Paul Lazarus (Mediziner)
Paul Lazarus (* 14. Oktober 1873 in Czernowitz; † 6. Oktober 1957 in Locarno) war ein deutscher Radiologe, der von 1901 bis 1936 in Berlin wirkte.
Leben und Werk
Paul Lazarus stammte aus einer österreichischen Ärztefamilie und studierte an den Universitäten Heidelberg, Berlin und Wien, wo er im Jahr 1897 promovierte. Ab 1901 arbeitete er an der Charité in Berlin und schrieb in dieser Zeit mit dem Leiter der Abteilung, Ernst von Leyden, Arbeiten über Myelitis und Röntgenologie der Wirbelsäule. 1903 habilitierte sich Lazarus und wurde 1907 zum Professor ernannt. Von 1907 bis 1930 war er in Berlin Chefarzt am St. Marien-Krankenhaus und danach am St. Antonius-Krankenhaus.[1][2]
Er unterrichtete auch an der Friedrich-Wilhelms-Universität, der Berliner Universität. 1913 erschien das von ihm herausgegebene Handbuch der Radium-Biologie und Therapie in der ersten Auflage. Die zweite Auflage erschien in den Jahren 1928/31 in zwei Bänden. Zusätzlich zu der Tätigkeit als Herausgeber dieses Handbuchs war Lazarus Autor von über hundert wissenschaftlichen Arbeiten. Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten wurde ihm 1933 die Lehrbefugnis für die Universität entzogen.[4] Lazarus arbeitete bis 1936 weiter am St. Antonius-Krankenhaus in Berlin (dies allerdings nicht mehr in leitender Position) und floh dann mit seiner Familie in die Schweiz. In Fribourg war er noch einige Jahre als Chefarzt für Radioonkologie tätig.[5]
Veröffentlichungen
- als Herausgeber: Handbuch der Radium-Biologie und Therapie. J.F. Bergmann, Wiesbaden 1913.
- als Herausgeber: Handbuch der gesamten Strahlenheilkunde. J.F. Bergmann, München 1928 (Erster Band: Die physikalischen, chemischen und pathologischen Grundlagen der gesamten Strahlenbiologie und -therapie).
- als Herausgeber: Handbuch der gesamten Strahlenheilkunde. J.F. Bergmann, München 1931 (Zweiter Band: Strahlenklinik und spezielle therapeutische Methodik).
- Das St. Antonius-Krankenhaus Berlin-Karlshorst. Errichtet von den Marienschwestern. Grundsätze der modernen Krankenhaus-Behandlung. Berlin 1931.
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Dessauer: Paul Lazarus 80 Jahre. In: Strahlentherapie. Bd. 95 (1954).
- Karen Bayer, Frank Sparing, Wolfgang Woelk (Hrsg.): Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit. Steiner, Wiesbaden 2004.
- Eberhard Scherer: Paul Lazarus (1873–1957). Ein Rückblick auf Leben und Werk. In: Strahlentherapie und Onkologie. Bd. 183 (2007), H. 5, S. 290 f. (PDF-Datei).
- Inga-Britt Kelbert: Paul Lazarus (1873–1957). Pionier der Strahlentherapie. Leben und Werk. Med. Diss., RWTH Aachen, 2007 (PDF-Datei).
- Katrin Rudolph, Gerhard Lutz, L. A. K. Wuttke: Dr. Gerhart Bollert. Jurist, Politiker und Sammler (Memento vom 8. Oktober 2010 im Internet Archive). In: Prignitzlexikon (dort Abschnitt über Paul Lazarus).
- Rocco Thiede: Es ist ein heilig Ding um den Kranken, Feature im Deutschlandfunk, zum 60. Todestag
Weblinks
- Paul Lazarus in portal.dnb.de (abgerufen am: 17. Juni 2016.)
Einzelnachweise
- Diese Angaben stammen aus dem Rückblick von Eberhard Scherer und Bayer/Sparing/Woelk, S. 265.
- Das St. Antonius-Krankenhaus bestand von 1930 bis 1945 und Paul Lazarus gehörte zu seinen Gründern. Heute ist in dem Gebäudekomplex die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin und seit 2001 ein Seniorenstift (PDF-Datei (Memento des vom 2. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ) untergebracht.
- Weiteren Vorlesungsverzeichnissen (wie 1926 bis 1929) kann man entnehmen, dass Strahlenheilkunde und Fortschritte der Therapie regelmäßige Veranstaltungen von Paul Lazarus waren.
- Paul Lazarus war Katholik jüdischer Abstammung, siehe Lebenslauf von Gerhart Bollert.
- Laut Bayer/Sparing/Woelk konnte er jedoch nicht die schweizerische Arzt-Lizenz erwerben und war deshalb nur beratend tätig.