Palais Lotzbeck

Das Palais Lotzbeck war ein Stadtpalais in München. Es entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch Umbau des früheren Palais Asbeck, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet worden war.

Das beschädigte Palais 1945 (Ausschnitt aus einer Luftaufnahme)

Geschichte

Erstbebauung Palais Asbeck

Das ursprüngliche Palais, benannt nach seinem Bauherrn Franz Wilhelm Freiherr von Asbeck[1][2], gilt als das „erste freistehende Privathaus in München“.[3] Karl von Fischer plante es an der Barer Straße Hausnummer 13. Westlich der Residenz, auf dem Weg zum neuen Sommerschloss Nymphenburg, sollte eine Gartenstadt entstehen, das Palais wurde als Musterhaus geplant.

Rekonstruierte Ansicht des ehemaligen Palais Asbeck

Die Kavaliershäuser am halbkreisförmigen Schlossrondell in Nymphenburg entsprachen den Planungen des jungen Baurates Fischer an der Brienner Straße, die damals noch Königsstraße hieß. Den Neubau bemaß der Architekt und Akademieprofessor in „bayerischen Werkschuh“, weil das napoleonische metrische System im Königreich Bayern noch nicht eingeführt worden war. Die Proportionen waren zu vergleichen mit denen der spätbarocken Gaststätte Fasanerie in Hartmannshofen. Die Form des rückseitig sich öffnenden Rechteckhofes war verwandt mit den beiden Flankenbauten am Schlossrondell.

Bauherr des zweigeschossigen Hauses mit dem mächtigen Walmdach über den sieben Fensterachsen war der „Vorstand der Steuer- und Domänen-Sektion“ Finanzpräsident Freiherr Franz Wilhelm von Asbeck: „Während seines achtjährigen Aufenthalts in München feuerte er vorzüglich den Baugeist durch viele schöne Proben seines guten Geschmacks und seiner Baukenntnisse, die er an den äußeren Formen sowohl als an der inneren Einrichtung mehrerer von ihm neu aufgeführten Gebäude ablegte.“[4]

Die Idee der Flankierung eines zurückgesetzten Haupthauses durch zwei Nebengebäude dürfte auf die Villa Thiene in Palladios Werk über die Architektur zurückgehen. Fischer war im Winter 1809 von einer Italienreise zurückgekehrt.

Die Zeichnungen für die Hauptfassade, Badetempel, Stallgebäude mit Kutscherstube, die Ansichten „des Gartensalons und der beiden Blumen-Häuser“ sind in der Architektursammlung der Technischen Universität München erhalten.[5] Die Genehmigung des Entwurfes wurde durch den König Max I. Joseph am 5. Juli 1809 erteilt.[6] Der mit einem Kranzgesims und zwei Voluten geschmückte Haupteingang war auf eine Fontäne inmitten des kreisrunden, nach der Königin Karoline benannten Platzes ausgerichtet. Erst 1833 wurde dort der Obelisk aufgestellt. Als Einfassung waren die beiden heute noch vorhandenen Nebengebäude vorgelagert: ein Pavillon für die Dienerschaft samt Räumen für die Kutsche und den Stall an der Barer Straße sowie ein südwärts offener kleiner Salon an der Brienner Straße. Im Garten hinter der vorstädtischen Villa stand ein dem Pantheon nachempfundenes Badehaus.

Als Hausbesitzer folgten die Kavalleriegeneräle von Hompesch 1825 und 1848 Waldbott-Bassenheim. Ferdinand Freiherr von Lotzbeck erwarb das Anwesen vom französischen Gesandten Paul Baron von Bourgoin.

Umbau zum Palais Lotzbeck

Plan für den Umbau

Der Architekt Eugen Behles plante im Frühjahr 1896 die Aufstockung mit einer historistisch verkleideten dritten Etage für das alte Palais und dessen Umgestaltung im neobarocken Stil. An die Stelle des über fünf Stufen erreichbaren Einganges trat ein mit vier Säulen gezierter Portikus samt Auffahrt, die es erlaubte, standesgemäß mit der Kalesche zwei- oder vierspännig anzurollen und geschützt das Haus zu betreten. An der Rückseite entstand ein verglaster Wintergarten. Die Bauabnahme durch die königliche Lokalbaukommission erfolgte am 10. Mai 1898.[7]

Nach dem Münchner Stadtadreßbuch wohnten hier im Jahre 1931 Freiherr Ferdinand von Lotzbeck und seine Gattin Elise, Gutsbesitzer-Eheleute in Aeschach, Freiherr Eugen von Lotzbeck, Freiherr Karl von Lotzbeck und die Freiin Vibeke Maria von Lotzbeck.[8]

1941 beherbergte das Anwesen von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei den Reichsschatzmeister, das Amt für Fernmeldewesen, die Buchbinderei sowie die Buchdruckerei der Reichsleitung.[9] Das Gebäude wurde 1944 durch einen Luftangriff beschädigt, aber erst 1955 abgebrochen.[10] Vorher wurde erwogen, die Mängel auszubessern und die Bayerische Akademie der Wissenschaften hier unterzubringen.[11]

1957 wurde auf dem freigeräumten Grundstück das Amerikahaus fertiggestellt.

Einzelnachweise

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/www.burgendaten.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Asbeck-Palais – Eintrag in der Online-Datenbank burgendaten.de (Private Website von Jürgen Reinke).
  2. Ehem. Nebengebäude – Asbeck- (Lotzbeck-) Palais (siehe Nr. 3), später Lotzbeck-Galerie auf der Homepage des Stadtportal München (Gerhard Willhalm)
  3. Oswald Hederer, Karl von Fischer: Leben und Werk. München 1960, S. 60
  4. Joachim Heinrich Jäck: Wichtigste Lebensmomente aller königlich bayerischen Zivil- und Militär-Bediensteten dieses Jahrhunderts. Augsburg 1818 (Online im Digitalarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek (bavarica.digitale-sammlungen.de))
  5. Sammlung: Fischer, Carl von auf der Website der Technischen Universität München (mediatum.ub.tum.de)
  6. Carl von Fischer: Ausstellung in der Neuen Pinakothek vom 1. Dezember 1982 bis 27. Februar 1983. S. 108
  7. Stadtarchiv München, Lokalbaukommission 4887, Karolinenplatz 3, Archivaliensignatur: DE-1992-LBK-04887
  8. Münchner Stadtadreßbuch, München 1931, S. 94
  9. Münchner Stadtadreßbuch. München 1941, S. 100
  10. Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale deutscher Architektur, Verluste – Schäden – Wiederaufbau. Bd. 2, Neumünster 1988, S. 1407
  11. Ellen Latzin: Ein Haus für die Akademie. Akademie Aktuell, Zeitschrift der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 2009, S. 70 (Online PDF-Datei)
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