Peroz von Persien

Peroz (mittelpersisch đ­Żđ­©đ­«đ­„𐭰 Pērƍz [Inschriftliche Pahlavi], chinesisch Bilusi) war ein persischer Kronprinz, Sohn des letzten sassanidischen Großkönigs Yazdegerd III. und Bruder des Prinzen Bahram. Er wird auch teils als Peroz III. bezeichnet (da er seinen Thronanspruch nie aufgab) und starb wohl vor 679 im Exil am chinesischen Kaiserhof.

Leben

Nachdem die Araber 636 in das Perserreich eingebrochen waren und den Sassaniden (wohl 638) in der Schlacht von Kadesia eine empfindliche Niederlage zugefĂŒgt hatten, wurde eine persische Delegation an den Hof der Tang-Kaiser entsandt, die chinesische UnterstĂŒtzung gegen die Araber erbitten sollte. Der Kaiser Taizong lehnte dies jedoch ab. 661 bat der junge Prinz Peroz selbst die Chinesen erneut um UnterstĂŒtzung, was wieder abgelehnt wurde; Peroz hielt in dieser Zeit wohl in Sistan einen letzten Rest von persischer Herrschaft aufrecht.[1] Er ließ MĂŒnzen prĂ€gen und wurde von chinesischer Seite als Herrscher anerkannt, denn Anfang 662 war er vom chinesischen Kaiserhof als König von Bosi eingesetzt worden, womit er faktisch ein chinesischer Vasall wurde. Peroz wurde von den Arabern um 670 endgĂŒltig zur Flucht gezwungen und durfte in den folgenden Jahren in der chinesischen Hauptstadt Chang’an einen Exilhof etablieren.[2] Der Tang-Kaiser Gaozong nahm Peroz freundlich auf, der auch die Erlaubnis erhielt, einen persischen Tempel zu errichten. Es ist unklar, ob es sich dabei um einen Feuertempel oder vielleicht um eine christliche Kirche gehandelt hat,[3] da zahlreiche AnhĂ€nger von Peroz anscheinend Christen waren und er angeblich auch eine Christin geheiratet hatte.

677 entsandte der Tang-Kaiser doch noch eine Streitmacht gegen die Araber, um Peroz an die Macht zu verhelfen, aber das Unternehmen scheiterte: Das Heer kam nur bis Kuqa. Wohl etwa um diese Zeit ist Peroz in Chang’an verstorben; einer chinesischen Quelle zufolge war er 679 jedenfalls tot.[4] Er selbst und spĂ€ter sein Ă€ltester Sohn Narseh waren vom chinesischen Kaiser zum Gouverneur von Iran ernannt worden. Eine grĂ¶ĂŸere persische Minderheit verblieb ebenfalls in Chang’an und ist noch bis ins 9. Jahrhundert nachweisbar, wobei die vielen Christen unter ihnen als Vermittler des Christentums in China wirkten, wie die im Jahr 781 errichtete Nestorianische Stele belegt.[5]

Die ErwĂ€hnung in chinesischen Quellen (Jiu Tang-shu [Alte Geschichte der Tang] bzw. Xin Tang-shu [Neue Geschichte der Tang], wobei die letztere Quelle die erstere in diesem Punkt korrigiert), dass Peroz zu den TĂŒrken flĂŒchtete, mit ihrer Hilfe gegen die Araber kĂ€mpfte und erst spĂ€ter nach Chang’an ging, ist nicht ganz klar einzuordnen; vielleicht bezieht sich dies auf eine andere Person.[6] Peroz’ Sohn Narseh versuchte offenbar, die TĂŒrken gegen die Araber zu mobilisieren. Es scheint so, dass noch Jahre nach der Eroberung des Sassanidenreichs die im Exil lebenden Perser Hoffnung hatten, wenigstens im östlichen Iran die arabische Herrschaft zu beseitigen, was letztendlich nicht gelang.

Literatur

  • Domenico Agostini, Sören Stark: Zāwulistān, Kāwulistān and the land Bosi - On the question of a Sasanian court-in-exile in the southern Hindukush. In: Studia Iranica 45, 2016, S. 17–38.
  • Matteo Compareti: The last Sasanians in China. In: Eurasian Studies 2, 2003, S. 197–213, ISSN 1722-0750
  • Denis C. Twitchett, John K. Fairbank (Hrsg.): The Cambridge History of China, Bd. 3: Sui and T’ang China, 589–906 AD, Part 1. CUP, Cambridge 1979, S. 280, ISBN 978-0-521-21446-9.
  • Ehsan Yarshater (Hrsg.): The Cambridge History of Iran, Bd. 3: The Seleucid, Parthian and Sasanian Periods, Part 1. CUP, Cambridge 1983, S. 176f. und 547, ISBN 0-521-20092-X.

Anmerkungen

  1. Matteo Compareti: The last Sasanians in China. In: Eurasian Studies 2, 2003, hier S. 206.
  2. Domenico Agostini, Sören Stark: Zāwulistān, Kāwulistān and the land Bosi - On the question of a Sasanian court-in-exile in the southern Hindukush. In: Studia Iranica 45, 2016, S. 18f.
  3. Matteo Compareti: The last Sasanians in China. In: Eurasian Studies 2, 2003, hier S. 207f.
  4. Matteo Compareti: The last Sasanians in China. In: Eurasian Studies 2, 2003, hier S. 207 und Anmerkung 49 (S. 208).
  5. Siehe dazu nun R. Todd Godwin: Persian Christians at the Chinese Court: The Xi’an Stele and the Early Medieval Church of the East. London/New York 2018.
  6. Vgl. Yarshater (Hrsg.), Cambridge History of Iran, Bd. 3. Cambridge 1983, S. 176, 547.
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