellar. Übersicht S. 384–386]).
- Klaus Bockmühl: Die Aktualität des Pietismus. Brunnen, 1985, ISBN 3-7655-9045-2.
- Eberhard Busch: Karl Barth und die Pietisten. Die Pietismuskritik des jüngeren Barth und ihre Erwiderung, München 1978. (Zur Auseinandersetzung von Karl Barth mit dem Pietismus.)
- Reinhard Breymayer (Hrsg.): Luctuosa desideria. Wiedergefundene Gedenkschriften auf den Leipziger pietistischen Studenten Martin Born (1666 – 1689). Mit Gedichten von Joachim Feller, August Hermann Francke und anderen. Teil 1. Luctuosa desideria und Vetterliche und Freund-verbundene Letzte Pflicht. Text. Heck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-924249-42-7. S. 24–25 findet sich das weltberühmte Sonett Fellers auf Martin Born im Faksimile des jahrhundertelang verschollenen Erstdrucks innerhalb der Sammelschrift Luctuosa desideria (Gefühle schmerzlichen Vermissens).
- Ecke Demandt: Nikolaus Graf von Zinzendorf, Von Herrnhut zum Herrnhaag 1700–1760, Schriften der Altenstädter Gesellschaft für Kultur und Geschichte e. V. Nr. 8, ISBN 978-3-9811398-2-2.
- Jean Firges: Der Pietismus im deutschen Südwesten. Sonnenberg, 2005, ISBN 978-3-933264-43-5. (Über die kulturgeschichtlichen Prägungen der pietistischen Bevölkerung).
- Eberhard Fritz: Radikaler Pietismus in Württemberg. Religiöse Ideale im Konflikt mit gesellschaftlichen Realitäten (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte 18). Tübingen 2003 (über den radikalen Pietismus in Württemberg).
- Lothar Gassmann: Pietismus wohin? Neubesinnung in der Krise der Kirche, Verlag für Reformatorische Erneuerung, Wuppertal 2004, ISBN 3-87857-325-1.
- Werner Raupp: Der [württembergische] Pietismus (Ende des 17. und 18. Jahrhundert), in: ders. (Hrsg.): Gelebter Glaube. Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land. Ein Lesebuch. Metzingen/Württ. 1993 (ISBN 3-7722-0226-8), S. 87–216, 385–390 (Darstellung in Porträts mit Einleit., Quellentexte u. Literaturverzeichnis).
- Hans Schneider: Der fremde Arndt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006.
- Douglas H. Shantz: Between Sardis and Philadelphia: The Life and World of Pietist Court Preacher Conrad Bröske. Leiden: Brill, 2008.
- Claudia Wustmann: Die »begeisterten Mägde«. Mitteldeutsche Prophetinnen im Radikalpietismus am Ende des 17. Jahrhunderts. Leipzig; Berlin 2008. ISBN 978-3-933816-38-2.
Lexikonartikel
- Dietrich Blaufuß: Pietism. In: Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Edited by Wouter J. Hanegraaff, vol. II. Leiden, Boston: Brill 2005, S. 955–960.
- Reinhard Breymayer: Pietismus. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Herausgegeben von Gert Ueding, Bd. 6. Tübingen: Niemeyer 2003, Sp. 1191–1214. (Verhältnis Pietismus-Redekunst (Rhetorik)).
Periodika
- Pietismus und Neuzeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. (Mit der aktuellen Pietismus-Bibliographie. Hrsg. Udo Sträter).
Weblinks
Wikisource: Pietismus – Quellen und Volltexte
Commons: Pietism – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Anmerkungen
- vgl. Martin Brecht: Geschichte des Pietismus Bd. 1, S. 2.
- vgl. Johann Friedrich Gerhard Goeters: Der reformierte Pietismus in Deutschland 1650-1690. In: Geschichte des Pietismus Bd. 1, S. 241–278.
- vgl. Martin Brecht: Philipp Jakob Spener, sein Programm und dessen Auswirkungen. In: Geschichte des Pietismus Bd. 1, S. 279–399.
- vgl. Martin Brecht: August Hermann Francke und der Hallische Pietismus. In: Geschichte des Pietismus Bd. 1, S. 440–461.
- vgl. Dietrich Meyer: Zinzendorf und Herrnhut. In: Geschichte des Pietismus Bd. 2, S. 8–57.
- Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Die Geschichte des Pietismus. Beck, 1863 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.