Pattuppattu

Pattuppattu (Tamil: பத்துப்பாட்டு Pattuppāṭṭu [ˈpat̪ːɯpːaːʈːɯ] „zehn Gesänge“) ist die Bezeichnung für eine Sammlung von zehn Werken der alttamilischen Sangam-Literatur. Das Pattuppattu umfasst zehn längere Einzelgedichte mit einer Länge von 103 bis 782 Zeilen. Gemeinsam mit den „acht Anthologien“ (Ettuttogai) bildet es das Korpus der Sangam-Literatur.

Sangam-Literatur
Ettuttogai
(„acht Anthologien“)
Pattuppattu
(„zehn Gesänge“)

Die Werke des Pattuppattu

Nachfolgend sind die zehn Gesänge in der traditionellen Reihenfolge aufgezählt:

Name des GedichtsZeilenzahl
Tirumurugatruppadaiதிருமுருகாற்றுப்படை Tirumurukāṟṟuppaṭai„die Weisung zu Gott Murugan“317
Porunaratruppadaiபொருநராற்றுப்படை Porunarāṟṟuppaṭai„die Weisung für die Kriegsbarden“248
Sirupanatruppadaiசிறுபானாற்றுப்படை Ciṟupāṉāṟṟuppaṭai„die Weisung für die Barden mit der kleinen Laute“269
Perumbanatruppadaiபெரும்பானாற்றுப்படை Perumpāṉāṟṟuppaṭai„die Weisung für die Barden mit der großen Laute“500
Mullaippattuமுல்லைப்பாட்டு Mullaippāṭṭu„das Waldgedicht“103
Maduraikkanchiமதுரைக்காஞ்சி Maturaikkāñci„der Ratschlag [für den König] von Madurai“782
Nedunalvadaiநெடுநல்வாடை Neṭunalvāṭai„der lange gute Nordwind“188
Kurinchippattuகுறிஞ்சிப்பாட்டு Kuṟiñcippāṭṭu„das Berggedicht“261
Pattinappalaiபட்டினப்பாலை Paṭṭiṉappālai„die Stadt und die Wüste“301
Malaipadukadamமலைபடுகடாம் Malaipaṭukaṭām„die Aussonderung aus dem Berg“583

Von den zehn Gesängen vertreten fünf, Porunaratruppadai, Perumbanatruppadai, Sirupanatruppadai, Malaipadukadam und Maduraikkanchi das Genre der Heldendichtung (puram) und eines, das Kurinchippattu, das Genre der Liebesdichtung (agam). In den drei Werken Pattinappalai, Mullaippattu und Nedunalvadai findet sich eine Mischform der Agam- und Puram-Genres. Das Tirumurugatruppadai ist ein Lobgedicht auf den Gott Murugan.

Textgeschichte und Anthologisierung

Die Datierung der Sangam-Literatur ist unsicher, die meisten zehn Gesänge stammen aber wahrscheinlich aus dem 4. bis 5. Jahrhundert n. Chr., während das Tirumurugatruppadai auf das 6. Jahrhundert anzusetzen ist.[1] Wann diese Werke zur Sammlung der „zehn Gesänge“ zusammengefasst wurden, ist aber nicht bekannt. Der Begriff der „zehn Gesänge“ taucht erstmals im 11. Jahrhundert beim Autor Ilamburanar in dessen Kommentar zum Tolkappiyam auf.[2] Die Identität der Werke, die zu den zehn Gesängen gehören, sowie ihre traditionelle Reihenfolge sind in einem anonymen Vers überliefert, der aus der Manuskripttradition bekannt ist. Er ist im Venba-Versmaß verfasst und vermutlich relativ jungen Datums. Dieses überlieferte Wissen bildet die Grundlage der Literaturgeschichtsschreibung über das Pattuppattu. Der besagte Vers lautet wie folgt:[3]

„முருகு பொருநாறு பாணிரண்டு முல்லை
பெருகு வளமதுரைக் காஞ்சி – மருவினிய
கோலநெடு நல்வாடை கோல்குறிஞ்சி படிடனப்
பாலை கடாத்தொடும் பாட்டு.“

Muruku porunāṟu pāṇ iraṇṭu mullai
peruku vaḷa maturaikkāñci – maruv’ iṉiya
kōla neṭunalvāṭai kōl kuṟiñci paṭṭiṉap-
pālai kaṭāttoṭum pāṭṭu.

Murugu, Porunaru, die beiden Pans, Mullai,
Maduraikkanchi von großem Reichtum, das gemeinschaftlich angenehme
schöne Nedunalvadai, das vorzügliche Kurinchi, Pattinappalai,
zusammen mit Kadam: dies sind die Gesänge.“

Einzelnachweise

  1. Eva Wilden: Manuscript, Print and Memory. Relics of the Caṅkam in Tamilnadu, Berlin, München, Boston: De Gruyter, 2014, S. 8.
  2. Wilden 2014, S. 15.
  3. Wilden 2014, S. 198–199.

Literatur

Textausgaben
  • Pattuppāṭṭu mūlamum Nacciṉārkkiṉiyar uraiyum. Herausgegeben von U. V. Swaminatha Iyer. Tirāviṭātnākara Accukkūṭam, 1889. [Zahlreiche Neuauflagen.]
Übersetzungen
  • J. V. Chelliah: Pattupattu: Ten Tamil Idylls. Tamil Verses with English Translation. Nachdruck Thanjavur: Tamil University, 1985 [1946]. [Komplettübersetzung der „zehn Gesänge“ ins Englische.]
Sekundärliteratur
  • K. Kailasapathy: Tamil Heroic Poetry. London: Oxford University Press, 1968.
  • Eva Wilden: Manuscript, Print and Memory. Relics of the Caṅkam in Tamilnadu. Berlin, München, Boston: De Gruyter, 2014.
  • Kamil Zvelebil: Tamil Literature. Leiden, Köln: E. J. Brill, 1975.
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