Pelagia
Pelagia (auch als Pelagius bekannt; gestorben angeblich auf dem Ölberg in Jerusalem) gilt in der Kirchengeschichte als eine der großen Büßerinnen und wird als Schutzpatronin der Komödianten und Schauspieler verehrt.
Legende
Ihre Vita wurde in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts von einem unter dem Pseudonym Jakobus schreibenden Redaktor auf Griechisch verfasst. Er gibt an, Augenzeuge der Geschehnisse gewesen und mit Pelagia bekannt gewesen zu sein. Die Vita wurde zunächst ins Syrische, später ins Lateinische und viele weitere Sprachen übersetzt. Demnach führte Pelagia unter dem Namen Margarita oder Marina in Antiochia ein Leben als Prostituierte, Schauspielerin und Tänzerin. Bei einer Predigt des ägyptischen Bischofs Nonnos, als dessen Diakon sich der Autor ausgibt, wurde Pelagia innerlich ergriffen, bekehrte sich und ließ sich taufen. Sie gab Schmuck und Geld den Armen, gab sich als Mann aus und bezog auf dem Ölberg in Jerusalem unter dem Namen Pelagius eine Klosterzelle. Dort starb sie nach einigen Jahren harter Bußübungen und ihr wahres Geschlecht wurde unter Anwesenheit des Jakobus „entdeckt“. Der Chronographia des Theophanes folgend,[1] wird der genannte Nonnos oft mit Nonnos von Edessa († 470/71) identifiziert, ohne dass es dafür seitens der Überlieferung Hinweise gibt.[2] Das Todesjahr Pelagias wird ohne Grund in das Jahr 457 gelegt.
Die heutige Forschung sieht in der Vita Pelagias im Allgemeinen eine Kontamination des Berichts über eine syrische Büßerin in einer Predigt des Johannes Chrysostomos[3] mit Zügen der Pelagia von Antiochia. Aufgrund des idealtypischen Charakters der Lebensbeschreibung wird die Historizität der Pelagia bezweifelt.
Hermann Usener hatte argumentiert, dass der Legende der Pelagia eine Umformung mythischen Materials zugrundeliege, das der griechischen Liebesgöttin Aphrodite zuzuordnen sei, was in der heutigen Forschung jedoch verworfen wird.[4]
Quellen
- Pelagie la pénitente. Métamorphoses d’une légende. Herausgegeben von Pierre Petitmengin u. a. Séminaire d’Histoire des Textes de l’École Normale Supérieure. Etudes augustiniennes, Paris (Ausgabe der griechischen, lateinischen, syrischen, arabischen, armenischen, georgischen und slawischen Textüberlieferungen)
- Band 1: Les textes et leur histoire : grec, latin, syriaque, arabe, arménien, géorgien, slavon. 1981, ISBN 2-85121-036-X.
- Band 2: La survie dans les littératures européennes. 1984, ISBN 2-85121-061-0.
Literatur
- Leonore Bazinek: Pelagia von Jerusalem. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 161–166.
- Heike Grieser: Pelagia v. Jerusalem. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999, Sp. 5.
- Philip Pattenden: Rezension von: Petitmengin: Pélagie la Pénitente. Métamorphoses d'une légende, Tome I: Les textes et leur histoire (1981). In: The Classical Review 33 (1983), S. 114–116.
Weblinks
Einzelnachweise
- Theophanes, Chronographia 141 Bonn (= 91,27 de Boor).
- Zur Problematik siehe Alan Cameron: The Poet, the Bishop, and the Harlot. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies. Band 41, 2000, S. 175–188 (PDF); erweiterte Fassung in derselbe: Wandering Poets and Other Essays on Late Greek Literature and Philosophy. Oxford University Press, Oxford / New York 2016, S. 81–90.
- Johannes Chrysostomos: Homilie 67 Matth.
- Hermann Usener: Legenden der Pelagia. Festschrift für die XXXIV Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Trier. Georgi, Bonn 1879, S. XX–XXIV (Digitalisat).