Personenkilometer
Personenkilometer (oder Passagierkilometer; Abkürzung: Pkm) ist im Personenverkehr eine betriebswirtschaftliche Kennzahl für die Transportleistung beim Transport von Passagieren oder Personen. Pendant im Güterverkehr sind die Tonnenkilometer (tkm).
Allgemeines
Passagiere im engeren Sinne sind speziell Reisende des Schiffs- und Flugverkehrs. Der Reisende in einem Land- und Binnengewässerfahrzeug wird traditionell als Fahrgast bezeichnet.
Die Messzahl der Personenkilometer () reflektiert die Beförderungsleistung im Personenverkehr zu Lande (öffentlicher Personennahverkehr: Omnibusse, Taxi; Schienenverkehr: Personenzüge, Straßenbahnen), zu Wasser (Binnenschifffahrt: Fähren, Personenschiffe; Seeschifffahrt: Passagierschiffe, Kreuzfahrtschiffe) und in der Luft (Passagierluftfahrt).[1]
Personenkilometer ist eine allgemeine Maßeinheit für die zu erbringende Transportleistung von Personen, unabhängig davon, zu welchem Fahrtzweck (Berufsverkehr, Dienst- oder Geschäftsreise, Freizeitverkehr, Urlaubsverkehr) und auf welche Art eine Ortsveränderung erfolgt. Im deutschsprachigen Raum wird Personenkilometer auch für beförderte Passagiere verwendet. So spricht das deutsche Personenbeförderungsgesetz (PBefG) im öffentlichen Personenverkehr ebenfalls von „Personen-Kilometern“ (§ 45a Abs. 2 Satz 1 PBefG). Durch die Globalisierung – und unter maßgeblichem Einfluss des internationalen Flugverkehrs – wird zunehmend der Begriff Passagierkilometer verwendet.
Berechnung
Die Messzahl ergibt sich aus dem Produkt zwischen der transportierten Anzahl von Passagieren (englisch Passenger Kilometers Transported, ) und der dabei zurückgelegten Wegstrecke in Kilometern ():[2]
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Je mehr Personen über eine Wegstrecke transportiert werden, umso höher ist die Messzahl „Pkm“. Das gilt auch, wenn die gleiche Personenzahl über eine längere Wegstrecke transportiert wird. Entsprechend ist „1 Pkm“ die Beförderung eines Passagiers über einen Kilometer.
Berücksichtigt werden nur zahlende Kunden, so dass mitreisende Säuglinge, Kinder bis zu einem bestimmten Alter oder sonst kostenlos fahrende Kunden (etwa Senioren) nicht mitgerechnet werden. Allgemein werden mithin nur die zahlenden Passagiere berücksichtigt.[3]
Luftverkehr
Im Luftverkehr wird zur Ermittlung der Passagierkilometer die Distanz zwischen zwei Orten theoretisch festgelegt, Umwege werden ignoriert. Im globalen Verkehr wird zur Ermittlung dieser Distanz die Orthodrome (Großkreisentfernung) verwendet, also die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf der Erdoberfläche. Weil das naturgemäß auf ein Jahr gerechnet eine sehr große Zahl ergibt, wird sie in Millionen oder Milliarden angegeben.
Unterschieden wird zwischen dem Sitzladefaktor (Passagierluftfahrt) und dem Nutzladefaktor (Luftfracht). Der Sitzladefaktor berücksichtigt die Passagierkilometer (auch Sitzkilometer oder englisch Revenue Passenger Kilometers, ) durch Gegenüberstellung der verkauften (englisch Passenger Kilometers Transported, ) mit den angebotenen Passagierkilometern (englisch Passenger Kilometers Offered, ):[4]
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Der Sitzladefaktor steigt, je mehr Sitzplätze innerhalb einer Rechnungsperiode verkauft werden können.
Sitzladefaktor und Nutzladefaktor werden zum Ladefaktor zusammengefasst. Der Ladefaktor ist abhängig von der Produktivität der Airline, vom eingesetzten Flugzeugtyp (Größe) und dem Tarif-Mix (Anteil der Sondertarife, First Class, Economy Class usw.). Die Ladefaktoren eignen sich für Betriebsvergleiche der Fluggesellschaften untereinander und werden jährlich von der IATA veröffentlicht. Nach Passagierkilometern gemessen waren in den letzten Jahren abwechselnd die US-Fluggesellschaften American Airlines, Delta Air Lines und United Airlines mit erheblichem Abstand die größten Fluggesellschaften der Welt.
Statistik
Die Personenkilometer werden in Statistiken insbesondere über die Beförderungsleistung und den Modal Split verwendet.[5][6]
Jahr | Busse und Bahnen Liniennahverkehr (in Milliarden Pkm) |
Busse und Bahnen Linienfernverkehr (in Milliarden Pkm) |
Taxi und Mietwagen (in Milliarden Pkm) |
---|---|---|---|
2018 | 107,5 | 49,6 | 2,98 |
2019 | 107,9 | 50,7 | 3,01 |
2020 | 72,0 | 25,4 | 1,80[7] |
In Statistiken spielt die Messzahl der Personenkilometer beispielsweise eine Rolle, wenn die verschiedenen Fahrtzwecke untersucht werden. So ist in Deutschland der Berufsverkehr ein wichtiger Bestandteil des Individualverkehrs und weist nach dem Urlaubs- und Freizeitverkehr den zweithöchsten Anteil am Personenverkehrsaufwand (gemessen in Personenkilometer) auf:[8]
Personenverkehrsaufwand nach Fahrzweck (in Milliarden Personenkilometern) |
2003 | 2017 |
---|---|---|
Urlaubs- und Freizeitverkehr | 43,6 % | 38,9 % |
Berufs- und Ausbildungsverkehr | 20,4 % | 20,5 % |
Einkaufsverkehr | 17,2 % | 15,8 % |
Geschäfts- und Dienstreiseverkehr | 12,5 % | 20,2 % |
Begleitfahrten | 5,2 % | 4,6 % |
Danach ist der Urlaubs- und Freizeitverkehr zwar immer noch führend, doch hat der Geschäfts- und Dienstreiseverkehr seinen Anteil stark erhöht. Die anderen Verkehre haben sich kaum verändert.
Wirtschaftliche Aspekte
Transportunternehmen gehören zum personalintensiven Dienstleistungssektor, so dass die Personalkosten meist die größte Kostenart darstellen. Da Personalkosten hier überwiegend als Fixkosten einzustufen sind, ist die Kapazitätsauslastung (oder Belegungsgrad) der Transportunternehmen von erheblicher Bedeutung.
Deshalb sind Personen- oder Passagierkilometer eine bedeutende betriebswirtschaftliche Kennzahl im Personenverkehr. Die in der Beförderungsleistung zum Ausdruck kommende Kennzahl ist nicht nur ein Maß für die Planung, Durchführung, Abrechnung und Statistik kommerziell erbrachter Beförderungsleistungen, sondern reflektiert die Kapazitätsauslastung und die erzielten Umsatzerlöse. Die Kennzahl wird bei Erhebungen von Verkehrsunternehmen, -verbünden und von Staaten genutzt.
Mit der Kennzahl kann die Kapazitätsauslastung von Transportmitteln berechnet werden. Je höher die Auslastung des Transportmittels ist, umso eher wird vom Beförderungsunternehmen die Gewinnschwelle erreicht. Ziel muss sein, so genannte „Leerfahrten“ zu minimieren, um die hierbei entstehenden Leerkosten zu vermindern und in Nutzkosten zu verwandeln. Die Reduzierung der Leerkosten geht mit der Erhöhung der verkauften Passagierkilometer einher. Bei Vollauslastung (100 %) gibt es entsprechend keine Leerkosten. Die Gewinnschwelle wird meist bei einer Auslastung von 60–70 % erreicht.
In Staaten, in denen das metrische System nicht geläufig ist (z. B. USA, Vereinigtes Königreich), wird statt des Personen- oder Passagierkilometers mit Passagiermeilen (englisch passenger miles) gerechnet.[9]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Band 4, 1984, Sp. 698
- Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gabler Wirtschaftslexikon, Band 5, 1984, Sp. 1629
- Die Deutsche Bahn rechnet seit 1998/1999 auch nicht zahlende Reisende wie Behinderte, Bundestagsabgeordnete, Soldaten und eigene Mitarbeiter hinzu
- Peter Maurer, Luftverkehrsmanagement, 2006, S. 126 f.
- Statista, Beförderungsleistung im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen in Deutschland von 2010 bis 2020, September 2021
- Statista, Anzahl der geleisteten Personenkilometer im Taxi- und Mietwagenverkehr in Deutschland von 2000 bis 2019, 2021
- Schätzung
- Bundesministerium für Verkehr und digitale Informationen (Hrsg.), Verkehrszahlen 2019/2020, 2019, S. 235
- Bureau of Transportation Statistics, U.S. Passenger-Miles, Juli 2020